Ziegen gelten als charakterstarke Tiere mit eigenem Kopf und versprühen mit ihrer Intelligenz und Neugierde einen ganz besonderen Charme. Viele Menschen sind von den lebhaften Ziegen fasziniert. Keine Ziege ist wie die andere, denn die Tiere haben individuell stark ausgeprägte Verhaltensweisen und lernen schnell. Sie sind Kletterkünstler und gute Beobachter und bevorzugen höher gelegene Ruheplätze.
In Ziegenherden herrscht eine strenge Hierarchie, bei Rangstreitigkeiten gehen die Tiere nicht gerade zimperlich miteinander um. Ziegen sind nicht gerne allein, sie suchen die Gesellschaft ihrer Artgenossen, anderer Tiere und der Menschen. Eine britische Studie hat herausgefunden, dass Ziegen - wie auch Hunde oder Pferde – ihre Halterinnen und Halter gut durchschauen können. An der Mimik erkennen sie ihre Stimmung. Sie sind also wahre Menschenkenner!
Ziegenrassen
Der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter e. V. (BDZ) führt insgesamt 24 Rassen. Über die Hälfte davon sind Milchziegenrassen. Die Produktion von Milch ist in der Ziegenhaltung die Hauptnutzungsrichtung. Daneben gibt es Fleischrassen, die vornehmlich in der Landschaftspflege eingesetzt werden. Die Wollproduktion hat bei uns keine große Bedeutung und beschränkt sich auf den Hobbybereich. Der BDZ führt nur zwei Wollziegenrassen: Angoraziege und Kaschmirziege. Anhand der erfassten Zuchtziegen zeigt sich, welche vier Rassen in Deutschland am bedeutendsten sind:
- Bunte Deutsche Edelziege (Milchziege)
- Weiße Deutsche Edelziege (Milchziege)
- Burenziege (Fleischziege)
- Thüringer Wald Ziege (Milchziege).
Über alle Rassen hinweg wird nur die Thüringer Wald Ziege in der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen als stark gefährdet eingestuft.
Ziegenfleisch in Zahlen
Die Produktion von Ziegenfleisch hat in Deutschland im Vergleich zu den anderen Fleischarten eine deutlich untergeordnete Bedeutung. Im Jahr 2020 lag die Zahl der gewerblichen Schlachtungen (Tiere in- und ausländischer Herkunft) bei 22.100 Ziegen, die Schlachtmenge betrug 410 Tonnen. Seit 2010 weisen die Daten immer wieder mäßige Schwankungen auf, größere Ausschläge wurden aber nicht beobachtet.
Der Konsum von Schaf- und Ziegenfleisch ist seit Jahren konstant: Im Jahr 2021 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei knapp einem Kilogramm. Gemessen am Gesamtfleischverbrauch Deutschlands entfiel nur gut ein Prozent auf Schaf- und Ziegenfleisch.
Der Import von Ziegenfleisch lag 2021 bei rund 118 Tonnen. Griechenland ist das wichtigste Herkunftsland, daneben noch Irland und Spanien. Ziegen- und Kitzfleisch sind mild, zart sowie fett- und cholesterinarm und gelten als Delikatesse.
Ziegenhaltung in Zahlen
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 154.900 Ziegen gehalten. Im Vergleich zu 2010 hat sich die Anzahl moderat erhöht (149.940). Ein Blick in diese Dekade zeigt, dass der Bestand nach 2010 erst absackte und sich dann wieder erholte. Auch die Zahl der ziegenhaltenden Betriebe gleicht einer Berg- und Talfahrt: Im Jahr 2010 gab es 11.220 Betriebe, dann sank die Anzahl in den Folgejahren bis auf 9.800 ab, um dann wieder bis zum Jahr 2020 auf 10.500 zu steigen. Ein deutlicher Strukturwandel - wie bei der Schafhaltung in Deutschland - ist anhand der vorliegenden Statistik nicht abzulesen. Allerdings werden die Ziegenbestände datentechnisch weniger oft erhoben, weswegen auch die Zeitreihen größere Lücken aufweisen.
Bayern ist mit 38.860 Tieren das ziegenreichste Bundesland. Dann folgen Baden-Württemberg mit 33.650 sowie Niedersachsen mit 12.980 Ziegen.
Nach einer Statistik vom 1. März 2020, die Betriebe nach Bestandsgrößen beleuchtet, zeigt sich ein differenzierteres Bild: Allein in die Kategorie 1-19 Ziegen fallen 9.040 Betriebe, was bereits 86 Prozent aller in Deutschland vorhandenen Betriebe entspricht. Wird die Kategorie 20 bis 49 Ziegen (859) hinzugenommen, so beträgt der Prozentsatz satte 91 Prozent. Andererseits gibt es bundesweit nur 18 Betriebe, die mehr als 500 Tiere halten. Die Ziegenhaltung in Deutschland ist also überwiegend kleinstrukturiert, was auch für einen großen Anteil an Hobbyhaltung spricht.
Die zwei Bundesländer mit den meisten Betrieben in der Bestandsgröße bis zu 19 Ziegen sind Bayern (2.887) und Baden-Württemberg (2.175). Mit einigem Abstand folgen Nordrhein-Westfalen (815) sowie Niedersachsen (758).