Tierwohl-Indikatoren bei  LegehennenTierwohl-Indikatoren bei Legehennen

Tierwohlindikatoren für Legehennen

Tierwohl bei Legehennen lässt sich anhand vieler unterschiedlicher Indikatoren erfassen und bewerten.

Legehennen werden oft in großen Beständen gehalten. Die Herden umfassen in der Regel mehrere hundert bis mehrere tausend Tiere. Deswegen ist es gerade bei dieser Nutztierrichtung wichtig, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter betriebliche Eigenkontrollen durchführen, um das Tierwohl bei ihren Hennen sicherzustellen. Tierwohlindikatoren helfen, die Stärken und Schwächen in der Legehennenhaltung auszuloten und die Tierhaltung stetig zu verbessern.

Bestand, Stichprobe und Einzeltier

Es gibt unterschiedliche Indikatoren mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Bei einigen werden die Daten des ganzen Bestandes kontinuierlich erfasst, wie zum Beispiel der Futter- und Wasserverbrauch.

Bei anderen Indikatoren wie der Untersuchung des Gefieders werden stichprobenmäßig einzelne Tiere begutachtet und daraus Rückschlüsse auf den Gesamtbestand gezogen.

Doch egal ob Bestandserhebung oder Einzeltieruntersuchung, die genaue Tierbeobachtung und Tierbeurteilung lohnt sich auf jeden Fall. Ist sie erst einmal fest in die Betriebsabläufe integriert, danken die Hühner ihre gute Haltungsumgebung mit guten Leistungen und Gesundheit und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gewinnt.

Stärken und Grenzen einzelner Indikatoren

Ressourcenbezogenen Indikatoren umfassen technische Parameter von Stall und Haltungssystem, wie etwa das unterschiedliche Platzangebot in Bodenhaltung und Freilandhaltung von Legehennen.

Zu den managementbezogenen Indikatoren zählen die Arbeitsabläufe und Praktiken auf dem Betrieb wie routinemäßige Behandlungen, die Fütterungstechnik, das Wasserangebot oder die Reinigung und Desinfektion des Stalles.

Viele ressourcen- und managementbezogene Indikatoren werden durch die betriebliche Dokumentation gemessen und erfasst. Sie lassen sich daher leicht am PC auswerten und belegen. Schwieriger ist es allerdings, Rückschlüsse auf das Tierwohl des Einzeltieres zu ziehen. Deswegen sollte das Erfassen von Management-Maßnahmen wie zum Beispiel auch die Öffnungszeiten von Wintergarten und Auslauf oder das Anbieten von Picksteinen, zusätzlichen Sitzgelegenheiten oder Raufaserkörben mit einem geeigneten anderen Indikator wie zum Beispiel dem Zustand des Federkleids kombiniert werden. Nur das Erheben und Bewerten mehrerer Faktoren ergibt ein ganzheitliches Bild des Tierwohls.

Den Blick fürs Tier schärfen

Tierbezogene Indikatoren erfassen direkt die Gesundheit, das äußere Erscheinungsbild und das Verhalten der Hennen. Das Erheben von Federpicken oder die Beurteilung der Vollständigkeit des Gefieders lassen unmittelbare Schlüsse auf das Wohlergehen der Tiere zu. Erfasst wird, was zu sehen ist. Dann wird nach Gründen für auffälliges Verhalten oder auffällige Körper- und Gefiederbefunde gesucht. Schließlich gilt es Maßnahmen einleiten, die das Tierwohl verbessern können.

Durch das regelmäßige und systematische Erfassen tierbezogener Indikatoren lassen sich gerade im Jung- und Legehennenbestand Ursachen für Federpicken erkennen und noch rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Die regelmäßige Erhebung hilft dabei, Verschlechterungen zu erkennen und messbar zu machen.

Veränderungen erfassen, Schwachstellen erkennen

Jung- und Legehennen zeigen durch ihr Verhalten und ihren körperlichen Zustand an, ob sie gesund sind und ob Haltung, Fütterung und Management in Ordnung sind. Für die Praktikerinnen und Praktiker gibt es mehrere konkrete Handlungsanweisungen oder Leitfäden, wie sie ihre Tiere beurteilen können. Hier ist zum Beispiel das MTool des Bundeslandwirtschaftsministeriums für Junghennen und Legehennen oder das Projekt EikoTiGer zu nennen. Im Managementtool "MTool“ wurden Beurteilungskarten für die Tierhalterinnen und Tierhalter zur Beurteilung des körperlichen Zustands ihrer Hühner entwickelt. In EikoTiGer wurden die Praxisleitfäden "Tierschutzindikatoren" des Kuratoriums für Technik und Bauen in der Landwirtschaft, KTBL, auf ihre Praktikabilität und Wirksamkeit bei der Eigenkontrolle auf Praxisbetrieben geprüft.

