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Beim Kompostierungsstall stehen die Kühe auf einer rund 40 cm tiefen Einstreumatratze. Bei Tierwohl und Sauberkeit zeigen sich Vorteile durch die Komposteinstreu. Wichtig ist jedoch die Kompostpflege.
Neu ist die Idee nicht, aber sie gewinnt wieder an Bedeutung. In Israel entwickelt wird dieser Einstreutyp mittlerweile auch wieder in Europa genutzt und von den Kühen scheinbar geschätzt. Sie legen sich schneller ab, nehmen artgerechte Liegepositionen ein und sind sauber, so die Erfahrungen.
In vielen Haltungen ist trotz Verbesserungen bei den Bodenflächen die Quote der Klauenerkrankungen beim Milchvieh weiterhin hoch. Die Häufigkeit von Lahmheiten wird EU-weit auf 25 Prozent geschätzt. Damit wären fünf Millionen Milchkühe betroffen. Mit der Bedeutung des Tierwohls kommen die Vorteile der Kompostierungseinstreu wieder zum Tragen.
Das Funktionieren des Kompostierungsstalles hängt von der Rotte ab. Die Kühe setzen Kot und Harn auf ein Einstreusubstrat ab. Der Dung dient als Stickstoffquelle. Einstreu aus Sägespänen, Sägemehl, Holzhackschnitzel oder Dinkelspelzen bilden die Kohlenstoffquelle. Mikroorganismen oxidieren die organische Substanz.
Wenn der Stall nicht natürlich belüftet werden kann, hilft eine Unterflurlüftung die mit Gebläse eingebaut werden kann. Einmal täglich wird die Einstreu mit einem Striegel, Grubber oder Fräse zum Einebnen der Kuhfladen überfahren. Gelegentlich muss nachgestreut werden.
Die Arbeit der Mikroorganismen erwärmt die tieferen Schichten auf 30 bis 45 Grad Celsius, so dass die Flüssigkeit auf der Oberfläche verdunstet. Aus diesem Grund ist die Belüftung wichtig. Die Einstreu bleibt so trocken und durch das tägliche Glätten sauber. Und die Wärme beseitigt krankmachende Keime.
Schon seit einigen Jahren gibt es im Bildungszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen einen Kompostierungsstall. Zu Beginn wurde mit Holzhackschnitzeln gearbeitet. Später wurde die Einstreu auf selbst angebauten Miscanthus umgestellt. Diese Einstreu nimmt mehr Feuchtigkeit auf und ist durch den Eigenanbau kostengünstiger.
Mit der Umstellung auf einen Kompostierungsstall kann der Betrieb mit der Herstellung und Vermarktung gleichzeitig einen neuen Betriebszweig aufnehmen. Daher ist die Betrachtung der Nährstoffe, die in Form der Kreislaufwirtschaft auf den Acker ausgebracht werden, wichtig. Der Kompost aus dem Kompostierungsstall ist im Nährstoffprofil nicht mit Stallmist, Gülle, Tiefstallmist oder Grüngut-Kompost vergleichbar. Daher muss er als eigenständiger Wirtschaftsdünger angesehen und analysiert werden. Dann können die Werte in die betriebliche Nährstoffbilanz einbezogen werden.
Video der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Der Kompoststall lässt sich sowohl als Neubau als auch im Umbau vorhandener Ställe realisieren. Er kann sogar als An- und Zubau bestehende Ställe erweitern. Für die Liegeflächenbearbeitung muss ein höherer Zeitaufwand berechnet werden. Als Gebäudehülle kann eine preiswerte Variante mit größerer Spannbreite gewählt werden.
Die erste Einstreu sollte in den Sommermonaten erfolgen. In der Winterzeit ist es zu kalt für den Rottestart. Im Frühjahr und Herbst wird der Kompost bei einer Dicke von 50 bis 60 cm aus dem Stall entfernt.
Milchviehhalter Andreas Schwanthaler aus Schmidstadt im Landkreis Altötting erhielt für den Umbau seiner Anbindehaltung in einen Kompostierungsstall den Tierwohlpreis 2020 durch die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber.
Bayern: Informationen zu Kompostierungsställen
LWK Salzburg: Einen Kompoststall richtig führen
Letzte Aktualisierung 18.07.2024