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Die Fütterung von Mastrindern ist anspruchsvoll. Es gilt Pansengerechtigkeit mit Wirtschaftlichkeit zu vereinen.
Um betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein, sollten Betriebe hohe Tageszunahmen und gute Schlachtkörper mit geringer Fettauflage erreichen.
Dafür sind hochwertige Futtermittel notwendig, die möglichst preiswert erzeugt oder zugekauft werden müssen. Denn Futtermittel machen etwa ein Viertel der gesamten Produktionskosten in der Bullenmast aus. Ausgangspunkt für ein funktionierendes und betriebswirtschaftlich erfolgreiches Fütterungskonzept ist eine optimale Tiergesundheit. Denn nur gesunde Tiere erreichen die gewünschten Tageszunahmen von mindestens 1.200 Gramm pro Tag. Zudem sinken die Kosten für medizinische Behandlungen und das Risiko für Tierverluste.
Grundlage für gesunde und widerstandsfähige Tiere ist eine sorgfältige Fresser-Aufzucht. Hier wird die Basis zur Ausbildung der wertvollen Fleischteile im späteren Schlachtkörper gelegt. Die Aufzuchtphase dauert etwa 15 Wochen. In dieser Zeit gilt es, die Tiere von Milchaustauscher als Hauptnahrung zu entwöhnen und die Pansenentwicklung zu fördern, indem man steigende Anteile an betriebseigenem Grobfutter wie Silomais und Kälberheu zufüttert. Damit sich der Pansen optimal entwickeln kann, braucht dieser Übergang Zeit. Eine zu schnelle Entwöhnung kann die Aufnahme von Nährstoffen verringern und das Wachstum beeinträchtigen.
Auch in der nachfolgenden Hauptmastphase ist die Pansengesundheit von zentraler Bedeutung. Mangelt es an Rohfaser oder werden zu hohe Anteile an energiereichem Kraftfutter verfüttert, kann dies zu einer sogenannten Acidose führen. Dabei bilden die Pansenbakterien verstärkt Fettsäuren, vor allem Propionsäure, die den pH-Wert im Pansen zeitweise deutlich absenken. Über einen längeren Zeitraum belastet dies den gesamten Organismus und kann zu Folgeerkrankungen wie Klauenrehe führen.
Doch wie in der Milchviehhaltung müssen die Rationen auch in der Rindermast möglichst energiereich und zugleich pansengerecht zusammengestellt werden. Das heißt, neben energiereicher Maissilage und Kraftfutter sollte ein ausreichender Anteil an strukturwirksamer Rohfaser enthalten sein. Bei den üblichen Rationen in der Bullenmast auf Basis von Maissilage sind mindestens 300 Gramm Stroh oder 400 Gramm Heu pro Rind und Tag anzustreben. Damit das Stroh in der Ration auch tatsächlich gefressen wird, ist es wichtig, Kurzstroh mit wenigen Zentimetern Länge einzusetzen und alle Komponenten im Mischwagen ausreichend lange zu mischen. Andernfalls sortieren die Tiere das Stroh aus und nehmen es gar nicht auf.
Eine andere Möglichkeit, mehr pansenwirksame Struktur in die Ration zu bringen, ist die sogenannte Shredlage-Maissilage. Shredlage ist länger gehäckselter Mais, bei dem Blätter, Stängel und Körner beim Häckseln zusätzlich aufgeschlossen werden. Dadurch können Wiederkäuer die enthaltene Energie besser verwerten. Zudem verbessert sich die Strukturwirkung der Silage deutlich, sodass Stroh nur noch in geringer Menge ergänzt werden muss oder, je nach Rationsgestaltung, komplett entfallen kann.
Eine tiergerechte, möglichst effiziente Fütterung rechnet sich auch betriebswirtschaftlich. Nebenbei leistet sie einen Beitrag zum Umweltschutz. So entstehen in der Rinderhaltung pro Kilogramm Rindfleisch etwa 13 Kilogramm CO2-Äquivalente in Form von Methan. Mit einer hohen Futtereffizienz, bei der die enthaltenen Nährstoffe optimal vom Tier verwertet werden können, lässt sich eine unnötige Methanbildung vermeiden.
