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Ob in Kälberaufzucht, Fresseraufzucht oder Kälbermast - Beschäftigung und Spiel sind für eine gute Kälberentwicklung unentbehrlich und fördern die Gesundheit.
Das Spiel- und damit eingeschlossen das Bewegungsverhalten gehört zu den Verhaltenseigenschaften, die für die Entwicklung von Kälbern entscheidend sind. Der Spieltrieb dient unter anderem dem Erlernen der Eingliederung von Tieren in den Herdenverband und der Ausbildung von Rangfolgen.
Die Verhaltensanlagen für das Spielen sind, wie das Saugen und die Körperpflege, schon im Mutterleib angelegt. Neugeborene Kälber beginnen bereits kurz nach der Geburt mit der Erkundung ihrer Umgebung. Oft ist das Spielverhalten mit dem Laufverhalten verbunden. Manchmal führt ein einzelnes Kalb für sich alleine Luftsprünge aus, manchmal spielt es mit anderen Kälbern als Sozialpartnern zusammen. Häufig wird an denselben Plätzen gemeinsam ausgelassen gespielt.
Hochgestellte Schwanzhaltungen sind charakteristisch für das Spielverhalten und auch bestimmte blökende Lautäußerungen gehören oft dazu. Spielverhalten wird zum Teil ohne äußerlich sichtbaren Reiz als angeborenes Verhalten ausgeübt. Genauso können aber auch Reizobjekte aus der Umgebung Spiel- und Erkundungsverhalten auslösen, wenn sich die Kälber mit ihnen beschäftigen.
Das Spielverhalten verändert sich mit dem Heranwachsen der Tiere und auch die sexuelle Reife der Rinder hat einen Einfluss auf die Art des Spiels. Letztendlich zeigen auch erwachsene Rinder noch Spielverhalten, wenn auch weniger als junge und heranwachsende Tiere.
Vor allem aus der Mutterkuhhaltung ist bekannt, dass Kälber oft nach dem Saugen aktiv spielen und ausgelassen herumtoben, sich gegenseitig "hornen“ und später auch aufreiten.
Das Wissen um dieses Verhalten kann sowohl in der Kälberaufzucht der Milchviehhaltung als auch der Fresseraufzucht und Kälbermast genutzt werden. Wenn Kälbern also nach dem Tränken Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden, kann das gegenseitigem Besaugen vorbeugen.
Besonders wenn restriktiv oder nur zweimal am Tag getränkt wird und die Tränkezeit zudem sehr kurz ist, ist der Saugtrieb der jungen Tiere noch nicht befriedigt. Aus diesem Grund kommt es in der Folge zu Übersprungshandlungen wie gegenseitigem Besaugen. Diese Situation entsteht auch beim Einsatz von Tränkeautomaten, bei denen die Sauger nach dem Tränken weggeklappt werden.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Beschäftigungsmaterialien und Spielgegenständen für Kälber - aus organischem, anorganischem und kombiniertem Material. Das sind zum Beispiel Vollgummibälle, Heubälle, Heunetze, Igel, Matten, Paddel oder Putzmatten und -bürsten. Sie unterscheiden sich in ihren Zwecken und haben jeweils ihre Vor- und Nachteile.
Die Broschüre "Beschäftigungsmaterial für Kälber“ stellt unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Kälber im Praxiseinsatz kompakt vor und zeigt ihre Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten auf.
Die Inhalte basieren auf den langjährigen Erfahrungen der Netzwerkteilnehmer zur Optimierung der Gruppenhaltung von Kälbern.
Das Netzwerk ist der Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert werden.
Doch welches Spielzeug wird von den Kälbern bevorzugt und welchen Nutzen bringen die verschiedenen Spielzeugarten für das Tierwohl der Kälber? Diesen Fragen ging ein Team der Fachhochschule Südwestfalen, Soest, nach.
In einem Kälbermastbetrieb im Münsterland wurde untersucht, wie die unterschiedlichen Spielzeuge von den Kälbern angenommen und genutzt werden. Zum Einsatz kamen: Vollgummisterne - auch bekannt als Spieligel für Schweine -, Kinderhüpfbälle, Edelstahlketten, Scheuerwände aus Riffelblech und Vollgummipropeller, die ursprünglich für Schweine konzipiert wurden.
Die Spielzeuge waren zum Teil immer und zum Teil nur zeitweise verfügbar. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung sind im Folgenden zusammengefasst:
Grundsätzlich gilt: Wenn sich Kälber mit verschiedenen Dingen beschäftigen können, verbessert dies die Haltungsbedingungen in der Kälberaufzucht des Milchviehs, in der Fresseraufzucht und auch in der Kälbermast. Die Beschäftigung fördert die Entwicklung aller Kälber, was sich später in der Herde bemerkbar macht.
Je nach Beschäftigungsmöglichkeit wird der Saugtrieb vermindert oder umgelenkt. Die Kälber animieren sich außerdem gegenseitig zum Spielen, nutzen Angebote des Komforts und zur Körperpflege. Insgesamt mindern diese Abwechslungen Verhaltensstörungen wie gegenseitiges Besaugen oder Harnsaufen.
Oft sind es schon einfache Vorrichtungen oder Änderungen in den Abläufen, mit denen sich positive Effekte erzielen lassen. Bewährt hat es sich, wenn den Kälbern mehrere Beschäftigungs-, Spiel- und Körperflegemöglichkeiten zur Verfügung stehen und die Tiere wählen können.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024