Fütterung und TierwohlFütterung und Tierwohl

Fütterung und Tierwohl

Die Fütterung hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und das Verhalten von Legehennen und damit auch auf die Neigung zu Federpicken und Kannibalismus. Eine zentrale Rolle dabei spielt der Darm.

Wer Legehennen artgerecht ernähren und füttern möchte, muss sich mit dem Aufbau und den Größenverhältnissen des Magen- und Darmtraktes der Tiere auseinandersetzen. Denn das Verdauungssystem der Hühner unterscheidet sich wesentlich von demjenigen anderer Nutztiere. Es ist an die Lebensweise des Bankivahuhns angepasst, der Urform unserer Haushühner, die in Wäldern und Gebüschen lebte und über 90 Prozent des Lichttages damit verbrachte, Nahrung zu suchen. Wie erheblich der Einfluss des Futters auf das Wohlbefinden, auf die Gesundheit und auf das Verhalten (Federpicken und Kannibalismus) von Legehennen sein kann, zeigen auch Beobachtungen aus Projektbetrieben der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz.

Was die Verdauung des Geflügels ausmacht

Hühner wählen ihr Futter in erster Linie nach Form, Farbe, Größe und Konsistenz aus, entscheiden also eher nach optischen Reizen und Tastreizen. Nach dem Abschlucken speichern sie ihre Nahrung zunächst im Kropf und weichen sie dort ein. Danach erfolgt die Abgabe an die beiden Mägen – den Drüsenmagen und den Muskelmagen. Im Drüsenmagen startet die enzymatische Aufspaltung der Eiweiße, im Muskelmagen wird die Nahrung durch intensive Muskelkontraktion zerkleinert. Hauptort für die mikrobielle Verdauung sind die beiden Blinddärme, deren Fassungsvermögen jedoch sehr gering ist. Auch insgesamt ist der Verdauungstrakt der Hühner sehr kurz, weshalb meist nur wenige Stunden von der Futteraufnahme bis zur Ausscheidung des Kotes vergehen (circa 24 Stunden).

Hühner brauchen Futter mit hoher Nährstoffdichte

Der Verdauungstrakt ist im Verhältnis zu anderen Tierarten sehr kurz. Um gesund und leistungsfähig zu sein, benötigen Hennen deshalb Futtermittel mit einer hohen Nährstoffdichte und leicht abbaubaren Inhaltsstoffen. Dabei nehmen sie in der Regel nur so viel Futter auf, wie sie zur Deckung ihres täglichen Energiebedarfs benötigen (1,30 bis 1,50 MJ ME). Dieser kann je nach Leistung und Haltungsform deutlich variieren. So benötigt ein Freilandhuhn, das den Auslauf gut nutzt, wesentlich mehr Energie als ein Huhn in Bodenhaltung.

Die Basis nahezu aller Alleinfuttermittel für Legehennen (Mischfuttermittel zur Alleinfütterung) bilden energiereiche und gut verdauliche Getreidesorten, vor allem Mais und Futterweizen. Auch Triticale wird oft verwendet. Sie enthält allerdings einen relativ hohen Anteil an NSP-Substanzen (Nicht-Stärke-Polysaccharide), die vom Huhn nicht verwertet werden können und damit die Futteraufnahme hemmen.

Auf das richtige Aminosäurenverhältnis achten

Eine besondere Bedeutung in der Legehennenfütterung hat die Versorgung mit Aminosäuren. Denn die Tiere können lebensnotwendige (essenzielle) Aminosäuren nicht selbst bilden und sind auf die Zufuhr über das Futter angewiesen. Wichtig sind insbesondere die Aminosäuren Methionin und Cystein sowie Lysin, da diese Aminosäuren unter anderem für den Aufbau des Federkleids und für die Eibildung nötig sind.

Fachleute errechnen den täglichen Rohproteinbedarf einer Henne aus ihrem Lebendgewicht, ihrem Gewichtszuwachs (in den ersten Wochen der Legeperiode von Bedeutung) und der täglich produzierten Eimasse. Er liegt im Durchschnitt bei 17,50 bis 18,50 Gramm je Tier und Tag. Hohe Gehalte an wichtigen Aminosäuren finden sich in Sojaextraktionsschrot, Bierhefe oder Sonnenblumenextraktionsschrot. Eiweißreiche Pflanzen wie Ackerbohnen, Lupinen oder Erbsen eignen sich dagegen nur begrenzt für die Fütterung von Legehennen. Sie verfügen zwar über einen hohen Anteil an Lysin, weisen jedoch nur sehr geringe Methionin- und Cysteingehalte auf. In der ökologischen Haltung werden gern Maiskleber und Kartoffeleiweiß als Eiweißlieferanten eingesetzt.

