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Eine ernährungsphysiologisch angepasste Fütterung ist zum Nutzen der Umwelt. Sie basiert auf einer Mehrphasenfütterung und einer optimalen Verwertung der Nährstoffe.
Welchen Beitrag können Landwirte – und hier konkret Legehennenhalter - zum Schutz der Umwelt und des Klimas leisten? Wie vermeiden sie, dass die Ausscheidungen ihrer Tiere die Umwelt belasten und das Klima schädigen? Und wie gelingt es ihnen, insbesondere den Austrag der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor zu begrenzen, ohne Einbußen bei der Leistung der Tiere in Kauf zu nehmen? Einen wichtigen Ansatz hierfür bietet die Ernährung. Über eine bedarfsangepasste Fütterung (Phasenfütterung), über die Verbesserung der Nährstoffverwertung (zum Beispiel durch den Einsatz freier Aminosäuren oder Phytasen) und über eine hohe Qualität der eingesetzten Futtermittel bietet sie wichtige Stellschrauben für eine verminderte Nährstoffausscheidung.
Aus Sicht der Stickstoff- und Phosphorbelastung der Umwelt ist die mehrphasige Fütterung von Legehennen ein sehr wirksames Instrument. Sie unterstützt eine exakte Deckung des Nährstoffbedarfs in jeder Lebens- und Leistungsphase der Legehennen, denn die Bedürfnisse der Tiere ändern sich im Verlauf einer Legeperiode ununterbrochen: Zu Beginn steigt die Legeleistung innerhalb kurzer Zeit stark an, bis sie ihren biologischen Höhepunkt erreicht. Danach fällt sie langsam wieder ab. Körpergewicht und Einzeleimasse entwickeln sich dagegen linear – ältere Legehennen sind schwerer und legen auch größere Eier. Insgesamt führt dies dazu, dass der Energie-und Proteinbedarf von Legehennen nach einem steilen Anstieg zu Beginn der Legeperiode langsam absinkt. Die Nährstoffgehalte im Futter müssen sich diesem wechselnden Bedarf der Tiere anpassen. Mit einer mehrphasigen Fütterung gelingt dies am besten. Am weitesten verbreitet ist die Futterversorgung in drei Phasen:
Eine Legehenne verwertet etwa ein Drittel des verzehrten Futtereiweißes, um Eier zu produzieren oder an Gewicht zuzulegen. Der Rest des Eiweißes wird mit den Exkrementen als Kot- beziehungsweise Harnstickstoff ausgeschieden. Wissenschaftliche Studien belegen ebenso wie praktische Erfahrungswerte, dass Fütterungsstrategien, die auf einen geringen Gehalt an Harnstickstoff abzielen, am effektivsten wirken. Hier hat sich der Einsatz freier Aminosäuren besonders bewährt.
Für das Huhn sind (gerade im Hinblick das Vermeiden von Federpicken und Kannibalismus) die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein sowie die Aminosäure Lysin von Bedeutung. Diese Aminosäuren dienen nicht nur als Eiweißbausteine und unterstützen den reibungslosen Ablauf vieler Stoffwechselfunktionen, auch die Federn der Legehennen bestehen zu einem großen Teil aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein. Der Körper selbst kann diese Aminosäuren nicht synthetisieren. Sie müssen über die Nahrung zugeführt werden.
Als erstlimitierende Aminosäure gilt Methionin. Sie ist im Futterprotein jedoch in so geringen Mengen vorhanden, dass sie dessen Qualität begrenzt (biologische Wertigkeit). Mit pflanzlichen Futtermitteln allein kann die Deckung des Bedarfs an Methionin nur dann erreicht werden, wenn andere Aminosäuren und Rohprotein im Übermaß enthalten sind. In ausbalancierten Futtermischungen wird deshalb technisch hergestelltes Methionin, so genannte freies Methionin zugesetzt. In einigen Futterrezepturen ist unter Umständen auch der Zusatz von synthetischem Lysin, Threonin und Tryptophan erforderlich. Mineralstoffmischungen für hofeigene Mischungen enthalten zumeist bereits 5 bis 8 Prozent Methionin. Insgesamt ermöglicht das Ergänzen freier Aminosäuren eine Aufwertung von Rationen mit Aminosäuredefiziten und damit bedarfsgerechte Rationen mit reduziertem Rohproteingehalt.
Wenn es um die Verminderung von Phosphorausscheidungen geht, spielt die Verwendung des Enzyms Phytase als ernährungsphysiologischer Zusatzstoff eine große Rolle. Denn Phosphor ist in pflanzlichen Futtermitteln weitgehend als Phytin-Phosphor gebunden und kann in dieser Form vom Geflügel nur bedingt verdaut werden. Um ihn für die Tiere nutzbar zu machen, ist der Zusatz von Phytase zur Futtermischung sinnvoll.
