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Milchviehbetriebe können über ein angepasstes Management die Menge an Klima schädlichen Gasen verringern. Das zeigt eine gesamtbetriebliche Betrachtung der Milcherzeugung.
Im Jahr 2020 entstanden durch die landwirtschaftliche Erzeugung in Deutschland etwa 66,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Etwa ein Drittel dieser Menge stammt aus der Haltung von Wiederkäuern, vor allem von Rindern und insbesondere Milchkühen. Der Grund dafür ist, dass Wiederkäuer bei ihrer Verdauung Methan erzeugen. Dieses Gas ist etwa 25 Mal klimaschädlicher als CO2.
Je mehr Futter Rinder aufnehmen, desto mehr Methan entsteht. In einem begrenzten Rahmen können Betriebe über die Zusammenstellung der Futterration die Methanmenge beeinflussen. So bilden die Tiere weniger Methan, wenn der Stärkeanteil in der Ration erhöht wird, etwa durch mehr Mais- statt Grassilage. Diese Strategie lässt sich aber nur eingeschränkt umsetzen, da eine Ration bei zu hohen Stärkeanteilen nicht mehr wiederkäuergerecht ist und das Risiko für Pansenerkrankungen steigt.
Das Gleiche gilt für den Einsatz von Fetten und Ölen in der Fütterung. Praxisversuche haben gezeigt, dass durch Zugabe von Leinöl die Methanbildung um zehn bis 25 Prozent verringert werden kann. Auch mit ätherischen Ölen aus Pflanzen wie etwa Traubenkernextrakten ließen sich in Versuchen bis zu 20 Prozent der täglichen Methanmengen einsparen. Doch beide Maßnahmen sind nur begrenzt umsetzbar, da zu große Mengen zum Beispiel zu einer schlechteren Futteraufnahme und -verwertung führen.
Doch in der Milchviehhaltung gibt es noch zahlreiche weitere Ansatzpunkte, die Klimaeffizienz der Erzeugung zu verbessern. Das wurde in der zehnjährigen Studie "Netzwerk der Pilotbetriebe“ deutlich. Ein Forscherteam untersuchte im Projekt auf 35 Praxisbetrieben bundesweit, wie viele Treibhausgasemissionen (THGE) auf gesamtbetrieblicher Ebene bei der Milcherzeugung entstehen. Das heißt, es wurden auch andere relevante Bereiche wie der Futterzukauf, der betriebseigene Futterbau und die eigene Nachzucht berücksichtigt.
Nach den Ergebnissen der Studie ist die Methanbildung durch die Verdauung der Kühe und der Nachzucht die wichtigste Quelle für THGE in der Milchviehhaltung. Ein wichtiger Optimierungsschritt kann deshalb eine höhere Milchleistung sein, etwa durch eine verbesserte Qualität des Grundfutters. Denn dadurch sinkt die THG-Menge pro erzeugtem Kilogramm Milch.
Dieser Effekt ist aber nur wirksam bis zu einer Durchschnittsleistung von etwa 10.000 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr. Bei weiter steigenden Leistungen gehen die produktbezogenen THGE nicht weiter zurück. Der Grund: Mit zunehmender Leistung steigen die Ansprüche an die Futterqualität. In der Regel wird auf diesem Leistungsniveau Kraftfutter auf Getreidebasis eingesetzt, bei dessen Erzeugung mehr THGE entstehen als beim Anbau von Grundfutter.
Bei vielen untersuchten Betrieben der Studie waren die Eiweiß- und Energiegehalte der Rationen nicht optimal an den Bedarf der Kühe angepasst. Deshalb sollten die Inhaltsstoffe der Grundfutterkomponenten regelmäßig bestimmt werden und in die Rationsgestaltung einfließen.
Denn: eine hohe Grundfutterleistung und ein sparsamer Einsatz von Kraftfutter sind die Basis für eine klimaschonende Fütterung.
Bei der Erzeugung eigener Futtermittel kann eine humusfördernde Bewirtschaftung dazu beitragen, die THGE zu senken. Vorteilhaft ist zum Beispiel der Anbau von mehrjährigem Kleegras, wie er im Ökolandbau üblich ist. Auch Grünland bietet als stabiler Speicher für CO2 in Bezug auf eine klimaschonende Futtererzeugung Vorteile gegenüber dem Maisanbau. Allerdings hängen diese Vorteile stark von den standortspezifischen Bedingungen wie der Bodengüte oder der Niederschlagsmenge ab. Deshalb gibt es nach Einschätzung des Forscherteams keine allgemeingültige Lösung, sondern ein betriebsindividuelles Optimum.
Auch der Zukauf von Futtermitteln hat Einfluss auf die gesamtbetriebliche Klimabilanz. Zugekaufte Futtermittel machten etwa fünf Prozent der gesamten betrieblichen THGE aus. Ein praktikabler Schritt ist der Ersatz von Sojaschrot aus Nicht-EU-Staaten durch heimische Eiweißpflanzen. Denn bei Import-Soja aus Südamerika werden die entstehenden THG-Belastungen durch die Landnutzungsänderungen für den Anbau mit einbezogen.
Bei der Färsenaufzucht entstehen genauso viele THGE wie bei der Haltung von Milchkühen. Ein weiterer Hebel zur Senkung der gesamtbetrieblichen THGE ist deshalb eine gute Tiergesundheit und die damit verbundene längere Nutzungsdauer der Kühe. Denn je länger die Tiere einer Herde im Schnitt gemolken werden können, desto weniger Tiere müssen für die Nachzucht bereitgestellt werden und desto weniger THGE entstehen.
Ein zentrales Ergebnis der Studie war der große Einfluss des Managements auf die betriebliche Klimabilanz. So lagen die THGE bei den schlechtesten Betrieben bis zu 50 Prozent höher als bei den besten Betrieben. Das macht nach Einschätzung des Forscherteams deutlich, dass über ein angepasstes Management auf vielen betrieblichen Ebenen die Freisetzung von Klimagasen verringert werden kann.
Letzte Aktualisierung 11.07.2024