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Welche Stallsysteme für Mastbullen gibt es und welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten sich? Hiermit hat sich eine Gruppe von Rinderfachleuten im Rahmen des Projektes "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder" beschäftigt.
Mastbullen werden heute zu einem großen Teil in Einraumlaufställen mit Vollspaltenboden gehalten. Doch diese Haltung schränkt Bullen in ihrem Verhalten ein, selbst wenn die Stallsysteme zusätzlich mit Gummimatten oder offenen Stallwänden ausgestattet wurden. Auch die Akzeptanz der Gesellschaft steigt, wie Studien zeigen, erst mit Stroheinstreu, Auslauf oder Weide.
Die Weidehaltung von Mastbullen bis zu einem Endgewicht von über 700 kg ist allerdings unter anderem aus Gründen der Arbeitssicherheit problematisch. Daher sind die Bullenmästerinnen und Bullenmäster gefragt, den Tieren eine Haltungsumwelt zu schaffen, in der sie Wahlmöglichkeiten zwischen den Funktionsbereichen für Liegen, Futteraufnahme, Aktivität und Sozialverhalten haben und nutzen können. Ein zukunftsfähiger Bullenmaststall sollte daher sowohl ökonomische als auch Kriterien des Tierwohls berücksichtigen.
Im Rahmen des Projektes "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder" fassten Fachleute des Verbands der Landwirtschaftskammern sowie des KTBL und der DLG Aspekte einer zukunftsorientierten Mastrinderhaltung in einer kompakten Broschüre für Praxis, Beratung und Bildung zusammen. Auf der Grundlage bereits in der Praxis existierender Haltungsverfahren entwickelten sie ein zukunftsfähiges Stallmodell für Mastbullen.
Im Folgenden wird ein Überblick über bestehende Haltungssysteme gegeben und Potenziale für Weiterentwicklungen hinsichtlich des Tierwohls, der Arbeitswirtschaft und der Ökonomie für die Rindermast aufgezeigt.
Ein Einraumlaufstall mit Vollspaltenboden, bei dem Kot und Urin von den Tieren direkt durch die Spalten getreten werden, ist arbeitswirtschaftlich attraktiv. Aus Sicht des Tierwohls fehlt jedoch neben einer verformbaren Liegefläche eine Trennung der Funktionsbereiche.
In gängigen Buchten mit einer Tiefe von vier bis fünf Metern und einer Breite von fünf bis sechs Metern besteht je nach Tierbesatz ein enges und damit nicht optimales Tier-Fressplatz-Verhältnis.
In tieferen Buchten ist die Nachrüstung von Gummimatten mit Schlitzen möglich, womit eine Zweiflächenbucht mit getrenntem Liege- und Fressbereich entsteht.
In diesem eingestreuten Haltungsverfahren wird der Mist aufgrund einer schiefen Ebene durch die Tiere nach unten auf einen Entmistungsgang getreten. Da die Tiere die Mistfläche mit ihrem Körpergewicht in Bewegung setzen, ist dieses System erst für Tiere ab etwa 250 kg Lebendmasse einsetzbar. Das Gefälle kann dabei entweder zum Futtertisch hin oder vom Futtertisch wegführen.
Auf dem jeweiligen Entmistungsgang wird der Mist dann mittels Schlepper oder eines Schiebers entfernt. Gegenüber dem Tiefstreustall zeichnet sich dieses System durch einen geringeren Strohbedarf aus. Eingestreut wird entweder mit einem mobilen Gerät vom Futtertisch aus oder von einer Strohbühne über dem Liegebereich herab.
Inzwischen sind auch automatische, schienen- oder bandgeführte Geräte sowie Rohrsysteme mit Abwurföffnungen im Einsatz.
Tiefstreuställe zeichnen sich durch eine ebene eingestreute Stallgrundfläche und einen erhöhten Futtertisch aus. In diesem Haltungssystem kann eine Trennung der Funktionsbereiche durch zum Beispiel das Aufstellen von Trenngittern erzielt werden.
Um die Tiere sauber zu halten und auch die Belastung durch Schadgase wie Ammoniak zu minimieren, sollten Tiefstreuställe alle vier Wochen ausgemistet werden.
Tiefstreuställe sind vor allem in der Kälber- und Fresseraufzucht sowie Mutterkuhhaltungen verbreitet, da der Strohaufwand für Tiere in der Endmast nochmals ansteigen würde.
