Zwei zukunftsfähige Stallmodelle für Junghennen Zwei zukunftsfähige Stallmodelle für Junghennen

Zwei zukunftsfähige Stallmodelle für Junghennen

Wie gelingt die tierwohlgerechte Aufzucht von Junghennen und wie werden die Tiere optimal auf ihr Leben als Legehenne vorbereitet? Auf Nutztierhaltung.de stellen wir zwei beispielhafte Stallmodelle für eine zukunftsorientierte Junghennenaufzucht vor.

Wie sehen Ställe aus, die den Bedürfnissen von heranwachsenden Junghennen gerecht werden und die auch aus arbeitswirtschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Sicht überzeugen? Zwei Stallmodelle, die das leisten, sind in der Broschüre Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel – Junghennen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) beschrieben. Bei beiden Varianten wurde ein Produktionszyklus von 120 bis 130 Lebenstagen zugrunde gelegt, der den Zeitraum vom Einstallen der Eintagsküken bis zum Ausstallen der Junghennen umfasst.

Stallmodell 1: Haltung im Rein-Raus-Verfahren (eine Altersgruppe)

Die Abbildung auf der rechten Seite zeigt ein Beispiel eines mitwachsenden Aufzuchtsystems für die tiergerechte Haltung einer Altersgruppe. Alle Tiere einer Stalleinheit werden zeitgleich am ersten Lebenstag eingestallt und in der 18. Lebenswoche wieder ausgestallt (Rein-Raus-Verfahren).

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Die tiergerechte Haltung der Junghennen wird beim mitwachsenden Aufzuchtsystem über zwei aufgeständerte Volierenanlagen realisiert. Die Ebenen der Volieren sind mit breiten, schräg gestellten und treppenförmigen Aufstiegshilfen und/oder versetzten Balkonen ausgestattet. Der Innenstall ist insgesamt 12 Meter breit. In ihm sind zwei Volierensysteme von je 2,50 Meter Breite aufgebaut. Durch die Anlagen führt ein Mittelgang von 3,00 Metern Breite. Die beiden Außengänge sind jeweils 2,00 Meter breit. Die Länge des Innenstalles ist von der Größe und Anzahl der Gruppen abhängig. Ein Vorraum mit Hygieneräumen, Lager für Beschäftigungsmaterial, Stalltechnik und Sozialbereich ist im Stallmodell 1 ebenfalls eingeplant. Die Küken werden direkt in die Volierenanlage eingestallt und erhalten spätestens ab dem 21. Tag Zugang zum Scharrbereich. Spätestens ab dem 50. Lebenstag steht den Tieren die gesamte Grund- und Scharrfläche des Stalls zur Verfügung.

Das komplette Aufzuchtsystem beschränkt sich auf höchstens drei höhergestellte Ebenen, die mit einer Kotbandentmistung ausgerüstet sind. Um Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, ist die Inneneinrichtung mit einer Kombination von Plateaus und Sitzstangen in unterschiedlicher Höhe ausgestattet. Oberhalb der obersten Funktionsebene sind zusätzlich Sitzstangen in unterschiedlicher Höhe als "Schlafebene" angebracht. Blickdichte Abtrennungen des Bereichs unter den Volieren, Aufstiegshilfen und Anflugbalkone helfen den Tieren bei der Orientierung im System.

Kosten

Die Gesamtkosten – fixe Kosten, variable Kosten, Arbeitskosten – für dieses Stallmodell betragen 11,62 Euro je Tierplatz beziehungsweise 5,05 Euro pro Junghenne. Als Mehrkosten zum bisherigen Haltungssystem errechnete die Expertengruppe 1,34 Euro pro Junghenne.

Vorteil des Verfahrens

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in seiner höheren Biosicherheit, weil alle Tiere gleichzeitig ein- und ausgestallt werden. Um das Wohl der Tiere zu fördern, sollten die Gänge des Innenstallbereichs (Scharrbereich) möglichst breit angelegt, die Tiere möglichst in kleinen Gruppen aufgestallt und das System mit verringerter Besatzdichte gefahren werden. Ein mitwachsendes Aufzuchtsystem ist auch gut in Altgebäuden umsetzbar.


Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel - Junghennen

Die BZL-Broschüre zeigt auf, unter welchen Haltungsbedingungen und Managementfaktoren Küken und Junghennen ihre arteigenen Verhaltensweisen ausüben und gleichzeitig mit optimalen biologischen Leistungen aufgezogen werden können. Ausgehend von den Bedürfnissen der Tiere wurden Stallmodelle erarbeitet, die das Wohlbefinden sowie die Gesundheit der Tiere gewährleisten und gleichzeitig die biologischen Leistungen der Tiere optimieren.

