Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
In der Milcherzeugung lässt sich Wasser sparen. Die Prozesskette bietet dabei einige Ansatzpunkte. Bei der Wasserversorgung der Milchkühe darf allerdings niemals gespart werden.
In Zeiten globaler Erwärmung, zunehmender Trockenheit und Wetterextremen ist sorgsamer Umgang mit dem wertvollen Gut Trinkwasser erforderlich. Das gilt auch für den Verbrauch von Wasser im Milchviehstall. Wasser in der Milchproduktion einzusparen ist auf vielen Betrieben möglich.
In der Prozesskette der Milcherzeugung gibt es durchaus Potentiale Wasser einzusparen. So kann Brauchwasser weiterverwendet oder Regenwasser genutzt werden. In der Versorgung der Tiere darf allerdings keinesfalls gespart werden. Milchkühen, Jungtieren, Zucht- und Masttieren muss Wasser immer in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen.
Wer Wasser sparen möchte, muss zunächst den Verbrauch kennen. Der jeweilige Wasserverbrauch kann mit Wasserzählern oder Durchflusssensoren gemessen und überwacht werden. So können aktuelle Wasserverbräuche ermittelt und Bereiche, in denen gespart werden kann, identifiziert werden.
Innerhalb der Prozesskette der Milcherzeugung wird generell rund um das Melken viel Wasser verbraucht. Die Reinigung der Melkanlage, aber auch das Säubern von Melkstand und Wartebereich der Kühe, erfordert viel Wasser.
Untersuchungen der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern haben im Rahmen eines Melkkostenvergleichs Melkstand versus Melkroboter auch den Wasserverbrauch beim Melken sowie der Reinigung der Melkmaschinen und der Vorwartehöfe erfasst.
Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen den Betrieben. Drei Betriebe mit Melkständen - Melkkarussell und Fischgrätmelkstall - verbrauchten zwischen 3 und 20 Liter Wasser pro Melkung. Vier Betriebe, die Melkroboter einsetzten, benötigten zwischen 4 und 5 Liter Wasser je Melkung.
Eine Erhebung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaates Sachsen kommt mit einer großen Schwankungsbreite zu ähnlichen Ergebnissen. Die Melkstandbetriebe verbrauchten zwischen 4,5 und 15,5 Liter Wasser je Melkung. Betriebe, die mit Melkrobotern arbeiten, benötigten zwischen 3,7 und 12,3 Liter Wasser pro Melkung. Zwei Betriebe nutzten Melkkarussells mit automatischen Melksystemen. Diese verbrauchten 15,6 bis 17,8 Liter Wasser pro Melkung.
Die Untersuchungen zeigen, dass der Wasserverbrauch während des Melkvorgangs eher management- als systembedingt ist. Es wird deutlich, dass im Prozessabschnitt der Milchgewinnung der Wasserbedarf bei der Reinigung der Plattform des Melkroboters, des Melkstands und beim Säubern des Wartebereichs und der Treibewege besonders hoch ist.
Dabei gibt es Unterschiede in den Systemen. Während in Melkständen nach dem tatsächlichen Verschmutzungsgrad gereinigt wird, erfolgt die Reinigung in automatischen Melkkarussellen oder Melkrobotern nach voreingestellten Reinigungsintervallen, die nur in Grenzen verändert werden können.
Bei der Reinigung automatischer Melksysteme ergeben sich Einsparpotentiale durch Gruppierungen von Kühen, die separat gemolken werden. Es lohnt sich, sie vor der Hauptreinigung zu melken.
Bei der Reinigung der Laufgänge und des Wartebereichs bietet es sich an, bereits genutztes Wasser aus den Spülgängen der Melkanlage aufzufangen und zu weiterverwenden. Der Einsatz von sogenanntem recyceltem Wasser spart nicht nur die wertvolle Ressource Trinkwasser, sondern auch Geld.
Auch in Tanks gesammeltes Regenwasser kann im Stall eingesetzt werden. Als sogenanntes Betriebswasser ist es nicht als Trinkwasser geeignet. Mithilfe von UV-Entkeimungsanlagen kann jedoch die Wasserqualität soweit verbessert werden, dass gesammeltes Regenwasser als Reinigungswasser im Stall genutzt werden kann.
So behandeltes Regenwasser lässt sich zum Beispiel auch für Laufgangbefeuchtungen verwenden, die bei emissionsmindernden Laufflächen empfohlen werden, oder für Entmistungsroboter, die mit Wassersprühsystemen ausgestattet sind.
Nicht zuletzt ist Wasser in der Milcherzeugung auch ein Kostenfaktor. Jeder Liter Wasser, der eingespart wird, macht sich bezahlt - und das zunehmend. Die Wasserpreise sind nach Angaben von Destatis zwischen 2018 und 2022 im Bundesmittel stärker gestiegen sind als in den acht Jahren zuvor. Der durchschnittliche Preis lag im Jahr 2022 bei etwa 1,83 Euro je Kubikmeter. Im Jahr 2018 waren es noch zehn Cent weniger. Die Preise sind jedoch regional sehr unterschiedlich.
Während Landwirte in Baden-Württemberg mit 2,33 Euro je Kubikmeter am meisten Zahlen mussten, kostete das Wasser 2022 für niedersächsische Landwirte 1,43 Euro je Kubikmeter. Der Kaufpreis für einen Kubikmeter Trinkwasser macht aber nur rund 25 Prozent der Kosten aus. Hinzu kommen Kosten für das Wasser, das nach der Reinigung von Melkanlage und Melkstand in die Gülle gelangt. Hier entstehen Kosten für Lagerung, Transport, Ausbringung und Einarbeitung.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, entlang der Prozesskette der Milcherzeugung Wasser zu sparen. Der Einsatz von recyceltem Wasser aus dem Spülprozess der Melk- und Kühlanlage für die Reinigung des Wartebereichs ist problemlos möglich. Dadurch verringert sich auch der Anfall von Reinigungswasser in der Güllegrube. Die Wiederverwendung des Wassers lohnt sich.
Ebenfalls lässt sich Regenwasser für Reinigungsarbeiten gut nutzen. Wird die gesamte Produktionskette der Milcherzeugung betrachtet, ergeben sich weitere Ansatzpunkte, Wasser einzusparen. Etwa durch den Anbau von trockenheitstoleranten Gräsern oder die Etablierung von Mischbeständen mit Leguminosen wie Luzerne und Rotklee.
Letzte Aktualisierung 10.01.2025