Die Ursachen für Federpicken und Kannibalismus in Legehennenbetrieben können im Management und im Haltungssystem liegen. Faktoren, die das Vorkommen begünstigen können, sind zum einen Nährstoffdefizite. Die Hühner brauchen ausreichend Protein und hier vor allem die Aminosäuren Methionin, Cystein und Lysin. Mineralstoffe sowie strukturierte Rohfaser und Magensteine sind außerdem wichtig für eine optimale Verdauung.
Auch Infektionen und Parasitenbefall können zu Nährstoffdefiziten führen.
Federpicken kann auch durch Stress ausgelöst werden. Dieser kann durch Umstallung, Futterumstellung, Impfungen, schlechtes Stallklima oder ungünstige Lichtverhältnisse entstehen. Haltungsmängel kommen ebenfalls als Ursache in Frage.
Oftmals besteht eine Kombination aus mehreren Faktoren.
Sofort mit einem Notfallplan reagieren
Mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich die Situation häufig, aber nicht immer, beruhigen. Verletzte Tiere sollten aus der Herde herausgenommen und in ein Krankenabteil gesetzt werden. Auch die pickenden Tiere, wenn sie als solche erkennbar sind, sollten von der Herde separiert werden.
Ablenkung ist beim Auftreten von Federpicken eine wichtige Maßnahme. Das gelingt, indem den Hühnern zusätzliches Beschäftigungsmaterial angeboten wird. Gut geeignet sind Raufuttergaben in Form von Stroh, Heu oder Luzerne. Auch Picksteine und die Fütterung von Saftfutter wie Möhren oder Grünfutter schaffen Ablenkung. Bewährt hat sich außerdem das Anfeuchten des Futters und das Verteilen von Körnern in der Einstreu, damit die Hühner beschäftigt sind.
Eine Ursache für Federpicken kann darin liegen, dass die Tiere nicht genügend Nährstoffe aufnehmen. Deshalb ist es gut, den Legehennen als Sofortmaßnahme Salz oder Magnesium über die Tränke zu verabreichen. Ebenfalls möglich ist die Zugabe von Magermilchpulver als tierische Eiweißquelle zum Legefutter, sowie eine Vitamingabe.
Technik auf ihre Funktion überprüfen
Neben den Sofortmaßnahmen im Bereich der Fütterung und der Beschäftigung können Federpicken oder Kannibalismus auch durch Fehler in der Technik hervorgerufen werden. Deshalb ist es geboten, die Fütterungstechnik, die Wasserversorgung, die Lüftung sowie das Nestmanagement und die Lichtzeiten zu überprüfen und gegebenenfalls nachzusteuern. Es ist erwiesen, dass erhöhte Staub- und Ammoniakgehalte in der Stallluft zu erhöhter Nervosität der Tiere führen können und dadurch Federpicken und Kannibalismus begünstigen. Beim Stallklima sollte beispielsweise der Gehalt an Ammoniak in der Stallluft unter 10 ppm liegen. Die ideale Stalltemperatur beträgt 18 - 20 °C und es sollte keine Zugluft herrschen.
Schon kleine Fehler in der Futterzusammensetzung können bei den Legehennen innerhalb weniger Tage zu Leistungsrückgang, Federpicken und Kannibalismus führen. Nicht selten treten die Probleme kurz nach dem Einsatz einer neuen Futtercharge auf. In diesem Fall sollten der Halter und Halterin die Futterrezeptur und Futterstruktur überprüfen. Gibt es Änderungen im Vergleich zur vorhergehenden Lieferung? Entmischt sich das Futter oder fressen die Legehennen sehr selektiv? Nach Rücksprache mit dem Futtermittellieferanten oder der Beratung sollte das Futter notfalls ersetzt werden. Idealerweise wird das neue Futter mit dem alten verschnitten, damit die Tiere sich an das neue Futter gewöhnen. So sollte auch beim Phasenwechsel verfahren werden.
Auch die Komponente Licht kann Federpicken begünstigen. Mit Hilfe der Beratung lassen sich die Lichtzeiten und die Lichtintensität im Stall überprüfen und wenn nötig anpassen. Grundsätzlich sollten Lichtspots vermieden werden, ebenso Licht- und Schattenspiele.
Wirkung der Maßnahmen überprüfen
Es ist wichtig, die eingeleiteten Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Dies gelingt durch eine intensivere Tierkontrolle. Technische Fehler müssen schnell behoben werden. Auch Berater und Tierärztinnen sind wichtige Ansprechpartner, um Probleme in der Herde aufzuspüren und zu beseitigen. Sie sollten vor allem bei länger anhaltenden Problemen hinzugezogen werden.
Fazit
Federpicken ist eine Verhaltensstörung, die anzeigt, dass etwas in der Haltung, der Fütterung oder im Management nicht stimmt. Mit einem Notfallplan kann gegengesteuert werden. Wichtig ist schon die Junghennenaufzucht. Ist diese hinsichtlich des Angebots an Futter und Beschäftigungsmaterial optimiert und mit dem Legebetrieb abgestimmt, kommt es dort später zu weniger Verhaltensstörungen und die Tiergesundheit wird dauerhaft erhalten.