Vermarktungsprogramme für Milch Vermarktungsprogramme für Milch

Vermarktung von Tierwohl bei Milchvieh

Tierwohl lässt sich als Qualitätskriterium in der Vermarktung nutzen. Die Teilnahme an speziellen Programmen und die Nutzung eines Labels helfen dabei.

Vermarktungsprogramme unterscheiden sich in ihren Anforderungen. Das gilt sowohl für die Gewichtung einzelner Kriterien als auch für die Höhe der jeweilig geforderten Mindeststandards in der Tierhaltung. Die Programme unterscheiden sich aber auch in der Vermarktung. Für die Endverbraucher wird die Umsetzung der Tierwohlstandards im Milchviehbetrieb meist nur durch die Verwendung eines Labels auf dem Produkt beziehungsweise der Verpackung sichtbar.

In der Regel lassen sich durch die Labelnutzung höherer Preise erzielen. Welches Label am besten zum eigenen Betrieb passt und welche Maßnahmen im Betrieb dafür getroffen werden müssten, gilt es herauszufinden. Bei der Beschäftigung mit den Anforderungen kommt mitunter heraus, dass die Anpassungen weniger aufwendig sind als gedacht.

Auf dem Weg in die Vermarktung des Tierwohls gibt es viele hilfreiche Angebote zur Überprüfung des Tierwohls im eigenen Milchviehbetrieb. Eine davon ist die App Q-Wohl aus Baden-Württemberg. Sie ist eine Managementhilfe zur Verbesserung des Tierwohls in der Milchviehhaltung, die auf der Erfassung tierbezogener Indikatoren beruht. Sie wurde von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in Zusammenarbeit mit der Landesbeauftragten für Tierschutz Baden-Württemberg entwickelt.

Welche Kriterien sind nun bei der Milchviehhaltung für die Entscheidungsfindung wichtig? Hier eine Auswahl:

  • Platzangebot je Kuh durch breitere Laufgänge und Kuh-Fressplatz-Verhältnis 1:1
  • Höchstbegrenzungen der Bestandsgröße oder Flächenbegrenzungen über die Großvieheinheiten
  • Anforderungen an das Haltungssystem und die Stalleinrichtung
  • Verbot der Enthornung oder Enthornung nur unter bestimmten Voraussetzungen
  • Vorgaben in der Fütterung
  • Besondere Hygiene- und Gesundheitsstandards
  • Vermehrte Tierschutzkontrollen/Audits

Programme mit Tierwohl-Kriterien für Milchkühe (Auswahl)

Weitere Initiativen

Neben den genannten Programmen gibt es auch zahlreiche kleinere, oftmals regionale Initiativen. Sie bedienen zum Teil spezielle Nischen oder besondere Märkte. Beispiele hierfür finden sich bei Heumilchbauern, Bruderkalb und Hof Lehnmühle.

Auch gibt es diverse "Weidemilch-Programme", die mit mehr Tierwohl für die Milchkühe werben.

Dabei ist aber zu beachten: Der Begriff Weidemilch ist lebensmittelrechtlich nicht geschützt, was dazu führt, dass der Begriff unterschiedlich ausgelegt wird.

Seit 2017 gibt es die Charta Weideland Norddeutschland. Sie vergibt das Label Pro Weideland. Es ist ein Gütesiegel des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen e.V., das von Organisationen der Landwirtschaft, des Umwelt- und Naturschutzes, des Verbraucherschutzes und mehreren Molkereien getragen wird und sich mittlerweile auf verschiedenen Molkereiprodukten findet. Näheres finden Sie hier Pro Weideland. Teilnehmende Landwirte werden finanziell gefördert. Kriterien sind z.B.:

  • Grünfläche je Kuh von mindestens 2.000 Quadratmetern, davon mindestens 1.000 Quadratmeter Weidefläche.
  • Dokumentenkontrolle unter anderem des Weidetagebuchs durch die Molkerei, zusätzlich erfolgen alle drei Jahre Kontrollen durch anerkannte Kontrollstellen.
  • Die Kühe müssen sich das ganze Jahr bewegen können, Anbindehaltung wird geduldet, wenn die Kühe 180 Tage im Jahr auf die Weide kommen und im Winter jeden zweiten Tag Auslauf angeboten bekommen.
  • Das Futter muss GVO-frei sein.

Staatliches Tierwohlkennzeichen und EU-Tierschutzlabel

Schon 2018 wurde im Koalitionsvertrag die Schaffung eines staatlichen Tierwohlkennzeichens vereinbart. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen künftig leichter erkennen können, wenn tierische Lebensmittel nach speziellen tierfreundlichen Vorgaben erzeugt werden. Verbindliche Kriterien für die Milchviehhaltung werden derzeit noch diskutiert. Auch die EU befasst sich mit der Einführung einer Kennzeichnung von tierischen Produkten, die bei erhöhten Tierschutzanforderungen hergestellt wurden.

Fazit

Wer Tierwohl als Qualitätskriterium vermarkten will, kann zwischen verschiedenen Programmen und Labeln wählen. Es lohnt sich, die Kriterienkataloge zu vergleichen, um herauszufinden, was am besten zum eigenen Betrieb passt.

Kosten für Stallumbau oder Neubau spielen sicher eine Rolle für die zukünftige Ausrichtung, aber auch eventuelle Folgekosten für Mitgliedschaft, Beratung oder Labelnutzung. Auch gilt es zu klären, ob es im Betrieb eine Bereitschaft für den Umgang mit horntragenden Kühe gibt, Änderungen in der Bewirtschaftung vorzunehmen oder die Herdengröße zu verringern. Soll in Ackerbau und in der Grünlandwirtschaft weiterhin konventionell gewirtschaftet werden? Dann passt zum Beispiel das Label des Deutschen Tierschutzbunds.

Das staatliche Tierwohlkennzeichen ist derzeit noch in Arbeit. Ein EU-weites Tierwohl-Label ist in Planung. 

Letzte Aktualisierung 22.03.2021

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