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Der Klimawandel trifft auch das Grünland und den Ackerfutterbau. Leguminosen und Kräuter können helfen, die Klimaresilienz der Futterbestände zu verbessern. Und besonders Kräuter wirken positiv auf die Gesundheit der Rinder.
Grünland ist in vielen Regionen Deutschlands von der zunehmenden Trockenheit genauso betroffen wie Ackerkulturen. Wenn die Grünlandbestände artenreicher gestaltet werden - mit trockentoleranten Gräsern, tiefwurzelnden Leguminosen und Kräutern - können sie Trockenperioden besser überstehen . Sie liefern auch dann noch Futter, wenn reine Gräserbestände schon geschädigt sind. Denn viele Gräser wurzeln flach und stellen bei anhaltender Trockenheit das Wachstum ein oder vertrocknen. Anders sieht es mit Leguminosen und Kräutern aus. Diese wurzeln häufig deutlich tiefer und sind in der Lage, in Trockenphasen entstehenden Lücken in der Grasnarbe zu schließen. Beide erhöhen außerdem die Biodiversität der Flächen.
Viele Kräuter sind darüber hinaus schmackhaft und gut für die Tiergesundheit, wie Untersuchungen bestätigen.
Kleegrasmischungen und Mischungen mit Luzerne sind schon seit langem in der Praxis verbreitet. Diese Mischungen steigern den Rohproteingehalt der gewonnenen Silagen, eignen sich aber auch für die Beweidung. Leguminosen haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie Stickstoff aus der Luft binden und ihn auf diese Weise den anderern Pflanzen zur Verfügung stellen.
Leguminosen im Gründland haben aber noch mehr zu bieten: Rotklee beispielsweise verfügt über eine tiefe Pfahlwurzel, die die Bodenstruktur verbessert und die Pflanze trockenheitstolerant macht. Weißklee eignet sich gut für die Beweidung, denn er schließt schnell Lücken in der Grasnarbe. Hornklee wiederum kommt gut mit Trockenheit zurecht. Auch Luzerne gilt als trockentolerant und liefert auf Standorten mit ausreichendem pH-Wert wertvolles Rohprotein bei moderaten Zuckergehalten. Ebenfalls sehr trockentolerant sind die Arten der Esparsette.
Manche Gräsermischungen enthalten neben Leguminosen auch Kräuter. Diese Mischungen eignen sich sowohl für das Dauergrünland als auch für den Feldfutterbau. Je nach Standorteignung besteht der Kräuteranteil meist aus Spitzwegerich, Futterzichorie, kleiner Wiesenknopf oder Kümmel.
Die Mischungen mit Leguminosen und Kräutern sichern auch in trockenen Phasen im Sommer die Bestandsdichte ab: während in frühjahrs- und herbstfeuchten Phasen die Gräser mit einer raschen Massebildung am Anfang und nach dem Schnitt für gute Erträge sorgen, gedeihen die Leguminosen und Kräuter auch bei Trockenheit.
Wiederkäuer besitzen einen ausgeprägten Geschmackssinn. Rinder fressen bestimmte Kräuter ausgesprochen gern, wenn sie auf artenreichem Grünland die Wahl haben. Das haben Schweizer Forscherinnen und Forscher des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIbL) in Beweidungsversuchen auf artenreichen Almwiesen herausgefunden. Kräuter enthalten zum einen viele Mineralstoffe, vor allem Calcium, Phosphor und Kalium. Zum anderen sind sie reich an sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, zu denen beispielsweise Tannine, ätherische Öle und andere Farb-, Duft- und Aromastoffe zählen.
