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Laufhöfe ermöglichen den Kühen Bewegung und das Erleben von Sonne, Wind und Regen. Aber es erhöhen sich durch die Laufflächen im Freien auch die Ammoniak-Emissionen. Ein Zielkonflikt, der sich durch bauliche Maßnahmen abmildern lässt.
Ein Laufhof am Stall ersetzt keine Weide. Aber er ermöglicht den Kühen Bewegung im Freien – verbunden mit der Möglichkeit, vielfältige Umweltreize wie Sonne und Regen wahrzunehmen. Ein Laufhof ist für die Tiere auch zusätzlicher Bewegungs- und Ausweichraum, was zur Stressreduktion vor allem für rangniedere Kühe beiträgt.
Für ökologisch wirtschaftende Milchviehbetriebe, die ihren Tieren keinen Weidegang ermöglichen können, ist ein Laufhof laut EU-Verordnung Pflicht. Aber auch Vermarktungsprogramme, wie beispielsweise die Initiative Tierwohl oder das des Deutschen Tierschutzbundes "Für mehr Tierschutz“ machen den ganzjährigen Zugang zu einem Laufhof oder Auslauf zur Bedingung.
Kühe nutzen den Laufhof im Sommer gerne in den frühen Morgenstunden und während der letzten Sonnenstunden des Tages. Auch an Regentagen halten sich die Kühe gerne im Freien auf.
Bei hohen Temperaturen während des Tages bevorzugen sie allerdings den Aufenthalt im Stall. Das haben Wissenschaftler der Hochschulen Nürtingen und Bingen in einer Studie beobachtet.
Im Winter bevorzugen die Kühe sonniges Wetter für ihren Aufenthalt auf dem Laufhof. Deshalb sollte ein Laufhof idealerweise nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein, damit die Tiere die Sonneneinstrahlung optimal nutzen können.
Eine Platzierung im Osten oder Westen erfordert unter Umständen einen Windschutz, denn Kühe schätzen keinen Regen in Verbindung mit Wind. Die Ausstattung des Laufhofs mit Tränken, Putzbürsten oder Abkühlungsmöglichkeiten im Sommer über Sprinkler machen ihn für die Tiere noch attraktiver.
Ein Auslauf sollte möglichst rechteckig und mindestens 5 Meter breit sein, damit sich die Kühe aus dem Weg gehen können.
Grundsätzlich kann er außenliegend am Stall angeordnet sein oder auch als Verbindungselement zwischen zwei Gebäuden dienen. Bei einer mehrhäusigen Bauweise, bei der der Stall aus verschiedenen Modulen besteht, kann ein Laufhof auch in den Stall integriert werden und beispielsweise überdachte Liegeboxenreihen miteinander verbinden.
Laufhöfe sind grundsätzlich baurechtlich genehmigungspflichtig.
Ausläufe bzw. Laufhöfe werden in vielen Bundesländern über Agrarinvestitionsförderprogramme bezuschusst. Dies ist zum Beispiel in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz der Fall. Dabei ist die Förderung an bestimmte Mindestgrößen gebunden. So schreiben das baden-württembergische ebenso wie das rheinland-pfälzische Agrarinvestitionsförderprogramm beispielsweise 1,5 m² frei nutzbare Laufhoffläche je Kuh vor.
Ein Laufhof verbessert auf der einen Seite das Tierwohl. Außenliegende Laufflächen verursachen durch das Absetzen von Kot und Harn aber auch zusätzliche Ammoniakemissionen.
Im Rinderstall entsteht Ammoniak (NH3) durch enzymatische Spaltung, wenn Harn und Kot zusammentreffen. Kotverschmutzte Flächen sind somit Emissionsquellen. Im Durchschnitt verursacht jeder Quadratmeter im Laufhof zusätzliche Emissionen in Höhe von 8g NH3 pro Tier und Tag (VDI 3894-1 2011). Eine tägliche Reinigung der Laufhofflächen ist daher wichtig, um die Ammoniakemissionen so gering wie möglich zu halten.
Deshalb sollte schon bei der Planung darauf geachtet werden, dass diese Arbeit entweder von einem Reinigungsroboter durchgeführt werden oder mit dem Schlepper erfolgen kann, damit der Laufhof nicht zur Arbeitsfalle wird.
Einen neuen Ansatz, die Ammoniakemissioen von Laufhöfen zu reduzieren, verfolgt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen im Projekt "Bauen für die Rinderhaltung“ im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri). Die Forschenden setzen auf eine Strukturierung des Laufhofs mit Liegeboxen und erhöhten Fressplätzen vor dem außenliegenden Futtertisch. Auf diese Weise wird die verschmutzte Fläche deutlich reduziert, ohne den Nutzen für die Tiere einzuschränken.
Im Projekt wurden auf verschiedenen Betrieben derartige Laufhöfe in Verlängerung der Ställe gebaut. Sie können sowohl in Neubauten umgesetzt werden als auch als nachträgliche Anbaulösung. Die strukturierten Laufhöfe werden hinsichtlich der Tierwohl- und Emissionsaspekte wissenschaftlich begleitet.
Wenn ein Laufhof in Verlängerung des Stalls gebaut wird, können die Entmistungsachsen eines Stalls im Auslauf fortgesetzt werden. Das minimiert den Arbeitsaufwand für die tägliche Reinigung.
In den Projektbetrieben wurden auch die Futtertische nach draußen auf den Laufhof verlängert. Sie sollten möglichst überdacht sein, um das Futter vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Der Einbau von erhöhten Fressplätzen am Futtertisch vereint zwei Vorteile:
Für heiße Sommertage sollte eine Befeuchtungsmöglichkeit vorgesehen werden, damit die Laufhofflächen auch bei Trockenheit gut gereinigt werden können. Im Zusammenspiel mit emissionsmindernden Laufgangbelägen oder Spaltenböden und einer hohen Abschiebefrequenz der Laufhofflächen lassen sich die Emissionsraten von Ställen mit angeschlossenen Laufhöfen deutlich reduzieren, ohne das Tierwohl einzuschränken.
Durch die Strukturierung des Laufhofs mit Liegeboxen und erhöhten Fressplätzen am außenliegenden Futtertisch wird der Flächenanteil, der mit Kot und Harn verschmutzt werden kann und von dem erhöhte Ammoniakemissionen ausgehen, deutlich verringert.
Werden die Entmistungsachsen aus dem Stall in den Laufhof hinein verlängert, können die Laufflächen in höherer Frequenz sauber und trocken gehalten werden. Dadurch wird nicht nur weniger Ammoniak emittiert. Saubere Laufflächen fördern auch die Klauengesundheit und wirken sich positiv auf die Eutergesundheit aus, weil die Kühe sich mit saubereren Klauen in die Liegeboxen legen. Zusammen mit emissionsmindernden Laufgangbelegen, die mit einer Emissionsminderung von rund 20 Prozent eingestuft sind, lässt sich der Zielkonflikt Tierwohl und erhöhte Emissionen in Laufhöfen deutlich reduzieren.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024