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Wenn Ausläufe gut strukturiert und gepflegt sind, können sie wertvolle Hilfe bei der Vermeidung von Verhaltensstörungen in Legehennenherden leisten.
Legehennen, denen Kaltscharrräume oder Freilandausläufe zur Verfügung stehen, haben mehr Abwechslung als ausschließlich im Stall lebende Tiere. Deshalb gelten Ausläufe als wichtiger Bestandteil einer tierartgerechten Legehennenhaltung. Die Tiere können in Ausläufen ihren natürlichen Verhaltensweisen wie picken, scharren und sandbaden nachgehen. Darüber stärkt der Kontakt zum Außenklima (Wärme, Kälte, Sonnenlicht) das Immunsystem. Werden Ausläufe gut gemanagt, lassen sich Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus verhindern.
Doch viele Ausläufe sind nicht ausreichend an die Bedürfnisse der Hennen angepasst. Zu oft werden sie deshalb nur ungenügend und ungleichmäßig genutzt. In Stallnähe drängen sich die Tiere, während sie die entlegenen Bereiche des Auslaufs meiden. Das schadet der Grasnarbe, führt zu starken Nährstoffbelastungen in Stallnähe und erhöht den Parasitendruck. Darunter leiden sowohl die Gesundheit als auch die Leistung der Tiere. Gleichzeitig werden Verhaltensstörungen eher provoziert als vermieden.
Wie also müssen Kaltscharrräume und Freilandausläufe sinnvollerweise ausgestaltet sein, damit sie für die Tiere attraktiv sind, gleichmäßig genutzt werden, das notwendige Maß an die Hygiene gewährleisten und auch den Eintrag von Nährstoffen auf ein Minimum reduzieren?
Bereits Kaltscharrräume, die den Hennen Kontakt zum Außenklima ermöglichen, ohne sie Wind und Regen auszusetzen, sollten ansprechend gestaltet sein, ausgiebiges Scharren und Sandbaden ermöglichen und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Folgende Maßnahmen steigern die Attraktivität des Kaltscharrraumes:
Bewährt hat es sich, in den überdachten Ausläufen Futterkörbe aufzuhängen. Denn Legehennen nehmen zum Beispiel rohfaserhaltige Futterstoffe wie Luzerne, Maissilage oder Stroh gern als Beschäftigungsmaterial an. Auch die Gabe von Saftfuttermitteln (zum Beispiel Möhren) oder Körnern in die Einstreu haben sich bewährt. Pickblöcke bieten weitere Beschäftigungsmöglichkeiten.
Um ausgiebiges Scharren und Sandbaden zu ermöglichen, muss die Einstreu stets sauber, trocken und locker gehalten werden. Als Ersteinstreu sollte Sand verwendet werden. Dann folgen alle gängigen natürlichen Einstreumaterialien (zum Beispiel Stroh, Rapsstroh oder Strohgranulat).
Eine gute Möglichkeit zur Steigerung der Attraktivität des Kaltscharrraumes ist das Angebot von offenen Tränken (Rundtränken): Durch das offene Wasser werden die Tiere beschäftigt und dazu animiert, viel Wasser aufzunehmen. Die Tränken sollten so hoch angebracht werden, dass die Tiere nur mit gestrecktem Hals ans Wasser gelangen. So werden nasse Stellen in der Einstreu vermieden. Denselben Zweck erfüllt das Beschweren der Tränkbehälter, das ein Pendeln der Tränken unterbindet. Ist der Kaltscharraum einem Freilandauslauf vorgeschaltet, erfüllen die Tränken noch einen weiteren Zweck: Sie verhindern, dass die Hennen Schmutzwasser - und damit Krankheitskeime - aus den Pfützen des Freilandauslaufs aufnehmen
Das Management der Grünausläufe stellt den Landwirt vor noch größere Herausforderungen. Denn um eine gleichmäßige Nutzung der Auslauffläche zu erreichen, muss er sie so strukturieren, dass die Legehennen auch in stallfernere Areale gelockt werden. Das gelingt nur über das Anlegen von (ausreichend) Schutzzonen, die miteinander verbunden sind. Denn Hennen benötigen Deckung vor Beutegreifern. Ideal ist es, wenn im Freilandauslauf sowohl künstliche als auch natürliche Strukturen existieren, die den Tieren Schutz bieten.
Künstliche Schutzzonen können zum Beispiel durch Unterstände erzeugt werden, die der Landwirt im Auslauf aufstellt. Die Unterstände dürfen nicht zu klein sein, damit die Tiere dort in Gruppen Schutz finden. Außerdem sollten sie zur Schonung der Grasnarbe auch versetzt werden können. Neben Überdachungen aus festen Materialien (zum Beispiel Wellblech) haben sich Tarnnetze bewährt.
Zu den natürlichen Schutzzonen zählen einjährige und mehrjährige Bepflanzungen oder Einsaaten. Geeignet sind vor allem schnell wachsende und stickstoffzehrende Pflanzen, immergrüne Arten sowie Pflanzen, die einen kräftigen Rückschnitt tolerieren. Legehennen nehmen besonders gern Pflanzen mit dichtem Blattwerk an.
Geeignete Bepflanzungen sind beispielsweise: Birke, Buche, Erbsenstrauch, Hagebutte, Haselnuss, Holunder, Pappel und Weißdorn. Als Einsaaten eignen sich schnellaufkommende Getreidesorten, widerstandsfähige Gräsermischungen, Sonnenblumen oder Ölrettich. Vor der Bepflanzung muss jedoch Folgendes beachtet werden:
Wenn die Pflanzungen als Leitbahnen angeordnet sind, werden die Tiere noch besser angeregt, stallferne Bereiche aufzusuchen. Als Leitelemente eignen sich schnell wachsende und stickstoffzehrende Sträucher, aber auch künstliche Elemente.
Beim Scharren und Picken schädigen die Hennen die Vegetationsdecke eines Auslaufs nachhaltig. Deshalb ist die Gefahr von Bodenerosionen in diesen Bereichen sehr groß. Darüber hinaus können die über den Hennenkot eingetragenen Nährstoffe nicht mehr von den Pflanzen aufgenommen werden. Dies fördert die weitere Ansammlung von Schadstoffen im Boden und steigert die Auswaschungsgefahr. Nährstoffe aus den Ausscheidungen der Legehennen gelangen dann auch in das Grundwasser, bei starkem Regen können die auf der Oberfläche befindlichen Nährstoffe in Oberflächengewässer fließen.
Um einer Übernutzung insbesondere des stallnahen Bereichs entgegenzuwirken, ist deshalb eine künstliche Befestigung ratsam. Dazu eignen sich Materialien wie Holzhackschnitzel, die regelmäßig ausgewechselt werden. Geeignet sind auch Rindenmulch oder Sand, die maschinell gut bearbeitet und ausgetauscht werden können. Andere Möglichkeiten sind Rasenschutzgitter vor den Auslaufluken oder große Steine, die das Graben von Löchern verhindern.
Letzte Aktualisierung 08.02.2021