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Welche Möglichkeiten gibt es, Milchkühe tiergerecht, umweltverträglich, klimaschonend und wettbewerbsfähig zu halten? Dieser Frage gehen Fachleute in der Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Milchkühe" nach.
Haltungssysteme für Milchkühe sollen viele Ansprüche erfüllen. Sie sollen tiergerecht sein, Umwelt und Klima schonen und bei allem rentabel bleiben. Hierzu hat sich ein Gremium aus Fachleuten der Landesanstalten, Landesämter und Landwirtschaftskammern sowie des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) e. V. und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) e. V. beschäftigt.
Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe werden in der Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Milchkühe“ vorgestellt.
Es werden baulich-technische Anforderungen und Empfehlungen an die unterschiedlichen Funktionsbereiche erörtert und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Tierwohl, Ökologie und Ökonomie bewertet. Daraus ergeben sich Anregungen für zukünftige Stallkonzepte.
Es werden drei Stallmodelle mit den Schwerpunkten Tierwohl, Umwelt und Ökonomie skizziert. Es zeigt sich, dass diese drei Zielgrößen nicht im Widerspruch stehen. Die drei Konzepte sowie ein daraus abgeleiteter "Kompromiss-Stall" geben Lösungsansätze für eine zukünftsfähige Milchviehhaltung.
Zielkonflikte entstehen, wenn die Ansprüche der Tiere mit Zielsetzungen im Umweltschutz kollidieren. Aus der Sicht des Tieres ist zum Beispiel eine möglichst ungehinderte Bewegung ähnlich wie auf der Weide im Stall mit rutschfesten Untergründen und Laufhöfen wichtig. Aus Sicht der Ökologie ist es anzustreben, die Emissionen umwelt- und klimaschädlicher Gase sowie Geruchs-, Lärm- und Lichtemissionen aus dem Kuhstall und damit die emittierenden Flächen zu vermindern. Darum wird aus dieser Sicht angestrebt, die Versiegelung von Flächen durch Stallgebäude zu vermindern.
Ein anderer Ansatz ist es, Technologien und Systeme zu entwickeln, die beispielsweise Kot und Harn im Stall trennen, damit die Entstehung von Ammoniak reduziert wird. Dazu zählen planbefestigte Laufflächenbeläge mit emissionsreduzierender Gummiauflage. Hier kann der Harn durch Rillen abfließen und so vom Kot getrennt werden. Automatische Schieber schieben dann den Kot gesondert ab.
Auch semipermeable Membranen in harndurchlässigen Bodenbelägen gehören zu den emissionsmindernden Maßnahmen im Kuhstall. Neu ist die sogenannte Kuhtoilette, bei der der Harn der Kühe durch ein Urinal aufgefangen wird. In Forschungsprojekten gelingt es, die Kühe mithilfe einer Art Kraftfutterstation zur Nutzung dieser Kuhtoilette zu bewegen.
Mehr denn je muss auch in der Milchviehhaltung Energie eingespart werden. Es gibt einige interessante Ansätze, Energie selbst zu erzeugen und gleichzeitig Systeme mit geringem Energieverbrauch einzusetzen. Einsparpotentiale in der Beleuchtung bieten Leuchtdioden-Leuchten, kurz LED-Leuchten genannt. Bei der Fütterung kann die Futtervorlage mithilfe des Schleppers, der fossile Energie, verbraucht, durch ein elektrisches automatisiertes Fütterungssystem ersetzt werden.
In der Milchviehhaltung und bei der Milcherzeugung kann aber auch Energie gewonnen werden. So sind Fotovoltaikanlagen zur Stromerzeugung sowohl für den Eigenverbrauch als auch zur Einspeisung in das Stromnetz sowie die Betreibung von Biogasanlagen zur Stromerzeugung und Wärmegewinnung schon weit verbreitet. Und die Wärme der Milch kann rückgewonnen werden.
Zukunftfähige Haltungskonzepte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich an diesen Ansprüchen und somit am natürlichen Verhalten der Kühe, orientieren. So basieren einige baulich-technische Empfehlungen und Visionen auf Kenntnissen aus der Verhaltenkunde. Denkbar ist beispielsweise, dass sich Kühe durch größere Entfernungen zwischen den Funktionsbereichen oder auch durch das Angebot verschiedener Futterkomponenten an mehreren Stellen mehr bewegen. Gleichzeitig könnten die Laufwege tiergerechter gestaltet werden und das Verhalten über eine Erfassung der Bewegungsaktivität beeinflusst werden.
Beim Melken könnte es einen - vielleicht sogar tierindividuellen - akustischen Aufruf zum Melken geben oder für die Wiedereinführung des Melkens auf der Weide einen transportablen Melkroboter.
Neue Ideen werden auch für den Bereich der Abkalbung und die Zeit danach vorgestellt. Denkbar sind benachbarte Kalb- und Kuhboxen für die ersten Stunden bis hin zur muttergebundenen Kälberaufzucht mit Mutter-Kalb-Kontakt in den ersten Lebenswochen.
Auch die Haltung der Trockensteher im Herdenverband kann weiter verbessert werden. Sensoren können helfen, den Abkalbezeitpunkt besser vorauszusagen. Mittels gesteuerter Selektionstore könnte die Kuh schließlich in die Abkalbebucht geleitet werden.
Bei der Arbeit für die Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Milchkühe“ erstellte das Expertenteam eine Gesamtmatrix für eine zukunftsorientierte Nutztierhaltung, die im weiteren Verlauf in Detailbewertungen mündet. Die Bewertungen basieren auf dem aktuellen Diskussionsstand und dem Wissensstand der Arbeitsgruppe sowie dem Stand der Technik. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die verschiedene Stallmodelle, wie der "Tierwohlstall“, der "Umweltstall“ und der "Ökonomiestall“, die in einem Konzept des "Kompromissstalles“ münden. Erfahren Sie hier mehr zu den zukunftsorientierten Stallkonzepten.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024