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Eine an den Bedürfnissen der Ferkel orientierte Buchtenstrukturierung fördert das Wohlbefinden der Tiere und beugt Stress vor. Wir zeigen, wie die verschiedenen Funktionsbereiche einer Bucht mit Hilfe von Klima, Licht, Struktur und Einrichtung umgesetzt werden können.
Damit Ferkel möglichst gesund und vital aufwachsen, benötigen sie ihren Bedürfnissen entsprechend eine bestimmte Umgebung. Die Ferkelaufzucht ist abgesehen von der Säugezeit der anspruchsvollste Abschnitt in der Schweinehaltung, und hier ist besonders die Zeit rund um das Absetzen sehr sensibel. Die frisch abgesetzten Ferkel müssen sich an neues festes Futter gewöhnen, sie können nicht mehr bei ihrer Mutter säugen und sind häufig auch noch mit fremden Ferkeln zusammen in einer Bucht eingestallt.
Diese Phase des Umbruchs birgt viele gesundheitliche Risiken wie Durchfall oder Atemwegsinfektionen. Auch die gefürchteten stressbedingten Verhaltensstörungen wie Schwanz-, Ohren- und Flankenbeißen können auftreten. Deshalb sollte die Bucht ideal gestaltet sein für größtmögliches Wohlbefinden. Dies kann erreicht werden durch eine sinnvolle Buchtenstrukturierung.
Das Minimum, was bei Haltungseinrichtungen für Schweine beachtet werden muss, regelt die Tierschutz-Nutztierverordnung. Doch dies sind verpflichtende Minimalanforderungen, ein Mehr ist immer möglich. Idealerweise kommt in der Ferkelaufzucht und der Mast die gleiche Buchtenstruktur, in entsprechenden Dimensionen, zur Anwendung. Hierzu zählt neben dem gleichen Fütterungs- und Tränkesystem auch die gleiche Futterart. Dies reduziert zusätzlichen Stress beim Umstallen.
Das Ziel einer optimalen Buchtenstruktur sollte es sein, das ungehinderte Ausleben der Bedürfnisse der Ferkel zu jeder Zeit zu ermöglichen. Dabei sind die Bedürfnisse klar: Ferkel mögen es wie alle Schweine ungestört zu ruhen und zu schlafen, in der Aktivitätszeit ihren Spiel- und Erkundungsdrang auszuleben sowie ausgiebig zu fressen. Und das alles am liebsten gemeinsam mit den anderen Schweinen der Gruppe, so entspricht es ihrem natürlichen Verhalten. Die Bucht sollte also folgende Bedürfnisse berücksichtigen:
Um den Bedürfnissen der Ferkel gerecht zu werden, sollte eine Bucht grundsätzlich Liege-, Fress-, Aktivitäts- und Kotbereiche aufweisen. Als Mindestgröße für eine funktionierende Buchtenstruktur empfehlen sich in der Ferkelaufzucht etwa 15 Quadratmeter. Dabei gilt allerdings, je größer die Bucht, desto besser, da sich je nach Besatzdichte insbesondere zum Ende der Aufzucht kaum mehr freie Bereiche ergeben.
Welche Besatzdichte bzw. Gruppengröße ideal ist, dafür gibt es keine Richtwerte. Je größer die gesamte Bucht, umso leichter kann auch mit einer höheren Belegung eine erfolgreiche Strukturierung geschaffen werden. Die Funktionsbereiche der Bucht können mit den Hilfsmitteln Klima, Licht, Struktur und Einrichtung umgesetzt werden.
Frisch abgesetzte Ferkel brauchen gerade in den ersten Tagen im Flatdeckstall Temperaturen von 28 bis 30 Grad Celsius. Die Tiere haben diesen enorm hohen Wärmebedarf, weil sie nach dem Absetzen zuerst wenig fressen und damit nicht genug Energie produzieren. Das Temperaturoptimum von Aufzuchtferkeln liegt zwischen 25 und 20 Grad Celsius abnehmend im Verlauf des Wachstums, denn ältere Schweine mögen es lieber kühler.
Unterschiedliche Klimabereiche sind in dieser Phase für die Ferkel noch nicht so wichtig. Bevor Umbauten im Stall vorgenommen werden, sollte der Stall immer erst einmal ausgenebelt werden, um die Luftführung zu erkennen und um Zugluft auszuschließen. Alternativ kann der Bereich der Zugluft in die Buchtenstrukturierung mit eingeplant werden.
Zur Erreichung der optimalen Temperatur bieten sich auch Mikroklimabereiche an. Schweine liegen gerne unter einer Abdeckung, wo sie dunkel und zugluftfrei liegen können. In der Erprobung sind auch verschiedene Systeme zur Fußbodentemperierung, um immer die optimale Liegeflächentemperatur bereitzustellen.
