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Mit der Mutterkuhhaltung können auch Grünlandstandorte genutzt werden, die für Milchvieh nicht ertragreich genug sind. Entscheidend ist, dass die Weideform zum Standort, zur Rasse und zu Nutzung passt.
Mit Mutterkuhherden können viele unterschiedliche Grünlandstandorte genutzt werden. Zu beachten ist allerdings, dass der Gesamtbedarf der Herde im Blick behalten wird. Der Gesamtenergiebedarf einer Mutterkuhherde und der einzelner Tiere unterliegt jedoch starken Schwankungen, denn die Herde setzt sich aus Müttern unterschiedlicher Laktationsstadien, wachsenden Kälbern und auch trockenstehenden Mutterkühen zusammen.
Zu Beginn der Laktation sollten Mutterkühe nicht zu intensiv gefüttert werden, damit die Anfangs-Milchleistung gerade bei Kreuzungskühen mit Milchleistungsrassen nicht zu hoch einsetzt. Es kann in der Folge zu Euterentzündungen kommen, wenn die jungen Kälber die Milchmenge nicht aufnehmen können. Vor allem bei Frühjahrskalbung und schnell wachsendem Gras empfiehlt es sich daher, Weideflächen zu begrenzen.
Nach ein paar Wochen dürfen die Kühe dann intensiver ernährt werden, da sich nun die Milchleistung dem Bedarf der wachsenden Kälber angepasst hat. In der Trockenstehphase sollten die Mutterkühe wiederum nicht zu viel Energie mit dem Futter aufnehmen, da sie sonst verfetten. Sollen Kälber als Absetzer geschlachtet werden, brauchen sie zusätzlich zur Milch eine energiereiche Zufütterung. Diese Nährstoffbedarfskurven sind also beim Weidemanagement zu beachten.
In Regionen mit großen zusammenhängenden Grünlandflächen lassen sich alle Rinderrassen, also auch intensive Fleischrassen wie Charolais, Angus oder Limousin, halten.
In Mittelgebirgslagen wie dem Harz, der Rhön oder im Schwarzwald kommen eher leichtere, kleinere und genügsamere Rassen zurecht. Traditionell sind es an die Region angepasste Rassen wie das Harzer Höhenvieh, Gelbvieh oder Hinterwälder. Diese sind aufgrund ihres geringeren Gewichts an den Hängen trittsicherer und verursachen weniger Trittschäden in der Landschaft.
Auf Extensiv-Standorten wie Moorweiden oder Landschaftspflegeflächen kommen bevorzugt Galloways oder Highland Cattle, das Schottische Hochlandrind, zum Einsatz.
Häufig verbreitet bei Mutterkuhbetrieben ist die Umtriebsweide, auch Rotationsweide genannt. Bei diesem Weidesystem frisst die Herde in einer festgelegten Abfolge auf verschiedenen Koppeln. Die Besatzdichte sollte 5 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar nicht überschreiten; zum einen wegen Futtermenge und Futterqualität, zum anderen, um irreparable Trittschäden an häufig frequentierten Plätzen zu vermeiden. Die optimale Weidereife bei der Umtriebsweide für Mutterkuhherden beträgt zwischen 12 und 20 Zentimeter Aufwuchshöhe.
Eine abwechselnde Weide- und Schnittnutzung hat sich bei der Umtriebsweide in der Praxis bewährt. Dies gewährleistet einen gleichmäßigen Wiesenaufwuchs, senkt den Unkrautdruck und sorgt für eine ausgeglichene Futtergrundlage.
Bei diesem System wird auf einer bestehenden Weide jeden Tag die Fläche erweitert. Ein Vorteil der Portionsweide ist - bei richtiger Portionierung - die ausgewogene Fütterung. Das neu zugegebene Weidestück muss der Anzahl der Tiere angemessen sein, da sonst die Weide ungleichmäßig abgefressen wird und zu viel Weiderest entsteht.
Bei der Standweide verbleiben die Tiere die ganze Weidezeit auf derselben Fläche. Sie findet meist bei Landschaftspflegeprojekten Anwendung und wird als extensives Haltungssystem betrieben. Der Arbeitsaufwand ist gering. Nachteile ergeben sich aus einer möglichen Verunkrautung der Weide und die daraus resultierende Futterleistung des Aufwuchses.