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Stallmodell 2: Voraufzucht im mitwachsenden System und Umstallung in eine Aufzuchtvoliere mit Außenklimabereich (zwei bis drei Altersgruppen)

Die rechte Abbildung zeigt das Beispiel eines kombinierten Auf- und Voraufzuchtsystems, in welchem zwei bis drei Altersgruppen im Umtriebsverfahren aufgezogen werden können.

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Das System setzt sich aus drei Stalleinheiten zusammen: An den mittig liegenden Warmstall grenzen links und rechts zwei weitere Aufzuchtställe (Kaltställe), die auch über Zugänge zu einem Kaltscharrraum verfügen. Die Eintagsküken werden in den Warmstall eingestallt und verbleiben dort bis zur sechsten Lebenswoche. In der 7. Lebenswoche erfolgt der Umtrieb in einen oder beide Kaltställe. Dort werden die Tiere bis zur Umstallung in den Legebetrieb in der 18. Lebenswoche gehalten.

Die tiergerechte Haltung wird beim kombinierten Auf- und Voraufzuchtsystem

  • im Warmstall über das Halbvolierensystem mit flexiblen, hochziehbaren Ebenen realisiert. Die Ebenen befinden sich bei der Einstallung der Küken im Scharrbereich und werden ab dem fünften Lebenstag stufenweise nach oben gezogen. Es kann aber auch ein Volierensystem mit flexiblen Ebenen eingesetzt werden.
  • im Kaltstall über aufgeständerte Volierensysteme verwirklicht. Die Ebenen der Anlagen sind mit breiten, schräg gestellten und treppenförmigen Aufstiegshilfen und/oder versetzten Balkonen ausgestattet.

Der mittig liegende Warmstall für die Voraufzucht ist insgesamt 13 Meter breit. In ihm sind zwei Halbvolieren von je 2,50 Meter Breite aufgebaut. Durch die beiden Systeme führt ein Mittelgang von 3 Meter Breite. Die beiden Außengänge sind jeweils 2,00 Meter breit. Die Länge des Stalles ist je nach Umstallungsverfahren variabel. Im Beispiel beträgt sie 13 Meter.

Die Kaltställe sind jeweils 12 Meter breit und 30,50 Meter lang. Dazu kommen Außenklimabereiche von jeweils 3,50 Meter Breite. Für den Dachüberstand müssen weitere 1,50 Meter eingeplant werden.

Zum Stallmodell 2 gehören ein vorgelagerter Vorraum (inklusive Lager für Beschäftigungsmaterial, Stalltechnik und Sozialbereich) sowie eine Hygieneschleuse pro Stalleinheit. Die Eintagsküken werden über den Vorraum eingestallt, der Umtrieb der Junghennen in den Kaltstall erfolgt über die Rolltore zwischen dem Warmstall und den Kaltställen. Querliegende Entmistungsachsen gewährleisten den Abtransport des Mistes. Stallmodell 2 kann in Altgebäuden umgesetzt werden.

Kosten

Die Gesamtkosten – fixe Kosten, variable Kosten, Arbeitskosten – für dieses Stallmodell betragen 31,09 Euro je Tierplatz beziehungsweise 4,44 Euro pro Junghenne. Als Mehrkosten zum bisherigen Haltungssystem errechnete die Expertengruppe 0,73 Euro pro Junghenne.

Vorteil des Verfahrens

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der Möglichkeit einer besseren Anpassung des Haltungssystems an die Bedürfnisse der Tiere in ihren jeweiligen Altersabschnitten sowie in einer höheren Zahl möglicher Durchgänge. Dazu kommt eine bessere Energieeffizienz des Systems, weil nur ein Viertel der gesamten Stallfläche – nämlich der Warmstall – aufgeheizt werden muss. In den Aufzuchtställen (Kaltställe) wird grundsätzlich keine zusätzliche Wärmequelle benötigt, da die Junghennen zu diesem Zeitpunkt bereits vollbefiedert sind. Eine zusätzliche Heizung für die Wintermonate wird jedoch empfohlen und sollte vorgehalten werden, um die Einstreu trocken zu halten.