Licht hat in der Tierhaltung mehrere Funktionen. Es ist wichtig für das Sehen von Tier und Mensch, zum anderen ist es unabdingbar für eine umfassende Tierkontrolle und ein wichtiger Zeitgeber für periodisch wiederkehrende Abläufe.
Die Bucht ist in verschiedene Beleuchtungsbereiche abhängig von den Funktionsbereichen aufzuteilen. So sollte der Ruhe- und Schlafbereich eher dunkel, also nicht im Bereich der Fenster platziert oder mit einer Abdeckung abgedunkelt werden. Für die Kot- und Harnabscheidung suchen Schweine gerne heller ausgeleuchtete Bereiche auf.
Ein Schwein beschäftigt sich während des Lichttages fast ausschließlich mit der Nahrungssuche. Dies ist bei der Strukturierung der Bucht im Hinblick auf die Funktionskreise, die mit Nahrungsaufnahme- und Erkundungsverhalten zu tun haben, zu beachten. Während der Nahrungssuche findet das Tier die Nahrung durch Wühlen und Scharren in der Erde und auf dem Boden. Am besten werden diese Anforderungen über ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 ermöglicht, beispielsweise durch den Einsatz eines Langtrogs bei gleichmäßiger Futterverteilung. Insbesondere zu Beginn der Ferkelaufzucht sollte dies gewährleistet sein, da es jedes Ferkel vom Säugen an der Muttersau gewohnt ist, seine "eigene" Zitze zu haben.
Futter und Beschäftigungsfutter ist an unterschiedlichen Orten und in der Bucht ad libitum anzubieten. Die Tröge sollten zwischen Liege- und Kotbereich und so angeordnet sein, dass der Zugang nicht von Buchtenmitgliedern versperrt werden kann. Schweine trinken gerne aus offenen Wasserstellen, deshalb sind Beckentränken zu bevorzugen. Zusätzlich angebrachte Nippeltränken können aus hygienischen Gründen und zur Sicherstellung der ausreichenden Wasserversorgung sinnvoll sein.
Alle Tränken sind täglich auf Funktion und Sauberkeit zu kontrollieren und sollten von der Anbringung her auf die Größe der Schweine angepasst sein. Tränken sind getrennt vom Trog im Aktivitätsbereich oder zwischen diesem und dem Kotbereich anzuordnen, jedoch nicht in Ecken, um ein Verkoten zu verhindern.
Keinesfalls sollte eine Tränke in einer offenen Gitterwand zur Nachbarbucht angebracht werden, da die Schweine sonst durch den Kontakt zur anderen Bucht veranlasst werden, diesen Bereich zu markieren und dadurch die Tränke zu verunreinigen. Grundsätzlich hilft eine weitere Kühlungsmöglichkeit, dass die Tränke nicht als Suhle genutzt wird.
Beschäftigungsmaterialien befriedigen den Bedarf nach Erkundung. Zusätzlich bringen sie Struktur ins Futter und verbessern dadurch die Darmgesundheit und das Sättigungsgefühl. Es gibt Beschäftigungsmaterialien, die zur Einstreu im Liegebereich dienen. Andere sollen vom Schwein gefressen werden oder manipulierbar, aber nicht fressbar sein. Sie sollten verschieden und jederzeit für alle Tiere verfügbar sein. Das organische Beschäftigungsmaterial ist frisch und sauber anzubieten und daher außerhalb des Stalles zu lagern. Es sollte frei von Feuchtigkeit, Schimmel und Schmutz sein.
Das Angebot von Beschäftigungsmaterialien unterstützt eine Buchtenstrukturierung. Wichtig: Im Kotbereich sollten sich keine veränderbaren und fressbaren Materialien wie z. B. Seile, Säcke, Hölzer, Kratzbäume befinden. Gut platziert sind sie im Aktivitätsbereich. In der Buchtmitte, an einer Buchtenwand ohne Ecke oder im Liegebereich kann ein Wühlareal mit Beschäftigungsmaterial angelegt werden. Geeignet sind Raufutter, Holz, Seile, Säcke oder Torf.
Zu Raufutter zählt nicht nur Stroh und Heu in Lang-, Kurz- und Pelletform, sondern auch Silage, Trockenschnitzel, Luzernepellets, Getreidespelzen, Erbsen-, Sonnenblumen- oder Sojaschalen und vieles mehr. Auch eine Kombination aus einer Rohfaserkomponente in Pelletform (Stroh, Heu, Dinkelspelzen, Luzerne, Mais, Gras) mit einem Energieträger (Körnermais, Erbsen, Ackerbohnen, gequetschter Hafer), welchen die Schweine aus einer Schale herausarbeiten können, kann sinnvoll sein.
