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Im Forschungsvorhaben "Automatisierte Erfassung von Tierwohlindikatoren bei Geflügel (AutoWohl)" wurden neue Messsysteme getestet und weiterentwickelt. Mit den bildgestützten Systemen sollen Indikatoren des Tierwohls von Legehennen automatisch bewertet, möglichst alle Tiere einer Herde erfasst und der personelle Aufwand der Tierkontrolle reduziert werden können.
Bei der Haltung von Jung- und Legehennen gelten sowohl der Zustand des Gefieders als auch Schädigungen am Brustbein als geeignete Indikatoren für das Einschätzen des Tierwohls. Denn beide Indikatoren erlauben Rückschlüsse auf das Haltungsmanagement im Legehennenbetrieb. Wer seine Junghennen und Legehennen regelmäßig in Augenschein nimmt, erhält einen relativ guten Eindruck vom Zustand der Tiere. Fachleute empfehlen, mindestens zweimal am Tag durch den Bestand zu gehen, um verletzte, bepickte oder auch schwache und auffällig unterentwickelte Tiere so früh wie möglich zu erkennen. Außerdem raten sie dazu, in regelmäßigen Abständen eine größere Anzahl von circa 50 Tieren systematisch zu bonitieren, zum Beispiel mit Hilfe der Beurteilungskarten des "Managementtools zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Legehennen (MTool)".
Bislang erfolgen diese Bonituren manuell, was sehr zeitaufwendig ist. Außerdem variiert die Qualität der Tierbeurteilung je nach Qualifikation, Erfahrung und Motivation der durchführenden Person. Wenn Tierwohlindikatoren automatisch erfasst und dabei zuverlässige Ergebnisse generiert werden könnten, böte dies enorme Chancen, Probleme im Junghennen- und Legebetrieb frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.
In einem vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung geförderten Verbundprojekt "AutoWohl" (Automatisierte Erfassung von Tierwohlindikatoren bei Geflügel) nahmen sich wissenschaftliche Institutionen, Industrieunternehmen und Praxisbetriebe neben der Bewertung des Tierwohls von Masthühnern und Puten auch der automatischen digitalen Erfassung von Gefiederschäden im Legehennenbestand an (also mit Hilfe von Kameras). Zusätzlich wurde die automatische Bewertung von Brustbeinschäden mittels eines 3D-Bildverarbeitungs-Systems erprobt.
Von dem Kamerasystem, das im Legehennenstall eingesetzt werden soll, versprechen sich die Projektteilnehmer ein früheres Erkennen von Federpicken und Kannibalismus im Bestand und eine objektivere Bewertung der Gefiederschäden bei gleichzeitig geringerem personellem Aufwand. Dabei wird angestrebt, dass das bildgebende System schon bei den ersten Anzeichen von Federpicken einen Alarm ausgibt.
Das im Rahmen des AutoWohl-Projektes als Prototyp entwickelte Kamerasystem funktioniert wie folgt: Aus einer "Gesamtfläche der Hennen" im Stall wird der prozentuale Anteil veränderter Areale (fehlendes Deckgefieder, unbefiederte Bereiche) ermittelt. In die Auswertung fließen auch Bilder, die nur Teile von Hennen zeigen, mit ein. Erste Tests des Systems erbrachten folgende Ergebnisse:
Über das hier geschilderte Kamerasystem hinaus erfolgten im AutoWohl-Projekt erste Untersuchungen mit einer Wärmebildkamera. Diese verliefen vielversprechend. Die Technik lokalisierte zuverlässig gering befiederte Körperflächen. Weitere Tests folgen.
Von dem Phänomen der Brustbeinschäden (Frakturen und Deformationen des Brustbeins) ist eigentlich jede Herde betroffen, und zwar unabhängig von der Haltungsform der Tiere. Doch die Schädigungen fallen kaum auf, weil die Tiere durch bloßes Hinsehen kaum auszumachen sind. Oft werden Veränderungen erst durch zielgerichtetes Betasten wahrgenommen. Regelmäßige Tierbonituren sind deshalb sehr wichtig. Doch durch Anschauen und Tasten allein können Frakturen und Deformationen meist nicht sicher voneinander abgegrenzt und der Grund für eventuelle Schädigungen ermittelt werden. Lassen sich repräsentativere Ergebnisse über den Zustand einer Herde erzielen, wenn Brustbeinschäden am Schlachthof aufgenommen und bewertet werden?
Auch dieser Fragestellung ging man im Autowohl-Projekt nach, indem man die Schlachtkörper von Legehennen auf dem Schlachthof von einem Kamerasystem erfassen ließ. Zum Einsatz kamen Stereo-3D-Kameras, die in der Lage sind, ein Objekt von verschiedenen Seiten aufzunehmen. Das System ermittelte die Abweichung des jeweiligen Brustbeins von der Mittelachse und stufte es daraufhin entweder als intakt oder als geschädigt ein. Die ersten Tests ergaben, dass das Kamerasystem zuverlässig arbeitet. Es erkannte allerdings in der Regel weniger Schäden als der Mensch. Insgesamt wird sein Einsatz jedoch als vielversprechend bewertet, weil mit ihm alle Hennen eines Bestandes erfasst und eventuelle Probleme auf dem Betrieb sichtbar gemacht werden könnten. Dies trägt dazu bei, die Situation auf dem jeweiligen Betrieb zu verbessern. Außerdem ermöglicht eine automatische Beurteilung von Brustbeinschäden durch ein Kamerasystem den Vergleich mit anderen Betrieben.
Letzte Aktualisierung 17.11.2021