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Wenn bereits Junghennen genügend Beschäftigungsmaterialien zur Verfügung haben, sinkt deren Neigung, Verhaltensstörungen auszubilden. Auch das Angebot von so genannten Kaltscharrräumen ist aus vielerlei Hinsicht positiv zu bewerten.
Die Beschäftigung von Junghennen ist für deren verhaltensgerechte Aufzucht sehr wichtig. Das zeigen Erfahrungen, die im Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz "Layer HACCP" gesammelt wurden. Bereits die Küken picken und staubbaden gerne. Wenn einige kritische Kontrollpunkte beachtet werden, wirkt sich ein reichhaltiges Angebot positiv auf die Entwicklung der Junghennen aus.
Im Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierwohl "Layer HACCP" trug ein Beratungsteam die langjährigen Erfahrungen aus der fachlichen Beratung und der Wissenschaft zusammen und formulierte kritische Kontrollpunkte für die Phase der Junghennenaufzucht, für die Umstallungsphase und für den Zeitraum von der Umstallung bis zur 25. Lebenswoche. Dem Beratungsteam gehörten unter anderem der Tierwohlberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie eine Fachtierärztin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) an.
Die Basis aller Beschäftigungsmaßnahmen im Junghennenstall ist eine geeignete Einstreu. Darüber hinaus hat es sich bewährt, zusätzliches Material zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist, dass die Tiere nur Beschäftigungsmittel erhalten, die für sie unbedenklich sind. Material, das mit dem Schnabel aufgenommen werden kann, sollte über eine futtermittelrechtliche Zulassung verfügen.
Merke:
Ideal ist es, wenn möglichst viele Tiere gleichzeitig Zugang zum Beschäftigungsmaterial haben. Je mehr Material angeboten und je großflächiger es im Stall verteilt wird, desto besser. Experten empfehlen ein Verhältnis von 500 Tieren pro Beschäftigungsmaterial in einer Menge von ein bis zwei Gramm pro Tier.
Merke:
Ob ein Beschäftigungsmaterial gut oder weniger gut angenommen wird, hängt auch von der Art und Weise des Angebots ab, zum Beispiel ob es auf dem Boden gereicht wird oder hängend in einem Korb oder Netz.
Jede Darreichungsform hat ihre Vor- und Nachteile. Ständer oder Heunetze helfen, die Materialien sauber zu halten. Werden sie dagegen auf dem Boden präsentiert, kommen sie in Kontakt mit den Ausscheidungen der Tiere und können stark verschmutzen. Andererseits nutzen die Tiere am Boden liegendes Material gerne als Sitzmöglichkeit, bepicken es von oben, scharren es in die Einstreu und arbeiten diese daraufhin gründlich durch.
Merke:
Bereits kurz nach dem Schlupf beginnen die Küken damit, ihre Umgebung zu erkunden. Deshalb sollten sie bereits zur Einstallung in die Aufzuchtvolieren einige Beschäftigungsmaterialien vorfinden.
Merke:
Erfahrungen aus dem Projekt "Layer HACCP" zeigen, das Junghennen Beschäftigungsangebote wie Picksteine, Luzerneballen, Körner in der Einstreu, Rundtränken, Möhren oder eine Beschäftigungsanlage gerne nutzen. Besonders beliebt ist Luzerne. In den Projektbetrieben wurden an einem Luzerneballen durchschnittlich 10 bis 15 Hennen beobachtet, während sich an einem Pickstein in der Regel etwa 5 Tiere beschäftigten. Experten mutmaßen, dass dies sowohl mit der Größe des Materials zusammenhängt als auch mit der Möglichkeit, daran zu picken, zu fressen und zu scharren.
Im Projekt wurde auch eine so genannte PickPuck-Anlage getestet, eine automatische Beschäftigungsanlage. Sie ermöglicht das gleichzeitige Beschäftigen einer großen Anzahl von Tieren, und zwar 500 Tiere pro Pickteller. Es zeigte sich, dass das Interesse der Junghennen an der Beschäftigungsanlage über den ganzen Tag hinweg erhalten bleibt und bis zur Legespitze ansteigt. Fachleute raten, zusätzlich zu einer PickPuck-Anlage weitere Beschäftigungsmittel anzubieten.