Der Liegeboxenlaufstall ist das Standard-Haltungssystem in der heutigen Milchviehhaltung. Durch die Liegeboxen und Laufgänge entsteht eine Trennung der verschiedenen Funktionsbereiche.
In Deutschland ist die Umnutzung dieser Ställe für die Rindermast kaum verbreitet, sondern findet eher in der Färsenaufzucht Anwendung. Ein Blick nach Dänemark zeigt jedoch, dass sich dieses System durchaus auch für Mastbullen eignet.
Dabei ist darauf zu achten, dass jedem Tier eine saubere, an seine Lebendmasse angepasste Liegebox zur Verfügung steht. Ein ausreichend breiter Laufgang von mindestens 2,50 Metern in der Endmast ist ebenfalls erforderlich. Die Laufwege sollten mit Sackgassen konzipiert sein, um unter anderem Rangauseinandersetzungen gering zu halten.
Ein zukunftsfähiger Bullenmaststall soll tiergerecht für die Bullen und ökonomisch für die Betreiber sein, gute Vermarktungsmöglichkeiten sichern, ökologische Ressourcen intelligent nutzen und außerdem soziale Kriterien wie Arbeitsplatzqualität und Arbeitssicherheit berücksichtigen. In der Broschüre „Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Mastrinder“ (Download) werden aktuelle Neubauprojekte aus der Praxis vorgestellt, die Landwirtinnen und Landwirten wertvolle Impulse für ihren Stallneubau oder -umbau geben können.
So werden unter anderem zwei Bullenmastbetriebe im Haltungssystem Zweiflächenbucht mit Spaltenboden und Liegebereich mit Gummiauflage oder gummierten Spalten vorgestellt: Ein Betrieb mit 270 Mastplätzen, Abtrennungen zum Liegebereich mit Gummimatten und ein weiterer Betrieb mit 600 Mastplätzen in zwei Ställen mit jeweils einer Buchtenfläche von 35,75 Quadratmetern für zehn Tiere, die vom Einstallen bis zum Verkauf in derselben Bucht bleiben.
Außerdem wird ein Betrieb im Haltungssystem Zweiflächenbucht mit Tretmist vorgestellt. Das Gefälle verläuft nach vorne zum planbefestigten Fressgang, der mit einer stationären Schieberentmistung gesäubert wird. Die Fütterung und das Einstreuen sind automatisiert. Gefüttert wird viermal täglich, das Tier-Fressplatz-Verhältnis beträgt 1,2:1.
Ein Tretmiststall mit besonderen Strukturelementen bietet jedem Bullen 4,5 Quadratmeter Platz. Die Buchten sind in einen Liegebereich mit einer Buchtentiefe von acht Metern und einen Fressbereich mit einer Laufgangbreite von fünf Metern unterteilt und so in einen Liege- und einen Laufbereich strukturiert. Ein Gitter zwischen den beiden Bereichen funktioniert als Anschlag für die Tore des Fressganges beim Misten. Diese Gitter dienen auch zur Montage je einer Tränke auf jeder Seite sowie einer Bürste zur Körperpflege.
Ein weiterer Betrieb in ökologischer Bewirtschaftung bietet seinen Tieren 10,7 Quadratmeter in einem Mehrraum-Tretmiststall. Die Tretmistliegefläche verläuft „nach hinten“ zum Laufhof, in dem sich auch Bürsten zur Körperpflege befinden. Der innenliegende planbefestigte Laufbereich wird mitsamt den vier Übergängen in den Außenbereich von einem Gülle-Saugroboter mobil gereinigt. Im Liegebereich wird zweimal am Tag automatisch eingestreut.
Weiter wird ein Roundhouse vorgestellt. Dieses System ist durch einen kreisförmigen Aufbau gekennzeichnet. Die um die Mitte angeordneten, meist eingestreuten Buchten ähneln einem Kuchenstück. Im Zentrum befinden sich Selektionsschleusen, Fangstände und Viehwaagen.
Ein Roundhouse nutzt den bebauten Raum sehr effizient und bietet eine hohe Arbeitssicherheit, da die Tierbetreuerinnen und Tierbetreuer keinen direkten physischen Kontakt zu den Tieren haben müssen. Es gibt keine scharfen Ecken oder Engpässe, so dass auch die Verletzungsgefahr für die Bullen minimiert wird.
Letzte Aktualisierung 12.11.2024