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Digitale Tools können die Arbeit in der Weidehaltung erleichtern. Auch betriebswirtschaftlich sind sie attraktiv.
Smartphone, Tablet und Laptop sind in vielen Rinderställen zu wichtigen Arbeitsgeräten geworden. Im Herdenmanagement, der Leistungskontrolle und der Steuerung von Melk- und Fütterungstechnik gehören sie längst dazu. In der Weidewirtschaft basieren viele Entscheidungen noch überwiegend auf den Erfahrungen und Kenntnissen der Tierhaltenden. Das könnte sich ändern.
Moderne Sensortechnik kann flächen-, vegetations- und tierspezifische Daten liefern, die zukünftig in sogenannten Farmmanagementsystemen verknüpft werden. Sie können darüber hinaus auch konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Solche Managementtools sind in anderen Milchviehregionen Europas bereits im Einsatz. Die heterogenen Vegetationsräume und Betriebsstrukturen erfordern jedoch für die deutsche Landwirtschaft weitere Entwicklungen.
Weidegras ist das billigste Futter in der Milchviehhaltung, wenn die Weide optimal genutzt wird. Gleichzeitig erfüllt die Haltung von Rindern auf der Weide gesamtgesellschafliche Aufgaben. Fachgerecht durchgeführt fördert sie Tierwohl und Tiergesundheit, Natur- und Artenschutz.
In einigen Regionen ist Weidewirtschaft schon aufgrund der Topografie oder anderer für die Nutzung ungünstiger Bedingungen die einzige Möglichkeit den Standort landwirtschaftlich zu nutzen und Landschaft offen zu halten. Auf solchen Standorten prägt die Weidewirtschaft auch die Kulturlandschaft.
Jede Weide ist anders. Neben der Topografie bestimmen zum Beispiel die Bodenart und die Wasserversorgung, die Höhe der Niederschläge, die Temperatur und nicht zuletzt der Viehbesatz das Zusammenspiel des Aufwuchses. Entsprechend anspruchsvoll ist es, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, um Weiden auch betriebswirtschaftlich bestmöglich zu nutzen.
Ziel ist die optimale Verteilung des Futters auf alle Weidetiere über die Weidesaison, wobei die Zuwachsgeschwindigkeit des Futters über den Weidezeitraum stark schwankt.
Für die Erhebung flächenbezogener Daten ist bereits bewährte Sensortechnik verfügbar. Sie erfolgt durch Klimastationen, Ertragsschätzung mittels Herbometer und Rising Plate Meter (RPM). Mobile Nahinfrarotspektroskopie (NIRS-Technik) kann Energiegehalte der Grasbestände bewerten. Auch Satellitentechnologie wie das SENTINEL-Programm der ESA , GPS-Anwendungen und der Einsatz von Drohnen können Informationen erheben und bereitsstellen.
Im Rinderstall steht schon jetzt vielfältige Sensortechnik zur Erhebung tierspezifischer Daten bereit. Zum Beispiel geben Pedometer, Tieraktivitätssensoren und Kauschlagsensoren Aufschluss über Futteraufnahme, Widerkauaktivität und Ruhezeiten. Mit den gewonnen Daten werden Rationen für eine Zufütterung im Stall ergänzt.
Die Universität Hohenheim entwickelt zusammen mit landwirtschaftlichen Betrieben regional angepasste und auf nachhaltige Beweidung ausgerichtete Weidesysteme für Milchkühe und Jungtiere. Ziel ist die Steigerung der Produktivität durch eine bessere Ausnutzung des Aufwuchses und eine höhere Grundfutteraufnahme durch Beweidung in unterschiedlichen Altersgruppen. Das Projekt GrazyDaiSy wird vom Bundesprogramm für ökologischen Landbau und anderen Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖL) gefördert und ist Teil eines EU-weiten Verbundprojekts.
Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Aulendorf arbeitet mit Landwirten an einem digitalen Weidetagebuch. Es soll die Dokumentation der Weidehaltung erleichtern und eine Schnittstelle für den Antrag zur Sommerweideprämie erhalten. Weiterhin dient es der Dokumention des Nährstoffanfalls im Rahmen der Düngeverordnung (DüV).
Zukünftig könnten digitale Tools helfen Managemententscheidungen in Sachen Weidehaltung zu treffen. Denn sie können zahlreiche Einflussfaktoren berücksichtigen und gewichten.
Einfache elektronische Weidetagebücher oder Weidetools auf der Basis von Exceltabellen erlauben bereits heute die Berechnung von Futterkeilen (feed wedge). Auf deren Basis kann der Tierhaltende eine Entscheidung für die Beweidung oder Futterkonservierung einer bestimmten Fläche treffen. Diese Tools unterstützen auch die Dokumentation des Betriebes.
Derzeit sind Weidemanagementsysteme in Entwicklung, die auch die heterogenen Anforderungen der Milch- und Grünlandwirtschaft in Deutschland erfüllen können. Dazu zählen Belegung von Weideflächen, Prognosen von Futtermengen und -qualität, von Pflege-, Dünge- und Nachsaatbedarf. Solche Tools sollen Tierhaltende zukünftig bei der Planung und Dokumentation im Rahmen verschiedener Agrarumweltprogramme oder der Düngeverordnung unterstützen.
Außerdem sind Schnittstellen zur tierspezifischen Leistungserhebung sinnvoll und erwünscht.
Erfahrung im Weidemanagement kann künftig mehr und mehr digital ergänzt und unterstützt werden.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024