Öko-Legehennen: Tierwohl und Gesundheit stärken Öko-Legehennen: Tierwohl und Gesundheit stärken

Tierwohl und Gesundheit auch in größeren Beständen stärken

Wenn es um die Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit geht, stehen Ökobetriebe mit größeren Beständen vor besonders großen Herausforderungen. Hier können ein betrieblicher Tiergesundheitsplan und eine gezielte Raufuttervorlage, zum Beispiel von Maissilage, weiterhelfen.

Tierhalter mit ökologischer Legehennenhaltung haben in ihren Beständen oft mit Endo- und Ektoparasiten, mit Entzündungen, mit Gefiederverlusten oder Verletzungen durch Federpicken und Kannibalismus zu kämpfen. Die Verluste hierdurch nehmen zum Teil tierschutzrelevante Ausmaße an und sind vor allem in größeren Beständen ein Problem. Doch wie können Tierwohl und Tiergesundheit nach ökologisch-ethischen Vorstellungen und Vorgaben auch in großen Beständen gesichert und verbessert werden? Welche Parameter eignen sich besonders zur Beurteilung der Tiergesundheit in großen Beständen? Und wie wirkt sich eine gezielte Raufuttervorlage auf Tierwohl und Tiergesundheit aus? Das wurde im Rahmen des EIP-Agri Projektes "Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit in der ökologischen Legehennenhaltung" untersucht. In diesem Projekt arbeiteten Biobetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern, die Öko-Beratungsgesellschaft Hohenkammer, die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis und Veterinärlabor Dres. Arnold und die LMS Agrarberatung GmbH in einer so genannten Operationellen Gruppe (OG Bio-Ei) zusammen. Das Projekt startete im Jahr 2015 und endete im Jahr 2019. Es umfasste zwei Versuchsdurchgänge (zwei Versuchsjahre).

"Gesamteindruck je Stallabteil" – ein sinnvoller Tiergesundheits-Parameter

Tierhalter mit großen Beständen müssen sich schnell, zuverlässig und objektiv einen Überblick über den Gesundheitsstatus ihrer Herden verschaffen können. Ein gutes Instrument hierfür ist das so genannte MTool, eine Managementhilfe für Legehennenbetriebe. Es fragt verschiedene Tiergesundheits-Parameter ab und erleichtert die genaue Beurteilung der Herde. Darüber hinaus bietet das Tool zahlreiche Handlungsempfehlungen, Beurteilungskarten, Arbeitsblätter sowie eine Android-App, mit deren Hilfe eine Schwachstellenanalyse durchgeführt und der Gesundheitsstatus der Herde gezielt verbessert werden kann.

    Die OG Bio-Ei nutzte das MTool zur Einzeltierbonitierung und zur Beurteilung der Tiergesundheit der Herden. Etwa 3 Stunden Arbeitszeit müssen nach den Erfahrungen der Gruppe eingeplant werden, um 50 Tiere zu bonitieren. Das Fazit: Wenn in Ställen mit mehreren tausend Tieren – im Beispiel der OG Bio-Ei waren es jeweils 12.000 Tiere pro Stall - allein mit dem MTool eingeschätzt werden soll, wie der Tiergesundheitsstatus ist, bindet dies jede Menge Arbeitszeit und ist auf die Dauer schwer umzusetzen.

    Die Operationelle Gruppe entschied sich deshalb dafür, das MTool um den Punkt "Gesamteindruck je Stallabteil" zu erweitern. Dabei werden die Einstreuqualität je Stallabteil und der Anteil der Federn je Stallabteil visuell ermittelt. Aus Sicht der OG Bio-Ei ist die Erfassung des Gesamteindrucks leicht umsetzbar und hilft Geflügelhaltern, sich schneller und ohne großen Zeitaufwand einen Überblick über den Gesundheitsstatus der Herden zu verschaffen.

    Raufutter gezielt vorlegen

    Damit Legehennen ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können und weniger Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus entwickeln, müssen sie beschäftigt werden. In Wissenschaft und Praxis wird hierzu seit langem nach einfachen Lösungen gesucht. Die OG Bio-Ei testete, wie sich eine tägliche Gabe von Maissilage von durchschnittlich 10 Gramm pro Tier und Tag auswirkt und welche Darreichungsformen für Betriebe am praktikabelsten sind.

