Auch in der ökologischen Milcherzeugung sucht man nach Lösungen für eine möglichst wirtschaftliche Verwertung der anfallenden Bullenkälber. Das Institut für Ökologischen Landbau des Thünen-Instituts in Trenthorst hat deshalb ein vier Jahre dauerndes Projekt zur Weidemast von Bullenkälbern durchgeführt. Die Tiere wurden entsprechend der EU-Ökoverordnung drei Monate lang mit Vollmilch aufgezogen und anschließend auf Dauergrünland sechs bis acht Monate gemästet. Ziel des Projekts war es, die Wirtschaftlichkeit der Weidemast zu untersuchen.
Mehr Geld für "Bruderkälber“
Ein weiterer Weg zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit in der Mast von Bullenkälbern führt über höhere Erzeugerpreise für das Fleisch. Einige direktvermarktende Mastbetriebe haben Kooperationen mit dem regionalen Lebensmitteleinzelhandel gestartet und eine Art "Bruderkalb-Konzept“ entwickelt, wie es dies bereits für männliche Küken aus der Legehennenhaltung gibt. Die Mastbetriebe kommunizieren dabei gemeinsam mit dem Handel aktiv die Problematik rund um die Verwertung von Bullenkälbern an die Verbraucherinnen und Verbraucher und können auf diese Weise höhere Preise für ihre Produkte erzielen.
Teile des Handels zeigen sich sehr interessiert an diesem Konzept, vor allem wenn es sich um Tiere aus der Region handelt. Aus Sicht der Mastbetriebe ist es sinnvoll, für diesen Zweck Erzeugergemeinschaften zu bilden, um den Handel durchgehend beliefern zu können.
In Aufzucht investieren
Welcher Ansatz auch verfolgt wird: mit der Fütterung bzw. Tränke und Haltungsumgebung der Kälber wird der Grundstein für die weitere Entwicklung der Tiere und damit auch der Wirtschaftlichkeit der Mast gelegt. Der Milchviehbetrieb nimmt somit selbst Einfluss auf die Qualität aller seiner Kälber - ganz gleich ob sie für die Aufzucht oder Mast vorgesehen sind.
Schon im Milchviehbetrieb werden also die Weichen auch für eine spätere erfolgreiche Mast gestellt.