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Weidezäune für Mutterkuhherden müssen auch aufgrund des arttypischen Herdenverhaltens andere Anforderungen an die Hütesicherheit erfüllen als Weidezäune für Milchkühe.
Die Einzäunung bei Mutterkuhherden muss weitreichende Anforderungen erfüllen, da neben den Kühen heranwachsende Kälber und oft auch ein Bulle in der Herde mitläuft. In der Mutterkuhhaltung kommt daher der Herdeninstinkt noch stärker zum Tragen. Die Kühe beschützen zum Beispiel ihre Kälber vor Eindringlingen und auch der mitlaufende Bulle zeigt sich für seine Herde verantwortlich.
Dazu kommt, dass Mutterkühe oft weniger Kontakt zu Menschen haben als Milchkühe und wenn sie Kontakt haben, beziehen sich die Begegnungen oft auf Situationen, die sie als unangenehm wahrnehmen. Dazu zählen das Einziehen der Ohrenmarken oder das Treiben in Fangstände. Mutterkühe müssen deshalb beim Betreten der Weide stets im Blick behalten werden und fremde Personen sollten eine Weide mit Mutterkühen am besten gar nicht betreten. Arbeiten in einer Mutterkuherde sollten daher immer mit mindestens zwei Personen durchgeführt werden. Unfälle mit Kühen und Wanderer und häufig mit deren Hunden, wie sie vor allem im Alpenraum vorkommen, basieren meist auf Unkenntnis oder Mißachtung des natürlichen Verhaltens der Rinder.
Zur Sicherung gegen das Ausbrechen von Kühen und Kälbern reicht fern von Risikobereichen ein mobiler Elektrozaun mit zwei Leitern aus. In Risikobereichen kommen in der Mutterkuhhaltung oft Elektrofestzäune mit drei Drähten zum Einsatz. Die Versorgung des Zauns mit Stromimpulsen erfolgt über ein Elektrozaungerät. Als Elektrozaungerät können Netzgeräte (230 Volt Netzspannung), 12-Volt-Akkugeräte und 9-Volt-Batteriegeräte genutzt werden.
Die elektrischen Leiter können aus Glattdraht - Stahl, Eisen oder Aluminium - oder Kunststoffdraht wie Litzen, Seilen oder Breitbändern bestehen. Sie unterscheiden sich in ihrer Leitfähigkeit, Sichtbarkeit, Reißfestigkeit und Haltbarkeit.
Für Mutterkühe und Fleischrinder sollten die verwendeten Materialien stabiler und robuster sein als in der Milchviehhaltung.
Ein hütesicherer Elektrozaun muss zu jeder Zeit an jeder Stelle die für die jeweilige Zaunart vorgegebene Mindestspannung aufweisen.
Die empfohlene Mindest-Zaunspannung für Rinder liegt zwischen etwa 3.000 und 4.000 Volt.
Die Broschüre bündelt das Expertenwissen zu Fragen der Einzäunung von Rindern, Schafen, Ziegen, Gehegewild, Schweinen, Geflügel und Pferden und dient als Referenzwerk. Behandelt werden physikalische Grundlagen zu verschiedenen Zaunmaterialien und -arten bis hin zu möglichen Schwachstellen der jeweiligen Zäune und Rechts- und Haftungsfragen. Außderdem gibt die Broschüre wichtige Hinweise zum Herdenschutz verschiedener Weidetierarten.
Wenn Stabilzäune aus Holz eingesetzt werden, empfehlen Fachleute einen zusätzlichen innenliegenden elektrischen Leiter, um das Scheuern der Rinder am Zaun zu vermeiden. Nicht mehr verwendet werden sollte der Stacheldraht, da dieser zu schweren Verletzungen bei den Weidetieren, Wildtieren und auch Menschen führen kann. Unter keinen Umständen darf Stacheldraht stromführend sein!
Fern von Risikobereichen ist ein mobiler Elektrozaun mit zwei Stromleitern auf der Höhe von 60 cm und 85 cm für die Hütesicherheit ausreichend. Die Kühe können das Gras unter dem Zaun ausreichend abfressen, so dass der Stromfluß durch Aufwuchs nicht behindert wird. Gegebenenfalls muss der Zaun freigemäht werden.
In Risikobereichen sollte für Mutterkühe einschließlich Kälber, Jungrinder und Zuchtbulle ein Elektrofestzaun mit drei Drähten angebracht werden. Die empfohlene Höhe der Leiter beträgt 105 cm, 75 cm und 45 cm.
Für den Herdenschutz von jungen Kälbern sollte der unterste Leiter allerdings tiefer gesetzt sein, da sie dazu neigen, unter dem Zaun durchzugehen und sich außerhalb der Weide im hohen Gras geduckt hinzulegen. Dort haben sie dann keinen Schutz durch die Herde mehr.
Deswegen lauten die Empfehlungen für Herdenschutzzäune bei Mutterkuhherden im Risikobereich von vielbefahrenen Verkehrswegen: fünf Drähte auf einer Höhe von 20 cm, 40 cm, 60 cm, 90 cm und 105 cm mit einer Stromspannung von 4.000 Volt bis 5.000 Volt.
Mehr Informationen zu wolfsabweisenden Zäunen stellt das Bundeszentrum Weidetiere und Wolf bereit.
Für die Mutterkuhhalterinnen und Mutterkuhhalter ist es wichtig, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht beim Zaunbau gewissenhaft nachkommen und regelmäßige visuelle Zaunkontrollen durchführen. Alle Kontrollen sollten dokumentiert werden, um für einen Schadens- oder Haftungsfall gerüstet zu sein.
Eine Betriebshaftpflichtversicherung für die Risiken der Gefahrenabwehr in der Weidehaltung minimiert das finanzielle Risiko. Die Empfehlungen des Deutschen Instituts für Normung e.V. (DIN) werden nach allgemeinem juristischem Verständnis als Referenz gesehen, wenn es zu Schadensfällen kommt.
Die Haltung von Mutterkühen, ihrer Kälber und teils Zuchtbullen auf der Weide ist eine naturnahe und tiergerechte Haltungsform. Sie wird gesamtgesellschaftlich gern gesehen und auch gefordert. Beim Bau von Zäunen für diese Tierhaltung gilt es allerdings zu beachten, dass diese dem jeweiligen Gefährdungspotential nach Art und Zusammensetzung der Herde, Verkehrslage und Herdenschutz entsprechen. Sowohl für die Hütesicherheit als auch für den Herdenschutz ist es wichtig, dass die Spannung täglich gemessen wird. Hierzu gibt es auch automatische Kontrolleinrichtungen, die per App bei einem Spannungsabfall Nachrichten senden.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024