Wiederkäuer profitieren von sekundären Pflanzenstoffen auf verschiedene Weise. So haben Tannine, die in Esparsette, Zichorien, Spitzwegerich und Wiesenkerbel enthalten sind, eine antiparasitäre Wirkung. Das wurde in Laborversuchen bestätigt. Eine Studie des FIBL hat zudem nachgewiesen, dass Kräuterfutter einen positiven Einfluss auf die Eutergesundheit hat. Bei den Kühen, die mit dem Kräuterfutter gefüttert wurden, war die Anzahl an somatischen Zellen deutlich niedriger und die Eutergesundheit stabiler als in der Vergleichsgruppe, die nicht mit Kräutern gefüttert wurden.
Viele sekundären Pflanzenstoffe in den Kräutern wirken antimikrobiell und antioxidativ. Der Stoffwechsel und die Gesundheit der Rinder profitieren davon, denn sie schützen vor dem Verlust von essentiellen Omega-3-Fettsäuren im Verdauungsprozess. Die sekundären Pflanzenstoffe haben eine diätetische Wirkung. Sie verlangsamen den schnellen Abbau verschiedener Proteine und tragen so zu einer reduzierten Ansammlung von Gas und Luft im Verdauungstrakt bei. Studien der Universität Kiel haben belegt, dass weidende Kühe auf artenreichen Graslandmischungen sehr niedrige Methanemissionen produzieren.
Futterzichorie, Spitzwegerich und kleiner Wiesenknopf, die artenreichen Grünland- oder Ackerfuttermischungen enthalten sind, verbessern die Mineralstoffversorgung der Wiederkäuer. Die kondensierten Tannine in den Kräutern haben eine diätische Wirkung, die den Abbau der Proteine im Pansen verlangsamt.
Futterzichorie: bioaktive Wirkung (Sesquiterpenlactone reduzieren Darmparasiten), höchste Anpassungsfähigkeit an sehr trockene bis staunasse Bedingung
Spitzwegerich: Ca:P Verhältnis von 2:1, der hohe Calcium-Bedarf der Wiederkäuer kann damit gedeckt werden, wird nach KLAPP mit der Futterwertzahl 6 bewertet (höchste Wertzahl aller Kräuter), gute Adaption an trockene und feuchte Phasen
Kleiner Wiesenknopf: gut für Mineralstoffversorgung, Reduktion von Darmparasiten
Neben den positiven Einflüssen auf die Grünlandbestände und das Tierwohl wirken sich die artenreiche Grünlandbestände auch auf die Inhaltstoffe von tierischen Lebensmittel Fleisch und Milch aus. Forschende der Universitäten Kiel und Newcastle haben in einem Versuch herausgefunden, dass die Milch von Kühen, die auf artenreichen Grünlandbeständen gehalten werden, deutlich höhere Omega-3-Fettsäuren aufwies als die Milch von Kühen, die mit herkömmlicher Silage gefüttert wurden. Hierzu hat das Forscherteam Milchproben der Jersey-Kühe in Abhängigkeit des Futters auf ihre Fettsäureprofile analysiert. Die Forschenden konnten belegen, dass bereits das Weiden der Kühe auf Kleegrasmischungen den Anteil der Omega-3-Fettsäuren gegenüber der Milch aus Silagefütterung um 70 Prozent erhöht. Bei Kühen, die auf artenreichem Grünland grasten, verbesserte sich die Omega-3-Fettsäurekonzentration noch einmal um 15 Prozent. Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für den menschlichen Stoffwechsel. Ihnen wird eine entzündungshemmende und immunstärkende Wirkung zugeschrieben.
Mit Leguminosen und Käutern lassen sich Grünland- und Ackerfutterflächen aufwerten und widerstandsfähiger gegen Trockenperioden machen. Gleichzeitig steigt durch die Mischung von Gräsern, Kräutern und Leguminosen die Biodiversität der Flächen. Leguminosen und Kräuter enthalten viele Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die den Stoffwechsel und die Gesundheit der Rinder positiv beeinflussen. Zudem erhöht Futter von artenreichen Grünland- und Ackerfutterbeständen den Omega-3-Fettgehalt in der Milch und im Fleisch der Tiere.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024