    Als sehr leicht umsetzbar erwies sich das Angebot von ökologisch produziertem Mais in Rundballen. Darüber hinaus entschied sich die Gruppe, ein technisches System der "Einstreuzuführung" zu testen und weiterzuentwickeln. Bei diesem System werden verschiedene Materialien über Förderschnecken in den Stallinnenbereich transportiert. Die OG Bio-Ei ergänzte das System um Fallrohre und Prallteller, um das Beschäftigungsmaterial noch besser verteilen zu können. Die Erfahrungen mit dem System waren grundsätzlich sehr positiv:

    • Die Maissilage wurde von der Herde gut bis sehr gut angenommen. Die Tiere zeigten von Beginn an großes Interesse an diesem Beschäftigungsmaterial, ohne dass es zu Rangkämpfen oder Federpicken kam. Insgesamt waren die Tiere sehr ausgeglichen.
    • Auch die Tiergesundheit wurde durch die Gabe der Maissilage positiv beeinflusst. Die Tierverluste waren in beiden Versuchsdurchgängen geringer als in der Vergleichsgruppe. Im ersten Durchgang betrugen die Verluste 6,25 Prozent (Versuchsgruppe, 12.000 Tiere) zu 6,98 Prozent (Vergleichsgruppe, 12.000 Tiere), im zweiten Durchgang waren es 5,47 Prozent (Versuchsgruppe) zu 7,17 Prozent (Vergleichsgruppe).
    • Weil die Tiere insgesamt gesünder waren, stieg auch die Produktivität. Im Mittel der beiden Versuchsdurchgänge wurden etwa 44.000 Eier mehr produziert, was etwa 1 Prozent der Legeleistung entspricht.
    • Die Hennen benötigten darüber hinaus weniger Futter pro Tag (123,4 Gramm beziehungsweise 123,7 Gramm in den Vergleichsgruppen zu 130 Gramm in den Kontrollgruppen).

    Mehraufwand höher als der Mehrerlös

    So positiv sich die Maßnahmen auf Tiergesundheit und Leistung auch auswirkten, mehr Tierwohl bedeutete höhere Kosten, die im EIP-Projekt "Bio-Ei" nicht durch höhere Erlöse kompensiert werden konnten. Der Mehraufwand war in beiden Versuchsdurchgängen höher als der Mehrerlös. Der durchschnittliche Mehraufwand für die Summe aller tierwohlfördernden Maßnahmen betrug 26.220 Euro pro Durchgang (jeweils 12.000 Hennen pro Stall und Durchgang). Ihm stand ein durchschnittlicher Mehrerlös von ca. 8.345 Euro gegenüber. Daraus ergaben sich bereinigte Mehrkosten für die tierwohlfördernden Maßnahmen von etwa 0,45 Cent pro Ei – speziell für den am Projekt Bio-Ei beteiligten Praxisbetrieb. Die Kosten setzen sich folgendermaßen zusammen:

    • Im Versuchsstall mussten 66.430 Euro für zusätzliche Bau- und Ausrüstungen investiert werden, zum Beispiel für das technische System der Einstreuzuführung.
    • Die Beschaffung der Maissilage war mit zusätzlichen Kosten verbunden.
    • Der Arbeitsaufwand der Mitarbeitenden für die Befüllung, Bedienung und Tierbeobachtung war im Versuchsstall höher als im Vergleichsstall.

    Fazit: Die Investition in eine Einstreuzuführung ist aus ökonomischer Sicht nicht uneingeschränkt auf andere Betriebe übertragbar. Aufgrund der Kostenintensität wird eine solche Anlage voraussichtlich nur in großen Geflügelhaltungsbetrieben Anwendung finden können. Für alle anderen Betriebe sind kleine Futterverteilgeräte eine günstige Option zum Einstreuzuführungs-System. Sie eignen sich gut zum Verteilen von Maissilage. Bei der Auswahl alternativer Beschäftigungsmaterialien, die über ein Einstreuzuführungs-System in den Stall eingebracht werden könnten, besteht weiterer Forschungsbedarf.


    Letzte Aktualisierung 23.08.2023

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