Erfahrung aus den Projektbetrieben MuD Tierschutz: Manchmal fressen Hennen die kleinen Federn des Untergefieders aus der Einstreu. Dies ist immer ein Alarmzeichen und deutet auf einen Mangel an Methionin hin, da Hennen diese Aminosäure zur Federbildung benötigen. Das Fressen von Federn birgt jedoch die Gefahr der Gewöhnung. Gerät die Herde in einer späteren Phase in Stress, könnte aktives Federnzupfen beim Artgenossen bis hin zum Kannibalismus ausgelöst werden.

Futterration stetig dem Bedarf anpassen

Im Verlauf der Legeperiode ändern sich die Leistungen und damit die Bedürfnisse der Tiere fast ständig. So steigt die Legeleistung anfangs stark an (bis zum Leistungshöhepunkt der Hennen), um dann langsam abzufallen. Das Körpergewicht und die Einzeleimasse dagegen nehmen im Verlauf der Legeperiode linear zu. Die Nährstoffgehalte der Futterrationen müssen diesem wechselnden Bedarf Rechnung tragen. Dies erfolgt in der Regel über Phasenfütterungsprogramme.

Gesunder Darm – gesundes Huhn

Bei der Auswahl des Futters sollte auch seine Wirkung auf die Gesundheit des Darmes beachtet werden. Der Darm beeinflusst die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Legehennen sehr wesentlich.

1. Der Muskelmagen benötigt Struktur

Wichtig für den Darm ist zunächst die richtige Struktur des Futters. Legehennenfutter sollte eine grobe, griffige und sehr gleichmäßige Struktur aufweisen. Sie ist insbesondere für die Arbeit des Muskelmagens wichtig. Um Futterpartikel effizient vermahlen zu können, muss er ständig stimuliert werden. Zu feines Futter (Futterpartikel unter 1 Millimeter Durchmesser) wird unverarbeitet weitergeleitet. Die Folgen sind Durchfall, nasse Einstreu und kotverschmierte Eier.

2. Rohfaser steigert die Verweildauer des Futters im Verdauungstrakt

Um den Darmbakterien mehr Zeit für das Aufspalten und Verwerten der Nährstoffe zu geben, ist ein gewisser Rohfasergehalt im Futter wichtig (in der Bio-Legehennenfütterung sind es bis zu 7 Prozent). Er sorgt dafür, dass das Futter den Verdauungstrakt langsam passiert. Gleichzeitig bewirkt die Rohfaser eine Ausdehnung des Darmes und steigert die Futteraufnahmekapazität. Hinzukommt, dass Rohfaser den Picktrieb der Tiere befriedigt und sie lange beschäftigt. Deshalb ist eine reine Pelletfütterung bei Legehennen nicht die beste Wahl: Die Tiere nehmen das Futter zu rasch auf und sind schnell gelangweilt. Besser geeignet ist deshalb ein mehlförmiges, gleichmäßig gekrümeltes Futter. Rohfaserträger (zum Beispiel Luzerneheu) neben dem normalen Mischfutter dienen der zusätzlichen Beschäftigung.

3. Mahlhilfen unterstützen die Arbeit des Muskelmagens

Mahlhilfen unterstützen die Arbeit des Muskelmagens (und helfen somit bei der Verdauung). Aufgrund dessen sollten Legehennen über die Einstreu vorbeugend Magensteinchen oder Grit erhalten.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz: Wie wichtig die Gabe von Grit ist, zeigen Beobachtungen auf den Projektbetrieben: Junge Legehennen nahmen beim ersten Freigang in den Auslauf (und dem damit verbundenen höheren Angebot an grobfaserigem Futter) große Mengen Sand auf. Der Sand diente den Tieren offensichtlich als Mahlhilfe, führte jedoch zu Verstopfungen des Kropfes. Darmstörungen und Einbußen in der Legeleistung waren die Folge.