In den vergangenen Jahren wurden sowohl die Phytasen als auch die freien Aminosäuren zunehmend in die Standardrationen für Legehennen aufgenommen. Ein beispielhaftes Futterprogramm für Legehennen und die daraus resultierenden Nährstoffausscheidungen sind aus den Tabellen 1 und 2 ersichtlich.
Standardfutter | Nährstoffreduziertes Futter | ||||
---|---|---|---|---|---|
Phase 1 | Phase 2 | RAM L1 | RAM L 2 | Vorlegefutter J3 17. bis 19. Lebenswoche | |
Umsetzbare Energie, Megajoule je Kilogramm | 11,6-11,8 | 11,4-11,6 | 11,6-11,8 | 11,4-11,6 | 11,4 |
Rohprotein, Prozent | 17,5 | 17,5 | 17,0 | 17,0 | 16,5 |
Methionin, Prozent | 0,38 | 0,35 | 0,38 | 0,35 | 0,36 |
Methionin + Cystin, Prozent | 0,70 | 0,65 | 0,70 | 0,65 | 0,67 |
Lysin, Prozent | 0,75 | 0,70 | 0,75 | 0,70 | 0,80 |
Calcium, Prozent | 3,5 | 3,80 | 3,5 | 3,80 | 2,00 |
Phosphor, Prozent | 0,60 | 0,60 | 0,45 | 0,45 | 0,45 |
Natrium, Prozent | 0,15 | 0,15 | 0,15 | 0,15 | 0,15 |
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Leitlinien für eine gute fachliche Praxis in der Legehennenhaltung (2010) |
Nährstoffausscheidungen | |||
---|---|---|---|
Stickstoff, Gramm | Phosphat, Kilogramm | Kaliumoxid, Kilogramm | |
Junghennen Standardfütterung | 0,285 | 0,200 | 0,128 |
Junghennen nährstoffreduzierte Fütterung | 0,244 | 0,129 | 0,122 |
Legehennen Standardfütterung | 0,78 | 0,52 | 0,36 |
Legehennen nährstoffreduzierte Fütterung | 0,75 | 0,33 | 0,36 |
RAM-Futter = eiweiß- und phosphorreduziertes Futter Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Leitlinien für eine gute fachliche Praxis in der Legehennenhaltung (2010) |
Wer seine Legehennen bedarfsgerecht und nährstoffeffizient ernähren möchte, sollte Nährstoffgehalt der eingesetzten Futtermittel (Rohnährstoffe) genau kennen. So verfügen manche Futtermittel über einen hohen Anteil an natürlichem Methionin (zum Beispiel Sojaschrot, Rapsschrot oder Sonnenblumenschrot). Andere hingegen weisen geringere Gehalte an Methionin auf, sind dafür aber reicher an Lysin (zum Beispiel Erbse und Ackerbohne). Dazu kommt, dass einige Pflanzen so genannte sekundäre Inhaltsstoffe – hauptsächlich Tannine (Gerbstoffe), aber auch Proteaseinhibitoren (Hemmstoffe), Lektine und Saponine enthalten. Diese Stoffe können - in hohen Konzentrationen - die Futteraufnahme sowie die Nährstoffverdaulichkeit negativ beeinflussen. Durch mechanische und thermische Behandlungsverfahren kann der Gehalt an sekundären Inhaltsstoffen reduziert werden.
Doch nicht nur das Wissen um die Rohnährstoffe der Futtermittel ist relevant, auch die darin enthaltenen Mineralstoffe sind von großer Bedeutung (zum Beispiel Zink und Magnesium). Darüber hinaus unterliegen die Nährstoffgehalte der Futtermittel natürlichen Schwankungen. Es ist deshalb in jedem Fall empfehlenswert, die eingesetzten Futtermittel regelmäßig untersuchen zu lassen, um Nährstoffschwankungen rechtzeitig zu erkennen.
Wenn es darum geht, unnötige Nährstoffausscheidungen zu vermeiden, spielt nicht zuletzt die Darmgesundheit der Hennen eine Rolle. Um die Tiere etwas zu unterstützen, kann die Gabe von Futterzusätzen sinnvoll sein. Bewährt hat sich unter anderem die Gabe von Vitamin C. Es verbessert nachweislich die Darmgesundheit. Organische Säuren (zum Beispiel Milchsäure) hemmen die Ausbreitung pathogener Keime und stabilisieren die Darmflora. Effektive Mikroorganismen fördern ein regeneratives Milieu; sie beeinflussen das mikrobielle Umfeld positiv und bauen es wieder auf. Und auch Kräuter (zum Beispiel Oregano) können die Darmgesundheit verbessern und die Verdauung anregen.
Letzte Aktualisierung 08.02.2021