Wasserversorgung von Kühen Wasserversorgung von Kühen

Wasserversorgung von Milchkühen

Es lohnt sich, die Wasserversorgung der eigenen Milchkühe zu durchleuchten. Schon mit kleinen Maßnahmen lässt sich viel verbessern.

Schmackhaftes, physikalisch und biologisch einwandfreies Wasser ist für die Futteraufnahme, den Stoffwechsel und die Milchleistung der Kühe grundlegend. Wasser muss immer in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen. 

Der Wasserbedarf einer Milchkuh kann abhängig von der Milchleistung und der Temperatur auf bis zu 200 Liter am Tag ansteigen und auch Trockensteher können im Sommer einen Wasserbedarf von über 50 Litern haben. 

Während im Sommer die bedarfsgerechte Versorgung der Kühe aufgrund des hohen Wasserbedarfs bei Hitze eher eine biologische Frage ist, ist es im Winter die technische Frage der Frostsicherheit. 

Für die Berechnung der Tränkeanlage und ihrer Kapazitäten dienen folgende Werte als Richtschnur: 

Der  Wasserbedarf einer Milchkuh beträgt 3 - 6 Liter pro Kilogramm Trockenmasseaufnahme. Anzeichen für eine nicht ausreichende Wasserversorgung und Wasseraufnahme bei Milchkühen ist zum Beispiel eine verringerte Futteraufnahme bei abnehmender Milchleistung und Veränderungen in den Gehalten der Milchinhaltsstoffe.

Natürlichem Trink-Verhalten Rechnung tragen

Rinder sind Saugtrinker. Sie möchten das Wasser mit dem Flotzmaul von einer freien Oberfläche aufnehmen. Während der Aufnahme atmen sie weiter durch die Nase. Untersuchungen der Fachhochschule Kiel ergaben, dass der einzelne Trinkvorgang im Durchschnitt eine halbe Minute dauert. Dabei werden zwischen 9 und 12,5 Liter Wasser aufgenommen, das entspricht 18 bis 25 Litern Wasser pro Minute. Die Kühe gehen durchschnittlich neun Mal am Tag zur Tränke. Doch die Häufigkeit schwankt individuell: einzelne Kühe gehen nur fünf Mal, andere dagegen 26 Mal.

Rangkämpfe vermeiden

Wichtig ist ein gutes Tier-Tränke-Verhältnis. Damit es nicht zu Rangkämpfen unter den Kühen um die knappe Ressource Wasser kommt, sollte die Anzahl und Platzierung der Tränken gut überdacht sein. Die Tränken müssen außerdem im Stall verteilt sein. 

Selbst bei einer Herdengröße von unter 20 Tieren sollten zwei Tränken vorhanden sein, damit beim Ausfall einer Tränke alle Rinder immer noch Zugang zum Wasser haben. 

Ansonsten gilt als Faustzahl: je 20 Kühe eine Tränke. 

Empfehlenswert ist eine weitere Tränke, damit jedes Tier zu jeder Zeit an Wasser kommen kann. Wenn die Tränke nur auf einer Seite angebracht ist, sollten die Gänge mindestens 3 m, besser 3,60 m breit sein, damit die Kühe ungehindert trinken und andere Kühe bequem an ihnen vorbeigehen können. 

Bei Tränken in Doppelanordnung stehen die Kühe meist parallel zu den Liegeboxen und versperren damit weniger die Laufwege. Tränken dürfen nicht in einer Sackgasse platziert sein und auch die Konkurrenz zu anderen attraktiven Stalleinrichtungsgegenständen wie Kuhbürste oder Transponderbox ist zu vermeiden. 

Auf die Qualität kommt es an

Bei sehr niedrigen Außentemperaturen bevorzugen Kühe angewärmtes Wasser um etwa 16 °C.
Zu beachten ist allerdings, dass mit wärmerem Wasser auch die Gefahr der Keimbelastung steigt. 

Tränkewannen bedienen das natürliche Verhalten der Tiere. Allerdings ist die Wasserqualität hierbei aufgrund der großen offenen Wasservorräte gefährdet. Kot von Rindern, Vögeln und Nagern sowie Einstreu, Staub und Futterreste gelangen leicht in die Tränkewannen. Große Trogtränken sollten deswegen so stark kippbar sein, dass sie restlos entleert werden können. Ohnehin müssen sie täglich gereinigt werden, um schädlichem Biofilm oder Algenbildung entgegenzuwirken.

Aus dem gleichen Grund sollten auch sämtliche Wasserleitungen regelmäßig gespült werden. Nach längerer Leerstehphase zum Beispiel im Jungviehstall nach dem Weidegang müssen die Leitungen unbedingt vor einer Neubelegung gespült werden. 

Einfluss von Stalleinrichtung und Technik

Schon bei der Planung der Tränkeanlagen ist darauf zu achten, dass sie so wenig als möglich mit Kot und Futtermitteln kontaminiert werden und gut gereinigt werden können. 

Abweiser, Distanzrohre oder Sockel haben sich hierfür als gute Hilfsmittel erwiesen. In Boxenlaufställen haben sich heute Trogtränkebecken mit Schwimmerventilen in einer Länge von 80 – 100 cm durchgesetzt. Im Abkalbe- oder Trockensteherbereich werden außerdem Ventiltrogtränken und Ventildoppeltrogtränken eingesetzt. 

Ventil- und Schwimmer-Trogtränken müssen eine genügend hohe Durchflussrate haben, damit die Schwebstoffe in den Wasserleitungen durchgehend ausgespült werden. 

Um das Saugtrinkbedürfnis der Kühe zu befriedigen, sollte die Durchflußrate mindestens 20 Liter/min betragen. Dies lässt sich leicht in der Praxis prüfen:  Ein 10-l-Eimer sollte im Überlauf der Tränke in 30 Sekunden voll sein. 

Die Tränke sollte sich in etwa einer Höhe von 80 cm befinden. Optimal für das Trinkverhalten der Kühe ist eine Wassertiefe zwischen 10 - 15 cm.

Fazit

Milcherzeugung ist Lebensmittelerzeugung. Qualitativ hochwertiges Tränkewasser ist für das Wohl der Milchkühe und zur Erzeugung des Lebensmittels Milch unerlässlich. Die tägliche Kontrolle der Tränken gehört deshalb zur Arbeitsroutine in jedem Milchviehstall. Da Milchkühe selbst bei niedrigen Temperaturen auf einen Wasserbedarf von über 100 Litern pro Tag kommen, sollten die Tierhalterinnen und Tierhalter die Wasserversorgung mit einer ausreichenden Anzahl an Tränken mit genügend Wasserdurchfluss immer im Blick haben.

Checkliste: Wasserversorgung

  • möglichst weites Tier-Tränke-Verhältnis vorhalten, mindestens zwei Tränken, pro 20 Kühe eine Tränke plus 1
  • Tränken an unterschiedlichen Standorten im Stall platzieren
  • an Sammelorten mehrere Tränken vorhalten
  • Tränkefunktionen regelmäßig überprüfen und frostfrei halten
  • Tränke täglich reinigen
  • Tränke auf Kriechstrom kontrollieren
  • Wasserqualität untersuchen lassen

Letzte Aktualisierung 05.07.2024

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