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Hirse bringt in trockenen Jahren und in Gebieten mit Maiswurzelbohrerbefall höhere Erträge ein als Mais. In puncto Futterwert liegt der Mais jedoch vorn, fanden Forschende der HBLFA Raumberg-Gumpenstein heraus.
In den vergangenen Jahren kam es in vielen Gebieten Deutschlands und Österreichs durch den Maiswurzelbohrer und die anhaltende Dürre zu beträchtlichen Ernteeinbußen im Silomaisanbau – bis hin zu Ernteausfällen. Doch nicht nur der Ertrag litt unter der Trockenheit. Auch der Futterwert wurde deutlich gemindert, weil die Maispflanzen weniger Körner an den Kolben bildeten.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen kommt verstärkt die Frage auf, ob es nicht Futterpflanzen gibt, die einen ähnlichen Ertrag und Futterwert liefern wie Silomais, dabei aber weniger anfällig für den Maiswurzelbohrer und Trockenheit sind.
Sorghumhirse könnte eine solche Pflanze sein. Sie ist dem Silomais im Aussehen sehr ähnlich, hat aber die besondere Eigenschaft, dass sie Wasser aus tieferen Bodenschichten besser nutzen kann. Damit kann sie unter trockenen Bedingungen höhere Erträge liefern als der Mais. Dies konnte bereits in mehreren Studien belegt werden. Zudem ist Hirse weniger anfällig gegenüber dem Maiswurzelbohrer.
Offen war bislang allerdings noch, wie gut sich Silage aus Sorghumhirse als Alternative zu Maissilage in der mitteleuropäischen Rinderfütterung eignet. Dieser Frage sind Wissenschaftler von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Österreich in einem mehrjährigen Projekt nachgegangen. Untersucht haben die Forscher sechs Hirsesorten verschiedener Nutzungstypen, darunter Biomasse-, Silo- und Körnerhirse.
Die Versuche der HBLFA ergaben, dass die Trockenmasseerträge der Hirsesorten meist niedriger waren als die von Silomais. Nur die Biomassehirse lag im Ertrag deutlich über den anderen Sorten und um rund fünf Tonnen pro Hektar über dem von Silomais. Alle anderen Hirsesorten brachten rund fünf Tonnen je Hektar weniger ein als Silomais. Der Trockenmasseertrag der Körnerhirse lag im Versuch gleichauf mit dem der höher wachsenden Silohirsesorten. Dies lag am deutlich höheren Rispenanteil der Körnerhirse.
Dass die meisten Hirsesorten geringere Trockenmasseerträge erbrachten als der Silomais, war für die Wissenschaftler unter den gegebenen Witterungsbedingungen keine Überraschung. Denn im Anbaugebiet traten in allen drei Versuchsjahren keine ausgeprägten Trockenperioden auf. Unter solchen Bedingungen ist der Silomais der Hirse im Ertrag meistens überlegen.
Für die Beurteilung des Futterwerts spielt die Nährstoffzusammensetzung der Silage eine bedeutende Rolle. Hier ergab die Untersuchung, dass sich die Silagen der Hirsesorten deutlich voneinander unterschieden (siehe Abbildung unten). So hatte die Biomassehirse einen hohen Fasergehalt (NDF) und einen geringen Gehalt an Nichtfaser-Kohlenhydraten (NFC), was auf den geringen Rispenanteil dieser Sorte zurückzuführen ist. Solch niedrige Gehalte an Nichtfaser-Kohlenhydraten sind in der Regel wenig erwünscht, da die Silage den Rindern vor allem als Energiefutter dienen soll. Mit zunehmendem Rispenanteil der Hirsesorten stieg der Gehalt an Nichtfaser-Kohlenhydraten jedoch deutlich an, während der Fasergehalt zurückging.
Im Vergleich zum Silomais wiesen jedoch alle sechs Hirsesorten einen deutlich geringeren Gehalt an Nichtfaser-Kohlenhydraten auf. Selbst die Körnerhirse, die unter den Hirsesorten den höchsten Rispenanteil hat, lag hier um 8,3 Prozentpunkte niedriger als der Silomais. Dafür war der Rohproteingehalt der Hirsesilagen höher als der von Silomais – je nach Sorte um 0,8 bis 2,2 Prozentpunkte.
Der Energiegehalt eines Futtermittels ist im Wesentlichen von seiner Verdaulichkeit abhängig. Je höher die Verdaulichkeit der organischen Masse, desto höher ist auch der Energiegehalt des Futtermittels. Eine hohe Verdaulichkeit der organischen Masse wird dann erreicht, wenn das Futtermittel einen hohen Gehalt an leicht verdaulichen Nährstoffen und/oder eine hohe Verdaulichkeit der Faserbestandteile aufweist. In beiden Punkten lagen die untersuchten Hirsesilagen deutlich hinter den Werten von Silomais. Das heißt, der Energiegehalt der Hirsesilagen war in allen Varianten deutlich niedriger als der von Silomaissilagen.
Der Versuch zeigte, dass der optimale Erntezeitpunkt für Sorghumhirse im Stadium "Mitte Teigreife" liegt. Bis zu diesem Reifestadium stiegen sowohl der Ertrag als auch der Gehalt an leicht verdaulichen Nichtfaser-Kohlenhydraten deutlich an, während der Gehalt an Faserbestandteilen zurückging. Eine spätere Ernte zum Zeitpunkt "Ende Teigreife" führte zu keinem weiteren Anstieg des Ertrags und des Gehalts an Nichtfaser-Kohlenhydraten. Zwischen Mitte und Ende Teigreife wurde jedoch ein deutlicher Rückgang der Verdaulichkeit der organischen Masse und damit des Energiegehalts festgestellt. Ein Grund dafür könnte sein, dass bei später Ernte durch die mechanische Beanspruchung der Hirsepflanzen (z.B. durch Erntegeräte) Körner ausfielen.
Unter günstigen klimatischen Bedingungen – das heißt ausreichend Niederschläge im Sommer und geringer Schädlingsbefall – weist Sorghumhirse nicht nur einen geringeren Ertrag als Silomais auf, sondern auch einen niedrigeren Futterwert. In Gebieten, in denen der Maiswurzelbohrer oder eine ausgeprägte Sommertrockenheit Probleme im Mais verursachen, kann die Sorghumhirse jedoch eine interessante Alternative sein. Aufgrund des höheren Futterwerts sollten allerdings kornreiche Sorten verwendet werden. Einen kompletten Austausch von Silomais durch Hirsesilage in der Rinderfütterung können die Wissenschaftler der HBLFA aufgrund des niedrigeren Futterwerts der Hirse jedoch nicht empfehlen. Gute Erfahrungen haben Rindermäster bislang gemacht, wenn sie ein Viertel bis ein Drittel des Silomaises durch Hirsesilage ersetzten.
HBLFA Raumberg-Gumpenstein: Hirsesilage in der Rinderfütterung
Letzte Aktualisierung 18.07.2024