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Bereits die Aufzucht sollte so gestaltet werden, dass sich Junghennen ruhig und ausgeglichen verhalten. Zeit und Sachkenntnis, die hier investiert werden, zahlen sich in der späteren Produktionsphase aus.
Der Verzicht auf das Kürzen der Schnabelspitze ist derzeit wohl die größte Herausforderung in der Legehennenhaltung. Dass er in der Praxis durchaus realisierbar ist, wurde im Rahmen von Pilotprojekten des Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz der Bundesregierung gezeigt. Dabei wurde deutlich, dass der Grundstein für ein ausgeglichenes Verhalten der Legehennen bereits in der Aufzucht der Junghennen gelegt wird. Deshalb kommt es darauf an, Junghennen zu erzeugen, die gesund, robust und widerstandsfähig sind. Die Tiere müssen über genügend körperliche Reserven verfügen, damit sie den Anforderungen der Legephase und möglichen Stresssituationen, insbesondere zu Beginn der Legephase, gewachsen sind.
Die Aufzucht von Junghennen mit intaktem Schnabel ist anspruchsvoll. Sie erfordert mehr Zeit, mehr Kontrolle und mehr Sachkenntnis beim Betreuer. Denn anders als Tiere mit gekürzten Schnäbeln verzeihen Junghennen mit intaktem Schnabel keine Fehler. Sie geraten schnell in Stress, wenn bei ihrer Haltung etwas nicht stimmt. Gute Junghennen sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
Folgende Grundprinzipien sollten bei der Aufzucht von Junghennen beachtet werden:
Junghennen sollten ein grob vermahlenes, mehlförmiges bzw. gekrümeltes Futter einheitlicher Struktur erhalten. Damit werden eine selektive Futteraufnahme und eine ungleichmäßige Nährstoffversorgung vermieden. Spätestens ab der zehnten Lebenswoche sollte regelmäßig Raufutter sowie zusätzlich unlöslicher Grit (Magensteine) angeboten werden. Der Rohfaseranteil im Junghennenfutter sollte zwischen 5 und 6 Prozent liegen. So kann sich der Verdauungsapparat der Hennen gesund und stabil entwickeln und die Tiere werden darauf trainiert, größere Futtermengen aufzunehmen.
Ab der vierten Lebenswoche bis zur Umstallung in den Legebetrieb sollten Junghennen wöchentlich gewogen werden. Das erleichtert die Beurteilung darüber, ob sich die Tiere altersgemäß entwickeln.
Für die Besatzdichte von Junghennen müssen bis zu 18 Tieren pro Quadratmeter nutzbare Stallfläche kalkuliert werden. Wenn sich die nutzbare Fläche eines Stalles auf mehreren Ebenen befindet, dürfen ab dem 35. Lebenstag nicht mehr als 36 Junghennen pro Quadratmeter nutzbare Stallgrundfläche gehalten werden.
Den Tieren sollte so früh wie möglich manipulierbares Beschäftigungsmaterial angeboten werden. Materialien wie Luzerne, Hobelspäne, Picksteine oder Pickblöcke regen zum Bepicken und Scharren an. Ab der achten Lebenswoche ist die Gabe von Getreide empfehlenswert. Technische Beschäftigungsanlagen von Getreide oder Maissilagen könnten die Arbeitswirtschaftlichkeit verbessern. Als Ergänzung kann ein Sandbad dienen. Beschäftigungsmaterialien sollten regelmäßig gewechselt werden, um ihre Attraktivität für die Tiere zu erhalten.
Die dominierenden Stressoren in der Aufzucht sind Futterwechsel, Impfungen und die Umstallung in ein neues System. Diese Stressfaktoren gilt es zu minimieren. So sollte beispielsweise die notwendige Nadelimpfung der Tiere spätestens 14 Tage vor der Umstallung erfolgen.
Darüber hinaus ist es im Sinne einer Stressreduzierung sinnvoll, die beginnende Legereife schonend einzuleiten. Das gelingt unter anderem mit einer zurückhaltenden Lichtstimulierung. Der Aktivitätsbereich der Tiere sollte gleichmäßig ausgeleuchtet sein. Die vorgeschriebene (pauschale) Lichtintensität von 20 Lux wird sowohl von Praktikern als auch von Forschern derzeit kritisch hinterfragt. Nach einem Wohlfühl-Lichtspektrum wird weiter gesucht
Je mehr der Aufzuchtstall dem späteren Produktionsstall ähnelt (zum Beispiel bei den Futter- und Tränkeinrichtungen), desto unproblematischer werden sich Junghennen nach der Umstallung eingewöhnen. Schwierig wird es, wenn die Junghennen nicht gelernt haben, zwischen den unterschiedlichen Volierenebenen zu wechseln und Sitzstangen gezielt anzufliegen. Erfahrene Legehennenhalter setzen auf eine enge Kommunikation zwischen Aufzuchtbetrieb und Legebetrieb. So können die Haltungsbedingungen, das Beleuchtungsregime, das Gesundheitsmanagement und der Futterrhythmus am besten aufeinander abgestimmt werden.
Ideal ist es, wenn der Halter seine künftigen Legehennen im Junghennenbetrieb besuchen kann. So sieht er am besten, was die Tiere bereits kennen. Empfohlen wird mindestens ein Besuch, besser sind mehrere (zum Beispiel in der 5., 10. und 15. bis 17. Lebenswoche). Beim Besuch der Junghennenherde hat sich das Abarbeiten einer Checkliste bewährt, die unter anderem folgende Punkte enthält:
Um eine gute Abstimmung zwischen Aufzüchter und Legehennenhalter zu erreichen, ist die Nutzung von Übergabeprotokollen sinnvoll.
Checkliste der Landwirtschaftskammer Niedersachsen:
Damit am Tag der Umstallung in den Legebetrieb kein Stress aufkommt, sollte der neue Stall gut vorbereitet sein (Funktionsfähigkeit der Fütterungs- und Tränkeanlagen, Beschäftigungsmaterial etc.). Die Hühner sollten sich nach ihrer Ankunft zunächst in aller Ruhe orientieren, damit sie optimal in ihre Legephase starten können.
Und noch etwas ist bei Junghennen mit intaktem Schnabel wichtig: Niemals sollten Tiere aus unterschiedlichen Aufzuchtställen vermischt werden, das hätte sofort massive Verhaltensprobleme zur Folge.
Letzte Aktualisierung 08.02.2021