Großgruppenhaltung mit mehr als 20 Mastbullen kann das Verhalten der Bullen positiv beeinflussen und das Tierwohl steigern.
In der Bullenmast sind in Deutschland Gruppengrößen von sechs bis 15 Tieren weit verbreitet. Gleichwohl haben inzwischen einige Mäster gute Erfahrungen damit gemacht, Mastbullen in größeren Gruppen zu halten. Diese Großgruppen können nicht nur in neuen Ställen verwirklicht werden, sondern auch in Altgebäuden, wenn zum Beispiel benachbarte Buchten zusammengefasst werden.
Nationale gesetzliche Vorgaben zur Gruppengröße in der Mastbullenhaltung gibt es nicht. Internationale Haltungsempfehlungen befürworten 12 bis 20 Tiere, wissenschaftlich belegt sind diese Empfehlungen aber bisher nicht. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurde nun im Rahmen einer Doktorarbeit das Verhalten von Mastbullen in Gruppengrößen von 16, 22 und 33 Tieren in Bezug auf das Liege- und Fressverhalten und gegenseitige Aggressionen untersucht.
Gleichzeitiges Liegen in Großgruppen länger
Bewertet wurden das Verhalten und das äußere Erscheinungsbild von 187 Bullen auf zwei Praxisbetrieben mit Tretmistställen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Betrachtet wurden drei Beobachtungsphasen im Alter der Tiere von durchschnittlich achteinhalb, 13 und 17 Monaten. Erfasst wurde, wie viele beziehungsweise welche Tiere lagen, fraßen und an Interaktionen beteiligt waren.
Gleichzeitiges Liegen gilt als wichtig für Rinder und gehört zu ihrem natürlichen Verhalten. So fordert etwa die niedersächsische Tierschutzleitlinie für Mastbullen eine Liegefläche, die allen Tieren ein zeitgleiches Liegen ermöglicht. Die Studie untersuchte deshalb unter anderem, ob und wann Mastbullen bei unterschiedlichem Platzangebot gleichzeitig liegen.
Ergebnis: Es gab eine Hauptliegezeit in den Nacht- und frühen Morgenstunden, bei der der durchschnittliche Anteil der liegenden Bullen fast 100 Prozent erreichte, und zwei weitere Liegezeiten mit weniger gleichzeitig liegenden Tieren am Nachmittag.
Der Anteil zeitgleich liegender Tiere pro Bucht und die Zeit, während die Tiere zusammenlagen, stieg mit zunehmender Gruppengröße an. In der Großgruppe mit 33 Tieren lagen die meisten Tiere zeitgleich, was laut Autorin als Indikator für Tierwohl gewertet werden kann.