Die intensive Form der Standweide ist die Kurzrasenweide, in einigen Regionen auch Mäh-Standweide genannt. Sie vereint die Vorteile der Standweide mit denen der Umtriebsweide. Die Futterfläche wird bei dieser Weideform im Laufe des Jahres stetig weiter vergrößert. Als Faustregel gilt: beim ersten Aufwuchs wird ein Drittel der Weide zugeteilt und in zwei Dritteln erfolgt Schnittnutzung. Beim zweiten Aufwuchs wird das Verhältnis umgekehrt und beim dritten Aufwuchs wird die Fläche komplett beweidet.
Die Intensiv-Standweide ist nur möglich, wenn keine Sommertrockenheit herrscht. Durch die kontinuierliche Nutzung bilden die Gräser kein tiefes Wurzelwerk. Bei fehlenden Niederschlägen reicht dann die flache Wurzelmasse nicht mehr aus, um tiefer liegende Wasserreserven zu erreichen. Unter Umständen ist schon eine frühe Zufütterung, insbesondere der Kälber, notwendig.
Ein in Deutschland relativ neues Weidesystem für Mutterkühe ist das aus Nordamerika stammende Mob Grazing. Dabei wird das Verhalten großer Rinderherden, die langsam aber stetig über die Fläche ziehen, imitiert. Von den Befürwortern wird insbesondere die Eignung für Fleischrinder in Trockengebieten betont. Kennzeichnend für das System des Mob Grazing sind ein hoher Aufwuchs des Pflanzenbestandes, lange Rastzeiten des Aufwuchses, eine hohe Tierbesatzdichte während der Beweidung und eine kurze Beweidungsdauer von weniger als 24 Stunden.
In einem EIP-Projekt in Brandenburg werden derzeit die Machbarkeit und Auswirkungen von Mob Grazing auf mehreren Milchvieh- und Mutterkuhbetrieben erforscht.
Für alle Weidesysteme bei Fleischrindern gilt: Unter- und Überbeweidung ist zu verhindern!
Unterbeweidung führt zu überständigem Futter mit hohen Rohfasergehalten, das zudem weniger schmackhaft ist und deswegen von den Kühen nicht mehr gefressen wird. Daher sollte die Parzellengröße immer genau an das Futterangebot und die Herdengröße angepasst sein und gegebenenfalls eine Parzelle übersprungen und durch Schnittnutzung konserviert werden.
Umgekehrt kommt es bei Überbeweidung zu abgefressener Narbe, da die Gräser die Reserven für den Neuaustrieb in den Stoppeln speichern. Diese Reserven brauchen sie, um bei Feuchte wieder austreiben zu können. In heißen Dürresommern sollte deshalb schon frühzeitig damit begonnen werden, auf der Weide zuzufüttern.
In der Mutterkuhhaltung herrscht -zumindest über den Sommer- die Vollweide mit 24 Stunden Weidegang am Tag vor. Viele Betriebe stallen die Tiere im Herbst auf, doch es gibt durchaus auch Mutterkuhbetriebe mit ganzjähriger Freilandhaltung. Sollen bereits die Absetzer zur Kalbfleisch-Produktion geschlachtet und nicht mehr weitergemästet werden, benötigen die Kälber auf der Weide meist eine Zufütterung für ein höheres Schlachtgewicht. Die Bereitstellung von Wasser guter Qualität gilt für alle Weidessysteme.
Bei der Wahl des passenden Weidesystems spielen den betrieblichen Gegebenheiten, wie Region, Lage und Arbeitszeit, auch Rahmenbedingungen der eigenen Wirtschaftsweise eine Rolle:
Soll oder darf nur organisch gedüngt werden oder kommt auch Mineraldünger zum Einsatz? Wird die Mutterkuhherde nur saisonal oder ganzjährig auf der Weide gehalten? Wie werden die Mastrinder nach dem Absetzen gehalten? Steht Festmist oder Gülle aus der Stallhaltung zur Verfügung? All das sind Fragen, die in die Entscheidung miteinbezogen werden müssen.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024