Großgruppen im Tretmiststall Großgruppen im Tretmiststall

Großgruppen, Buchtenstruktur, mehr Grundfutter

Markus Schulze Finkenbrink hält die Mastbullen in Großgruppen. Die Buchten sind nach Funktionsbereichen strukturiert und zusätzlich mit Grundfutterraufen ausgestattet. Sein neuer Stall wird auch in der BZL-Fachbroschüre Gesamtbetriebliches Haltungssystem Mastrinder als Beispiel für zukunftsfähige Mastbullenhaltung vorgestellt. 

Landwirt Markus Schulze Finkenbrink aus Amelsbüren, Münster, baute 2016 einen strukturierten Tretmiststall für Mastbullen. 440 Bullen werden dort in Großgruppen von 33 und 44 Tieren gehalten. Jedes Tier hat eine Fläche von 4,5 Quadratmetern zur Verfügung. Im Interview teilt er seine Erfahrungen. 

Herr Schulze Finkenbrink, was zeichnet Ihren neuen Stall aus?

Es ist ein Tretmiststall, der als Zweiflächenbucht mit einem Gefälle von vier Prozent nach vorn zum Fressbereich konzipiert ist. Die Buchten sind 13 Meter tief und 15,5 Meter breit. Der Fressgang ist planbefestigt und wird dreimal wöchentlich mit dem Radlader abgeschoben. Dazu wird ein Gitter umgeschwenkt, das den Liege- und den Fressbereich trennt. An diesem Gitter befinden sich auch eine Tränke und eine Bürste.
Der Liegebereich hat eine Tiefe von acht Metern. Der Laufgang hat eine Breite von fünf Metern. Insgesamt sind vier Tränken pro Bucht mit wenig Wasserdruck aber viel Durchfluss installiert. Auf den Trennwänden zwischen den Buchten ist jeweils eine Heuraufe montiert, die mit Heu oder Stroh als Strukturfutter und Beschäftigungsmaterial befüllt wird. Diese zusätzlichen Grundfutterraufen erweitern das Angebot und erleichtern so auch den rangniederen Bullen den Zugang zu Fressmöglichkeiten.
Beim Einstallen werden die Bullen in Gruppengrößen von 44 Tieren in vier Buchten gehalten. in der Endmast reduziert sich die Gruppegröße auf 33 Tiere. Das Tier-Fressplatzverhältnis beträgt 1,15:1. Gefüttert wird eine Ration aus Maissilage, Triticale - bis zum Herbst - oder Körnermais ab Januar, Bullenmastfutter, Weizenschlempe als Abfallprodukt aus der Brennerei zur Eiweißergänzung, Mineralfutter mit Lebendhefen sowie Grassamenheu. Der Strohbedarf für die Einstreu liegt bei 2 bis 2,5 Kilogramm pro Tier und Tag.

Würden Sie heute diesen Tretmist-Stall wieder so bauen?

Grundsätzlich würde ich unseren neuen multifunktionalen Stall wieder so bauen. Es ist ein hoher Stall mit einem sehr guten Stallklima. Ich wollte einen Stall bauen, der den Tieren gerecht wird - mit viel Licht und viel frischer Luft. 

Ein paar Kleinigkeiten würde ich aus heutiger Sicht ändern: Ich würde nur noch mit 44er-Gruppen arbeiten und dann nach dem Teilverkauf ein Gitter einziehen. Dann könnte man nach dem Umstallen die kleineren Tiere in geteilten Buchten nachmästen. 

An den offenen Seiten werden wir voraussichtlich noch Vogelschutznetze nachrüsten, damit die Dohlen, Stare und Krähen nicht an das Futter kommen. 
Und bei der Aufzucht würde ich auch etwas ändern: Die Zukaufstiere werden zwar separat gefüttert, aber, wenn ich noch einmal bauen würde, würde ich einen extra vorgelagerten Quarantänestall bauen.

Sie nutzen verschiedene Haltungssysteme. Was empfehlen Sie Berufskollegen?

Wir haben einige Berechnungen zur Haltung und Vermarktung der Bullen angestellt. Der Wunsch nach mehr Tierwohl ist nachvollziehbar. Bei uns Bullenmästern entstehen aber durch Umbauten, Nachrüstungen oder Neubauten Kosten, die sich amortisieren sollten.
Die Nachrüstung der Betonspalten mit Gummimatten hat sich rentiert. Die biologischen Leistungen sind geringfügig höher als bei reinem Betonspaltenboden und entsprechen denen des Offenfront-Tretmiststalles. Die Matten halten etwa zwölf Jahre, aber danach müssen sie nach und nach ausgetauscht werden. Die Anschaffungskosten für die Matten sind mit 60 bis 80 Euro pro Quadratmeter relativ hoch und belasten den Mastplatz mit 200 bis 240 Euro. 