Beispiele aus der Praxis

Die KTBL-Publikation "Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis Geflügel“ gibt Hennenhaltern eine praktikable Hilfestellung an die Hand, wie sie das Wohl ihrer Legehennen auf dem Betrieb überprüfen und gegebenenfalls verbessern können. Nachfolgend werden zwei Beispiele für Indikatoren aus dem Bereich Tierbeobachtung und Tiergesundheit näher vorgestellt und ihre Ziele und Möglichkeiten erörtert.

Merkmal: Vollständigkeit des Gefieders

Nur wenn die Hand- und Armschwingen sowie die Schwanz- und Stoßfedern vollständig und unverletzt sind, können sich die Hennen im Stall in den unterschiedlichen Ebenen bewegen. Das Gefieder schützt sie außerdem vor Verletzungen und Wärmeverlust. Für Gefiederschäden gibt es verschiedene Ursachen: Die Flugfedern können durch Abrieb und durch gegenseitiges Federpicken beschädigt werden. Am Rücken und am Legebauch entstehen Gefiederverluste meist durch Federpicken. Beim Herausziehen von Federn entstehen Schmerzen und Verletzungen, die dann zu Kannibalismus führen können. Gefiederschäden, die über das normale Maß an Abrieb oder natürlichem Federverlust hinausgehen, sind deshalb ein Indikator für nicht optimale Haltungsbedingungen.

Im Aufzuchtstall wird empfohlen, mindestens in der 4., 12. und 16. Lebenswoche und im Legestall beim Einstallen in der 25., 37., 49. und 61. Lebenswoche den Zustand des Gefieders zu erheben und auswerten. Je 50 Hennen pro Herde sollten unabhängig von der Herdengröße möglichst zufällig aus verschiedenen Stallbereichen untersucht werden. Dabei wird das Gefieder auf Vollständigkeit der Handschwingen, Schwanzfedern, Rücken- und Bauchfedern untersucht und eingestuft. Die Beurteilung unterscheidet sich bei Jung- und Legehennen.

Merkmal: Haut- und Zehenverletzungen

Haut- und Zehenverletzungen entstehen durch Bepicken oder die Krallen anderer Hennen sowie durch Unfälle. Sie gefährden die Gesundheit der Tiere, da sie Eintrittspforten für Coli-Bakterien und andere Krankheitserreger sind. Wenn durch Federpicken blutende Verletzungen am Rücken, Bürzel oder Legebauch entstanden sind und diese dann weiter bepickt werden, spricht man von Kannibalismus. Dieser kann bis zum Tod der Tiere führen. Die Risikofaktoren im Haltungsmanagement für Kannibalismus entsprechen denen des Federpickens. Lichtregime, Besatzdichte, Nestgestaltung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Einstreuqualität haben einen entscheidenden Einfluss auf das Aggressionsgeschehen. Eine große Bedeutung kommt der Junghennenaufzucht zu: Treten dort bereits angepickte und blutende Federfollikel auf, ist die Gefahr für späteren Kannibalismus in der Herde groß. Die Junghennen bringen dann diese Verhaltensstörung sozusagen in den Legebetrieb mit. Aus diesem Grund sind auftretende Haut- und Zehenverletzungen ein ernst zu nehmender Indikator dafür, dass die Haltungsumwelt der Tiere nicht optimal ist.

Im Aufzuchtstall sollten die Tiere in der4. und 12. Lebenswoche und im Legestall beim Einstallen sowie in der 25., 37., 49. und 61. Lebenswoche untersucht werden.Je 50 Hennen pro Herde werden unabhängig von der Herdengröße möglichst zufällig aus verschiedenen Stallbereichen, bei Volieren aus allen Ebenen, herausgegriffen und untersucht. Dabei werdenHaut und Federfollikel auf Verletzungen in den Regionen Rücken, Bauch, Bürzel und Kloake untersucht und eingestuft. Bei den Bewertungen wird zwischen Junghennen und Legehennen unterschieden.

Letzte Aktualisierung 09.07.2021

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