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Hohe Temperaturen führen bei Milchkühen zu stärkerem Hitzestress. Umso wichtiger ist es für Betriebe, Signale dafür so früh wie möglich zu erkennen.
Fachleute gehen davon aus, dass sich die Veränderungen des Klimas in Deutschland weiter fortsetzen werden. Das heißt, die Winter werden voraussichtlich milder, die Sommer trockener und heißer. Zudem wird es häufiger Trockenperioden und länger andauernde Phasen mit hohen Temperaturen geben.
Vor allem dauerhaft hohe Temperaturen sind für Rinder ein Problem, insbesondere für Milchkühe. Denn wegen ihrer hohen Stoffwechselleistung erzeugen Kühe viel Wärmeenergie, die sie laufend abgeben müssen. Je höher die Leistung, desto mehr Wärme entsteht.
Bei hochleistenden Kühen im ersten Laktationsdrittel können das bis zu 1.500 Watt sein.
Im Bereich zwischen 4 und 16 Grad Celsius können Kühe die Wärme problemlos über die Haut an die Umgebung abgeben. In diesem Temperaturbereich fühlen sie sich deshalb am wohlsten.
Liegen die Außentemperaturen über diesem Optimum, kommt es zu ersten Verhaltensanpassungen. Die Tiere beginnen zu schwitzen und zu hecheln, das heißt, sie erhöhen die Atemfrequenz.
Mit der entstehenden Verdunstungskälte versuchen sie, ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Pro Stunde geben sie auf diese Weise bis zu 1,5 Liter Wasser ab.
Gelingt es Kühen auch mit diesen Verhaltensweisen nicht mehr, überschüssige Wärme vollständig abzugeben, beginnt der Hitzestress. Wann Hitzestress genau einsetzt, hängt nicht nur von der Temperatur ab. Großen Einfluss haben auch äußere Faktoren wie Luftfeuchte, Wärmeeinstrahlung und Windgeschwindigkeit, aber auch die Milchleistung, Trächtigkeit und die Rasse.
Eine Orientierung für die Einschätzung der Wetterbedingungen bietet eine Tabelle zum sogenannten Temperature-Humidity-Index (THI), in der sich kritische Temperaturen für Kühe in Abhängigkeit von der Luftfeuchte ablesen lassen.
Allgemein geht man davon aus, dass Temperaturen ab 24 Grad Celsius bei einer Luftfeuchte von 70 Prozent Hitzestress bei Kühen hervorrufen.
Für die Gesundheit und die Leistung von Kühen hat länger andauernder Hitzestress gravierende Folgen.
Ein großes Problem ist ein möglicher Energiemangel. Der entsteht, weil Kühe bei hohen Temperaturen zum Teil deutlich weniger Futter aufnehmen und gleichzeitig mehr Energie verbrauchen, um die überschüssige Wärme aktiv abzugeben.
Bei Energiemangel sinken die Milchleistung und die Gehalte wichtiger Milchinhaltsstoffe wie Fett und Eiweiß. Bei Färsen verlangsamt sich das Wachstum.
Bis sich die Auswirkung von Hitzestress durch abfallende Leistung bemerkbar macht, dauert es in der Regel zwei Tage. Dagegen können anschließend mehrere Wochen vergehen, bis die Leistung wieder das Ausgangsniveau erreicht hat.
Durch das verstärkte Hecheln zur Wärmeabgabe käuen die Tiere auch weniger wieder. Außerdem verlieren sie deutlich mehr Speichel und Mineralien über das Schwitzen. Deshalb steht auch weniger Speichel für die Pufferung des Pansens zur Verfügung, sodass bei längeren Hitzephasen das Risiko für eine Pansenübersäuerung (Pansenacidose) steigt.
Zudem wird bei Hitze das Immunsystem zurückgefahren. Das macht die Kühe anfälliger für Krankheiten und führt verstärkt zu Mastitiserkrankungen.
Stoffwechselstörungen wie Ketosen und das Festliegen nach dem Kalben treten ebenfalls häufiger auf.
Darüber hinaus sinkt die Fruchtbarkeit der Tiere, während die Sterblichkeit von Embryonen und Kälbern erhöht ist. Bis sich diese negativen Folgen wieder normalisiert haben, dauert es nach Ende einer Hitzestressphase oft mehrere Wochen.
Um die Auswirkungen von Hitze so gering wie möglich zu halten, kommt es darauf an, erste Signale für Hitzestress rechtzeitig zu erkennen und rasch gegenzusteuern.
Dafür sollte die eigene Herde bei höheren Temperaturen regelmäßig beobachtet werden.
Steht ein Großteil der Herde in den Liegeboxen und zeigt mehr als ein Drittel der Kühe eine Frequenz von über 80 Atemzügen pro Minute sind das die ersten Hinweise auf Stress.
Sammelt sich die Herde zudem verstärkt um Tränken, Stallöffnungen oder Ventilatoren und herrscht insgesamt eine größere Unruhe im Stall, sollte die Betriebsleitung mit weiteren Maßnahmen gegensteuern.
Für das Erkennen von Signalen kann auch Digitaltechnik hilfreich sein, die für die Überwachung von Tiergesundheit und Brunst genutzt wird.
Denn Symptome wie eine erhöhte Wiederkäutätigkeit, eingeschränkte Aktivität, ein abfallender pH-Wert im Pansen und eine geringere Futteraufnahme können inzwischen über verschiedene Sensoren digital aufgezeichnet werden. Für jede Kuh können die Daten laufend gesammelt und per Smartphone oder am Rechner abgerufen werden.
Wichtig: Ein Signal hat wenig Aussagekraft. Je mehr davon sichtbar werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Tiere unter Hitzestress leiden.
Letzte Aktualisierung 23.02.2023