Federpicken: Welchen Einfluss hat die Einstreu? Federpicken: Welchen Einfluss hat die Einstreu?

Wie die Einstreu das Verhalten von Hennen beeinflusst

Eignet sich die Qualität der Einstreu als Indikator für die Beurteilung des Risikos von Federpicken und Kannibalismus in Legehennenherden? Und was macht ein gutes Einstreumanagement aus? Wissenschaftler und Landwirte untersuchten diese Fragen im Rahmen eines EIP-Projekts.

Dass eine mangelhafte Qualität der Einstreu bei Legehennen zu unerwünschtem Verhalten wie Federpicken und Kannibalismus führen kann, bestreitet heute niemand mehr. Und auch die Faktoren für gute oder schlechte Einstreuqualität sind bekannt – zum Beispiel das Stallklima, die Fütterung, die Verteilung der Tiere im Stall, die Tiergesundheit oder das Vorhandensein von Beschäftigungsmaterial.

Doch inwieweit ist die Qualität der Einstreu und ihre Veränderung über die Legeperiode hinweg ein wirklich praxistauglicher Indikator für die Beurteilung des Risikos von Federpicken und Kannibalismus in Legehennenherden? Das sollte im Rahmen des EIP-Agri Projektes (EIP-Agri = Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) "Einstreuqualität und Parasitenlast als Einflussfaktoren auf das physiologische Verhalten von Legehennen in sächsischen Geflügelhaltungen" herausgefunden werden.

Untersuchung der Einstreuqualität an repräsentativen Stellen im Stall

Das Projekt lief von 2019 bis 2021 und bezog insgesamt 28 Legehennenherden aus elf sächsischen Betrieben ein. Bei der Beurteilung der Einstreuqualität gingen die Beteiligten - Wissenschaftler des Zentrums für angewandte Forschung und Technologie e. V. (ZAFT) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und Landwirte – systematisch vor: Um die Qualität der Einstreu beurteilen zu können, suchten sie sich drei repräsentative Stellen im Stall aus:

  1. den Bereich unter der Volierenanlage,
  2. den Bereich unter der äußeren Sitzstange am Volierenblock und
  3. den offenen Stall.

An jeder der Stellen erfolgte eine Klassifizierung (Scoring) der Beweglichkeit der Streu, der Strukturierung des Einstreusubstrats sowie zum Vorhandensein von Konturfedern. Aus diesen Bewertungen errechneten sie für den gesamten Stall den Anteil verplatteter Einstreu und für den Anteil an mit Einstreu bedeckter Stallbodenfläche.

Einstreuqualität im Stall

Ergebnisse

Für mehrere Qualitätsmerkmale von Einstreu ließ sich ein Effekt auf die Prävalenz von Gefiederschäden nachweisen. Das Risiko stieg mit:

  • niedrigerer Einstreuhöhe,
  • steigendem Anteil an Kotplatten im Einstreubereich,
  • reduzierter Beweglichkeit der Einstreu,
  • geringer Strukturierung des Einstreumaterials,
  • höherem Stickstoffgehalt, niedrigerem Phosphorgehalt und niedrigerem pH-Wert der Einstreu.

Auch das Vorhandensein von Konturfedern in der Einstreu scheint sich als Parameter der Früherkennung von Federpicken in einer Herde gut zu eignen; bei Herden mit starken Gefiederschäden waren signifikant weniger kleine Konturfedern in der Einstreu zu finden als bei Herden mit geringen Gefiederschäden.

Checkliste "Erfolgreiche Einstreubewirtschaftung"

Folgende Maßnahmen einer erfolgreichen Bewirtschaftung der Einstreu empfehlen die Mitarbeitenden des Projektes:

  1. Den Stallboden nach der Serviceperiode stets komplett abtrocknen lassen.
  2. Die Einstreu erst unmittelbar vor der Einstallung einbringen und von den Hennen selbst verteilen lassen. So wird Kondenswasserbildung vermieden.
  3. Den Hennen zeitgleich mit der Einstallung auch Zugang zur Einstreu gewähren. Die Tiere sollten nicht auf den Volierenblock aufgesperrt werden.
  4. Verschiedene Einstreusubstrate kombinieren. Bewährt hat sich vor allem der Einsatz hoch saugfähiger Materialien, die aufgrund ihrer Größe beziehungsweise Struktur zugleich auch einen Anreiz zum Bepicken geben.
  5. Häufig kleine Mengen nachstreuen. Das erhöht die Attraktivität der Einstreu.
  6. Entstehende Kotplatten unverzüglich entfernen und gegebenenfalls nachstreuen. Auf diese Weise wird vermieden, dass die Platten größer werden und die Einstreu ihre Funktion verliert.
  7. Bei Ställen mit Zugang zum Außenbereich auf eine Gleichdrucklüftung beziehungsweise einen Hybriden aus Gleich- und Unterdrucklüftung setzen, da der unkontrollierte Zustrom von Frischluft durch die Auslauföffnung die Funktionsfähigkeit der Unterdrucklüftung stark einschränkt und die Gefahr von feuchter Einstreu steigt.
  8. Bei Ställen mit Zugang zum Außenbereich für eine Begrenzung des Eintrags von Feuchtigkeit in den Stall sorgen. Die Einstreu im Außenklimabereich sollte für eine Aufnahme von Feuchtigkeit und Schmutz an den Füßen der Tiere funktionsfähig gehalten werden.
  9. Maßnahmen bei feuchter Einstreu:
    • Gegebenenfalls Gesteinsmehl- beziehungsweise Kalkprodukte einsetzen. Damit kann der Feuchtegehalt des Substrats reduziert werden.
    • Lüftung kontrollieren (Funktionsfähigkeit aller Elemente, Sollwerte). Gegebenenfalls den Hersteller oder Berater kontaktieren.
    • Fütterungsbedingte Einflüsse für Durchfall und klebrige Kotkonsistenz abklären. Dazu zählen zum Beispiel eine unausgeglichene Nährstoffversorgung sowie die Überversorgung mit Protein und Natrium.
    • Futterenzyme (NSP-Spalter, Beta-Glucanase) nur, wenn notwendig einsetzen. Korrekten Einsatz prüfen. Gegebenenfalls auf Darmstabilisatoren zurückgreifen (organische Säuren, pflanzliche Extrakte, Probiotika).
    • Darmerkrankungen durch Tierarzt abklären lassen.

Letzte Aktualisierung 21.03.2023

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