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Die aktuellen Unfallverhütungsvorschriften der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, SVLFG, müssen allen Tierbetreuenden geläufig sein. Beim Milchvieh dürfen beispielsweise keine Deckbullen mehr in der Herde laufen.
In Rinderhaltungen passieren jedes Jahr viele Arbeitsunfälle - auch tödliche. Insbesondere beim Treiben der Kühe kommt es häufig zu "Missverständnissen“ zwischen Mensch und Tier, so die Statistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, SVLFG. Viele unfallträchtige Situationen lassen sich aber durch ein besseres Verständnis für die Kühe und bauliche Vorkehrungen entschärfen. Sicherer Umgang mit Rindern bedeutet deswegen unter anderem, das Verhalten und die Bedürfnisse von Rindern zu kennen.
Mit Blick auf die wesentlichen Ursachen für Arbeitsunfälle im Kuhstall passt die SVLFG die Unfallverhütungsvorschriften an. So trat im April 2021 die novellierte "Vorschrift für Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Tierhaltung“ (VSG 4.1) in Kraft. Damit ergaben sich für Rinderhalterinnen und Rinderhalter einige Änderungen. Die Anforderungen an die Haltungsumwelt orientieren sich auch am natürlichen Verhalten von Milchkühen.
Das Verhalten unserer Nutztiere ist instinktiv geprägt. Schon kurzes Erschrecken, hektische Berührungen oder Rangauseinandersetzungen können zu heftigen Flucht- und Abwehrreaktionen führen. Der sichere Umgang mit Kühen bedeutet daher unter anderem, das Verhalten und die Bedürfnisse von Rindern zu kennen, um so Gefahren rechtzeitig wahrzunehmen und Unfälle zu vermeiden.
Die betreuenden Personen sollten immer einen ruhigen Umgang mit Rindern pflegen. Hektik beim Treiben ist unbedingt zu vermeiden, damit erst gar kein Stress entsteht. Denn gestresste Kühe sind nicht mehr gut lenkbar. Dazu gehört es auch, laute Geräusche zu vermeiden.
Beim Treiben sollte außerdem der "Drehpunkt Schulter“ und der hieraus resultierende Platzbedarf des Tieres beachtet werden.
Nie sollte man mit dem Rücken zur Wand oder ohne Fluchtweg treiben! Bauliche Details im Stall, die Fluchtmöglichkeiten für die betreuenden Personen bieten, können im Ernstfall lebensrettend sein.
Auch vermeintliche Kleinigkeiten sollten beachtet werden. Senken Rinder beispielsweise beim Treiben den Kopf, kann es auch bedeuten, dass sie den Boden oder eine Pfütze zu untersuchen wollen, bevor sie darüber gehen. Schon kleine Schwellen sind für sie oft ein Hemmnis. Hier hilft es schon, ihnen ein wenig Zeit zu geben.
Schnell zu Stress führt insbesondere soziale Isolation bei den Herdentieren. Abrupte Reaktionen sid oft die Folge. Zum Beispiel kann das bei der Klauenpflege der Fall sein. Hier hilft es schon, wenn der Klauenpflegestand in der Nähe der Herde aufgestellt wird.
Grundsätzlich gilt: Wenn gefährliche Situationen erst gar nicht entstehen, ist das die beste Unfallverhütung.
Bei der täglichen Arbeit im Milchviehbetrieb helfen Kenntnisse zum Tierverhalten Stress und Schlimmeres zu vermeiden - sowohl für die Menschen wie auch für die Tiere. Das bedeutet im Umkehrschluß, dass sämtliche Personen mit Tierkontakt im Umgang mit ihnen geschult sein müssen.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024