Das System hat jedoch durch die Aufzucht von bis zu drei Altersgruppen einen hygienischen Nachteil. Dieser wird allerdings dadurch kompensiert, dass die vorgezogenen Junghennen nach dem Umstallen einen leeren und hygienisch einwandfreien Stall beziehen. Reinigung und Desinfektion sind bei diesem Verfahren also besonders wichtig.

Stallmodelle 1 und 2 – alle Funktionsbereiche tierwohlgerecht ausgestattet

Futter- und Tränktechnik

In jeder erhöhten Ebene, mit Ausnahme der "Schlafebene", laufen eine Futterkette mit individuell steuerbarem Antrieb und eine höhenverstellbare Tränkelinie (Nippeltränke). Jeder zehnte Nippel wird durch eine Bechertränke ersetzt. Die Fressfläche ist wie folgt bemessen: 2,50 Zentimeter Trogseitenlänge bis 35. Lebenstag, 4,50 Zentimeter Trogseitenlänge ab 36. Lebenstag. Während der ersten Lebenstage schützt ein Einlegegitter vor Verletzungen. Für die möglichst genaue Erfassung des Futter- und Wasserverbrauchs sind geeichte Wasseruhren sowie Futter- und Silowaagen eingebaut.

Licht

Um zu gewährleisten, dass sich die Tiere bereits während der Aufzucht an natürliches Tageslicht gewöhnen, sind in den Planungsbeispielen im Abstand von etwa vier Metern Lichtplatten in die Dachfläche des Stalles integriert. Als Verdunklungsmöglichkeiten sind zusätzliche Klappen oder Jalousien vorgesehen.

Als Lichtquellen im Stall dienen Leuchten, die das gesamte Lichtspektrum abbilden. Sie leuchten die Aktivitäts- und Ruhezonen mit unterschiedlichen Lichtintensitäten aus. Dabei ist zu beachten, dass überall im Aktivitätsbereich auf Augenhöhe der Tiere eine Lichtintensität von mindestens 20 Lux vorhanden sein muss. Auch während der Dimmphase leuchten die Lampen flackerfrei mit einer Frequenz von mindestens 100 Hertz. Automatische Zeitschaltuhren steuern den Tages- und Nachtrhythmus des Lichtes im Stall. Um das Handling der Tiere zu erleichtern, zum Beispiel bei Umstallungen oder Impfaktionen, wird zusätzlich monochromatisches Blau- oder Grünlicht eingesetzt.

Klima und Lüftung

Das Stallgebäude ist mit einer Lüftungsvorrichtung ausgestattet, die das Einhalten der allgemeingültigen Mindestluftraten für Geflügel sicherstellt; im Idealfall ist das eine Gleichdrucklüftung oder Überdrucklüftung. Die Ventilatoren sind so angeordnet, dass Zugluft im Aufenthaltsbereich der Tiere vermieden wird. Oberhalb der höchsten Sitzgelegenheit beträgt der Luftraum noch mindestens 75 Zentimeter.

Die Deckenkonstruktion des Stalles – vorzugsweise ein Dach – ist mit der Luftführung im Innenraum abgestimmt. Das Lüftungssystem kann auf Sommer- und Winterlüftung gestellt und so intelligent gesteuert werden, dass eine Anpassung an einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus oder an das Öffnen beziehungsweise Schließen von Auslaufklappen möglich ist.

Management und medizinische Versorgung der Tiere

Um das Fangen von Tieren bei zeitlich begrenzten Arbeiten wie Impfungen und Umstallungen zu erleichtern, verfügen die Haltungssysteme der Planungsbeispiele über Möglichkeiten zum tiergerechten Fangen und Festsetzen der Tiere, zum Beispiel Frontgitter in der Volierenanlage oder mobile Trenngitter. Ein gesondertes Abteil mit gleichen Haltungsbedingungen wie im übrigen Stall wird als Genesungsbucht vorgehalten. Für Tränkwasserimpfungen unabdingbar sind Wasseruhren (Ringkolbenzähler). Dosiereinrichtungen ermöglichen die Medikamentengabe. Zum Reinigen der Tränkeleitungen sind Spülmöglichkeiten und Spülgeräte installiert, zum Beispiel eine Druck-Impulsspülung.

Zusatzeinrichtungen für das Tierwohl

  • Geräumiger, strukturierter Außenklimabereich (50 Prozent der Stallgrundfläche) mit Struktur und technisierter Beschäftigung.
  • Warmwasserkonvektoren
  • Sprühkühlung zur Temperaturregelung und Staubbindung

Letzte Aktualisierung 21.09.2022

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