Das Angebot eines überdachten Außenklimabereichs (auch Kaltscharrraum oder Wintergarten genannt), der natürliche Lichtverhältnisse bietet, ist in vielerlei Hinsicht positiv zu bewerten. Während seiner Nutzung verringert sich die Besatzdichte im Stall zumindest tagsüber. Außerdem bieten lockere Einstreu oder manipulierbares Material sowie veränderte Lichtverhältnisse den Junghennen viele Reize.
Der Zugang zu einem Außenklimabereich bereitet die Junghennen optimal auf Tageslicht, Klimaschwankungen und verschiedene Geräusche vor.
Der Außenklimabereich eines Aufzuchtstalls besteht in der Regel aus einer flüssigkeitsundurchlässigen Bodenplatte, einer Überdachung und Außenwänden, die im unteren Bereich befestigt und im oberen Bereich über feste Netze oder Gitter luftdurchlässig sind. Weil die Tiere ihren Wintergarten mit Vorliebe zum Picken, Laufen, Scharren und Staub- oder Sonnenbaden nutzen, muss er ausreichend groß angelegt ein. Die Grundfläche des Außenbereichs sollte sich deshalb stets an der Gruppengröße der Herde orientieren und so bemessen werden, dass alle Junghennen gleichzeitig Zugang zum Wintergarten haben. Zielgröße ist eine Fläche von 400 Quadratzentimetern pro Junghenne.
Damit sich die Tiere an den Zugängen zum Außenbereich nicht erdrücken, müssen zudem genügend Zugangsluken in dem Kaltscharrraum vorhanden sein, die ausreichend groß bemessen sind. Die Bioland-Richtlinien schreiben 2 Meter Zugangsluke je 1000 Tiere vor bei einer Höhe von mindestens 40 Zentimetern.
Merke:
Wann die Luken zum Kaltscharrraum das erste Mal geöffnet werden, liegt im Ermessen des Aufzüchters. Wenn sich seine Junghennen sicher im Stall bewegen und dort alle Strukturen kennen und wenn sie ausreichend dicht befiedert sind, können ihnen die Außenbereiche zugänglich gemacht werden. Öffnet man die Luken zu früh, besteht die Gefahr, dass Tiere dort dauerhaft verweilen, nicht in den Stall zurückfinden und nicht mehr genug Futter und Wasser bekommen. Erhalten die Junghennen den Zugang zum Auslauf zu spät, nehmen sie den Kaltscharrraum womöglich schlecht an. Spätestens ab der zehnten Lebenswoche sollte ein Zugang zum Außenbereich jedoch gewährleistet sein. Die Richtlinien der Bio-Verbände schreiben dies sogar verbindlich vor.
Merke:
Der Kaltscharrraum ist ein Bereich, der nicht vom Stallklima beeinflusst wird. In ihm herrscht Außenklima, das unter Umständen stark vom erwünschten Klima im Stall abweicht. Zugluft beispielsweise kann den Kaltscharrraum unattraktiv machen und sie kann sich - insbesondere bei nasskaltem Wetter – negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirken.
Insbesondere in den Wintermonaten tritt zusätzlich das Problem auf, dass der Innenstall bei geöffneten Zugangsluken stark an Wärme verliert. Ziel muss es sein, Zugluft zu vermeiden und das ideale Klima im Stall zu erhalten.
Merke:
Karge Kaltscharrräume mit wenig Beschäftigungsmaterial werden von Junghennen weniger genutzt. Wird der Außenbereich dagegen interessant gestaltet, suchen ihn die Tiere gern auf.
Merke:
Einstreu im Kaltscharrraum bietet Vorteile. Die Tiere werden beschäftigt und zum Scharren und Picken angeregt. Doch die Einstreu im überdachten Auslauf muss gut gemanagt werden. Denn das (sich ändernde) Außenklima kann schnell auch zu feuchter Einstreu führen. Und einfallender Wind verursacht häufig ein Anhäufen der Einstreu im stallnahen Bereich. Erfolgt zusätzlich ein unzureichendes Durcharbeiten durch die Tiere, bilden sich schnell Platten oder es sammelt sich das gesamte Material in Stallnähe an und der Kaltscharrraum wird schlechter angenommen.
Merke:
Letzte Aktualisierung 21.03.2022