Man muss auch bedenken, dass die Gummimatten wenig Hornabrieb bieten und es bei einer kompletten Mastperiode mit Gummimatten deshalb zu Fehlstellungen kommen kann. Für diese Haltung lautet deswegen meine Empfehlung "Vormast auf Betonspalten, Endmast mit Gummimatten“.
Unseren 1978 gebauten Spaltenbodenstall haben wir mit Außenausläufen versehen. Die Investitionskosten von etwa 320 Euro je zusätzlichem Platz waren relativ gering. Sie brachte aber Platz für 40 zusätzliche Tiere und eine Verdoppelung des Platzangebotes für die ursprünglichen Bullen. Das ist für mich mehr Tierwohl für wenig Geld. Die Bullen haben mit fünf Quadratmetern pro Tier deutlich mehr Platz.
Allerdings wird die Tierkontrolle etwas schwieriger und es kommt zu Stroheinträgen auf den Spaltenböden im Bereich des Eintritts. Mein Fazit: eine solche Lösung empfiehlt sich für Altbauten ist, wo es passt.

Bei unserem 1993 gebauten Offenfrontstall mit Tretmist entsteht durch einen höheren Arbeitsaufwand eine finanzielle Mehrbelastung von 110 bis 120 Euro je Tier und Jahr im Vergleich zum Vollspaltenbodenstall.

Besonders zufrieden bin ich mit unserem neuen großen Bullenmaststall mit den Großbuchten. Er hat eine gute Strukturierung, was ich in anderen neuen Ställen mit geringeren Abmessungen leider vermisst habe! Und das bedeutet Tierwohl! Ich würde diesen Stall nach 8 Jahren jederzeit so wieder bauen.
 

Zum Betrieb

Der landwirtschaftliche Betrieb Schulze Finkenbrink umfasst heute 160 Hektar Acker, zehn Hektar Grünland, 1000 Mastbullen sowie vier westfälische Zuchtstuten mit Nachzucht. 

In der Mastbullenhaltung gibt es mehrere Ställe mit unterschiedlichen Haltungssystemen: Spaltenboden mit Betonspalten, Spaltenboden mit Gummiauflage, Spaltenboden mit einem Stroh-Liegebereich und Tretmiststall. Der neue Tretmiststall wird in der Broschüre Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Mastrind näher vorgestellt. 

Ein Großteil der benötigten Futtermittel wird auf den eigenen Flächen erzeugt. Die Ration basiert auf Maissilage, Triticale, Körnermais, sowie Schlempe und Grassamenheu.

Und worauf achten Sie beim Tierzukauf?

Wir kaufen zu einem großen Teil charolaisbetonte oder Uckermärkerkreuzungs-Absetzer von Mutterkuhherden in Mecklenburg-Vorpommern mit einer Betriebsgröße 300 bis 600 Kühen. Dort ist die Viehdichte nicht so groß wie bei uns in Westfalen, was zu einem guten Gesundheitszustand der Fresser beiträgt. In 2024 machte allerdings die Blauzungenkrankheit von sich reden und so haben auch wir eine gewisse gesundheitliche Depression gemerkt. 

Daneben kaufen wir Fleckviehfresser aus der Aufzucht, Kreuzungsbullen aus Weiß-Blauen Belgiern und Schwarzbunt sowie Doppelnutzungs-Rotbunte Weidebullen aus Schleswig-Holstein. Auf unserem Betrieb erfolgt dann bei der Einstallung eine sorgfältige Tierkontrolle und Behandlung mit unserem Hoftierarzt. Diese umfasst unter anderem die Kontrolle der Ohrmarken, das Erfassen der einzelnen Tiergewichte, die Entwurmung und die BRSV Lebendimpfung. 

Was ist Ihnen wichtig in der Bullenmast?

Wenn wir wollen, dass unser Rindfleisch sich von der Masse abhebt, dann muss es den Verbraucherinnen und Verbrauchern auch bekannt sein. Für mich ist es daher wichtig, dass unser Fleisch nicht anonym verkauft wird, sondern in regionalen Läden. 

Ich möchte die Rinder möglichst tiergerecht und umweltschonend halten. Das ist für mich nachhaltig. Dazu gehört auch, kein Sojaextraktionsschrot einzusetzen, was sich positiv auf die Gesamtbilanz der Emissionen auswirkt.


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