4. Futterzusatzstoffe können Darmgesundheit unterstützen

Zur Stabilisierung der Darmgesundheit haben sich in der Legehennenfütterung einige Zusatzstoffe bewährt, welche die erwünschte Darmflora fördern und die unerwünschte Darmflora unter Kontrolle halten und auf diese Weise zu einer balancierten Darmmikroflora beitragen. Dazu zählen Futterenzyme, Kräuter, Gewürze, ätherische Öle, Säuerungsmittel und organische Säuren, Probiotika, Prebiotika sowie Produkte mit mittel- und kurzkettigen Fettsäuren.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz: Erkenntnisse aus den Projektherden zeigen, dass eine Ergänzung des Futters mit Oregano die Futteraufnahme steigert und den Darm bei beginnenden parasitären Erkrankungen schützen kann, so dass sich deren Verlauf abmildert.

Futter- und Wasseraufnahme regelmäßig überprüfen

Fehlmischungen im Futter machen sich bei Legehennen sehr schnell bemerkbar, und zwar durch Abweichungen bei der Futter- und Wasseraufnahme. Diese muss daher regelmäßig überprüft und mit Sollwerten abgeglichen werden. Bei Abweichungen sollte die Ursache schnell behoben werden, denn Unregelmäßigkeiten können Picken und Nervosität in der Herde zur Folge haben.

Mineralstoffe nicht außer Acht lassen

Wenn es um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Legehennen geht, darf auch die Versorgung mit Mineralstoffen, insbesondere von Calcium und Natrium, nicht außer Acht gelassen werden. Fehlt Calcium in der Nahrung, kann dies zu brüchigen Eischalen, Problemen des Knochensystems und sogar zum Einstellen der Legetätigkeit führen. Legehennen sollten deshalb täglich 4 bis 5 Gramm Calcium erhalten. Vor allem bei älteren Hennen bietet sich eine zusätzliche Gabe von Muschelkalk oder Austernschalen an.

Kochsalz steuert unter anderem die Futter- und Wasseraufnahme der Tiere. Deshalb sollte ein Legehennenfutter circa 0,18 Prozent Natrium enthalten. Ein zu niedriger Gehalt im Futter (weniger als 0,10 Prozent) vermindert die Wasser- und Futteraufnahme deutlich. Die Folgen sind eine erhöhte Nervosität in der Herde und Federpicken. Ein zu hoher Salzgehalt (mehr als 0,20 Prozent) kann jedoch dünnflüssigen Kot und kotverschmierte Eier verursachen.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz: Die rasche Gabe von Kochsalz über das Trinkwasser beruhigt Legehennen bei hoher Nervosität oft wieder.

Checkliste "Fütterung und Tierwohl"

  • Mehlfutter verfüttern, das eine grobe, griffige und sehr gleichmäßige Struktur aufweist, der stetige Kontakt zum Futterlieferanten ist dabei wichtig.
  • auf optimale Nährstoffversorgung achten, um Nährstoffdefizite zu verhindern
  • Futter- und Wasseraufnahme regelmäßig überprüfen
  • Selektiven Fressen verhindern (Futterpausen einlegen und Futterkette leerfressen lassen, Entmischungen des Futters weitgehend vermeiden)
  • unterschiedliche Futterlieferungen frühzeitig verschneiden; ein langsames Umstellen von einer Futtermischung auf die andere vermindert den Stress für die Tiere
  • Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) sollten nur einen geringen Anteil der Ration ausmachen
  • auf das richtige Aminosäurenverhältnis im Futter achten
  • Grit bzw. Magensteinchen sollten den Tieren immer zugänglich sein
  • Fütterung so gestalten, dass die Tiere lange beschäftigt sind (zum Beispiel durch zusätzliche Raufuttergaben, Anfeuchten des Futters, Beschäftigungsautomaten mit Futter)
  • zusätzliche Gabe von Muschelkalk oder Austernschalen zur Sicherung der Calciumversorgung
  • ohne Salz geht es nicht – damit Legehennen gut Futter und Wasser aufnehmen, muss eine Legehennenration ca. 0,18 Prozent Natrium enthalten. Salz hilft auch gegen Stress.

Letzte Aktualisierung 08.02.2021

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