Dafür empfiehlt es sich, die Kapazität der Futteraufnahme bei Rindern voll auszuschöpfen. Das lässt sich erreichen, indem man ausschließlich hochwertige, schmackhafte Komponenten einsetzt und diese zwei Mal am Tag frisch vorlegt. Auch die Kontrolle der Futteraufnahme verbessert die Effizienz. Bleiben regelmäßig größere Reste im Trog oder auf dem Futtertisch, ist es sinnvoll, die Futtermenge zurückzufahren.
Wie gut die eingesetzte Ration von den Tieren verdaut wird, lässt sich anhand der anfallenden Gülle ablesen. Finden sich hier zum Beispiel häufiger ganze, unverdaute Körner aus der Maissilage oder dem Getreideschrot, muss die Aufbereitung dieser Komponenten verbessert werden. Das gleiche gilt bei stark schäumender Gülle, die bei größeren Mengen unverdauter Stärke in den Ausscheidungen auftritt.
Grundsätzlich müssen die Rationen laufend dem jeweiligen Bedarf der Tiere in den einzelnen Mastphasen angepasst werden müssen. Das erfordert eine systematische Planung der Rationsgestaltung über die gesamte Mastphase hinweg, die neben dem Bedarf auch die auf dem Betrieb verfügbaren Futtermittel berücksichtigt. Wertvolle Orientierung für die Fütterungsplanung bietet die sogenannte Gruber-Tabelle der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Um die Ration optimal an den Bedarf der Tiere anpassen zu können, sollten die Gehalte an Nähr- und Mineralstoffen aller eingesetzten Silagen im Labor bestimmt werden. Damit lässt sich nicht nur eine Über- oder Unterversorgung mit Energie und einzelnen Nährstoffen vermeiden, sondern auch die Umwelt entlasten.
Das gilt insbesondere für Phosphor, das in der Regel über ein zusätzliches Mineralfutter in der Ration ergänzt wird. In klassischen Bullenmastrationen werden häufig schon mehr als 50 Prozent des Bedarfs über Maissilage und Heu abgedeckt. In Verbindung mit dem Phosphor aus dem Kraftfutter sind die Tiere oft schon deutlich überversorgt. Viele Betriebe könne deshalb auf Mineralfutter ohne Phosphor zurückgreifen und damit ihre Düngebilanz verbessern. Grundsätzlich ist eine Mineralfutterergänzung in der Mast jedoch unverzichtbar. Mit dieser Ergänzung wird vor allem die Versorgung mit Spurenelementen und Vitaminen sichergestellt, deren Bedarf in der Wachstumsphase besonders hoch ist. Bei der Wahl des Mineralfutters und deren Zusammensetzung sollten sich Betriebe aber immer am Bedarf und dem Mineralstoff-Gehalt der anderen eingesetzten Futtermittel orientieren.
Auch bei der Eiweißversorgung, die in der Fresseraufzucht und in der Hauptmastphase grundlegend ist, gibt es häufig Optimierungspotenziale. Viele Betriebe setzen bei der Eiweißversorgung auf Sojaextraktionsschrot. Da Soja jedoch fast ausschließlich aus Übersee stammt und durch den Anbau vor Ort oft wertvolle Naturflächen verloren gehen, erscheint es sinnvoll, über Alternativen nachzudenken. Denn inzwischen haben sich auch heimische Eiweißträger wie Rapsextraktionsschrot und -kuchen, Ackerbohnen, Erbsen oder Biertreber in der Rindermast bewährt. Je nach Preiswürdigkeit und lokaler Verfügbarkeit können diese Futtermittel auch betriebswirtschaftliche eine interessante Lösung sein. Dabei ist zu beachten, dass die eingesetzten Eiweißmengen an den jeweiligen Bedarf der Tiere angepasst sein. Denn ein Überschuss an Eiweiß kann zu Leistungseinbrüchen und Durchfall führen.
Zumindest ein Teil der klassischen Eiweißkomponenten kann auch durch Grassilage abgedeckt werden. Zwar ist der Energiegehalt geringer als bei Maissilage, dafür liefert Grassilage deutlich mehr Rohprotein und zusätzlich noch Mineralstoffe. In Versuchen hatte der Ersatz von Mais- durch Grassilage nur einen geringen Einfluss auf die Mast- und Schlachtleistung der Tiere. Zudem erwies sich ein höherer Anteil an Grassilage je nach betrieblicher Voraussetzung auch ökonomisch als sinnvoll.
Letzte Aktualisierung 16.07.2024