Einige Einrichtungsgegenstände und Elemente helfen, die Struktur der Haltungsumgebung zu unterstützen und den Tieren die verschiedenen Bereiche damit zusätzlich deutlich zu machen. Der Einbau einer zweiten Ebene schafft in der Ferkelaufzucht zusätzlichen Platz. Zudem erhalten die Schweine mehr Bewegungsfreiheit und einen erweiterten Aktivitätsbereich. Der geschützte Bereich unter den Podesten wird gerne als Liegebereich genutzt.
Bei der Gestaltung der Podeste sind unterschiedliche Varianten möglich. Um unter den Podesten gut reinigen zu können, wird eine Höhe von 1,10 bis 1,20 Meter empfohlen. Es hat sich eine Tiefe von 1,30 Meter in der Ferkelaufzucht als ausreichend gezeigt. Zwei Rampen mit rutschfestem Material als Auf- und Abgang für die Tiere sind sinnvoll, damit sich rangverschiedene Schweine aus dem Weg gehen und Ruhe in der Gruppe geschaffen werden kann.
In der Ferkelaufzucht wurden auch gute Erfahrungen mit nur einer Rampe gesammelt. Es können auch zwei Buchten mittels zweiter Ebene und je einem Aufstieg pro Einzelbucht miteinander verbunden werden. Grundsätzlich sollten die Rampen über Sprossen mit 12 bis 20 Zentimeter Zwischenraum und 3 mal 3 Zentimeter Erhöhung für einen trittfesten Gang verfügen.
Praktisch ist es, die Rampen hochklappbar anzubringen, damit die Bucht besser zu reinigen ist. Die Aufstiege sollten nicht zu steil sein, ideal ist ein Neigungswinkel von 25 bis 30 Grad. Ein Gefälle von 0,5 Prozent vereinfacht das Ablaufen von Flüssigkeit und verkürzt die Trocknungszeit. Eine Kotabrisskante an der Hinterwand ist ebenfalls zu empfehlen. Das Frontgitter ist offen und lediglich zur Absturzsicherung zu installieren.
Auch Bodenelemente können eine Strukturierung der Bucht unterstützen. In der Ferkelaufzucht werden sowohl Kunststoffroste als auch eine Kombination mit Betonspalten eingesetzt. Wenn ein Teil der Spalten durch Festfläche ersetzt wird, sollte vorher ein Kotbereich definiert werden, damit die Festflächen nicht verschmutzen.
Die Festflächen sollten im Liege- und Fressbereich der Bucht angeordnet sein. Gummimatten im Ferkelaufzuchtbereich können mit etwas Abstand zur Wand lose auf die Spalten gelegt werden. Eingesetzte Böden im Laufbereich sollten eine ausreichende Trittfestigkeit aufweisen. Bei jüngeren Tieren sollte im Liegebereich ein geschlossener, wärmegedämmter Boden, der noch eingestreut werden kann oder sogar beheizbar ist, eingesetzt werden.
Im Übergang zum Aktivitätsbereich kann eine Aufkantung in Form eines Kantholzbalkens dabei helfen, das organische Beschäftigungsmaterial so gut es geht im schlitzreduzierten Bereich der Bucht zu halten und die Tiere zum Wühlen anregen.
Der wohl am schwierigsten zu definierende Bereich in der Bucht ist derKotbereich. Es hat sich bewährt, eine Kontaktmöglichkeit zwischen zwei benachbarten Buchten eines Abteiles zu schaffen. Dies können ein Gitter oder einfache Löcher in der Buchtentrennwand sein. Die Tiere leben hier ihr Konkurrenz- und Rivalitätsverhalten aus, indem sie in diesem Bereich bevorzugt Urinieren und Abkoten. Dieser Bereich sollte geschützt in einer Ecke oder einer Wand angelegt werden. Das Anbringen eines Brettes oder eines Stückes Buchtentrennwand im Kotbereich oder das stündliche Befeuchten durch eine Vernebelungsanlage kann zusätzlich helfen, damit sich die Tiere hier geschützt zurückziehen.
In der Ferkelaufzucht geben Liegekisten den jungen Tieren Schutz. Sie können aus einer Abdeckung mit herunterhängenden Lamellen bestehen, die aus Gründen erhöhter Schadstoffkonzentrationen allerdings nicht bis zum Boden reichen sollten. Die Lamellenvorhänge sollten verstellbar sein, um die Größe des Liegebereichs optimal an die Größe der Tiere anzupassen. In diesem Bereich ist es für die Ferkel dunkler und wärmer als im Rest der Bucht, eine Zonenheizung unter der Abdeckung verstärkt diesen Effekt. Die Abteiltemperatur kann insgesamt dadurch auf etwa 20 Grad Celsius abgesenkt werden. Diese zwei Klimazonen helfen auch, ein Verkoten der Liegekisten zu verhindern, da die Tiere aufgrund des Temperaturunterschieds die Kiste als Liegebereich anerkennen. Wichtig: Es sollten sich keinerlei Spielzeuge oder Tränken im Liegebereich befinden, um das ungestörte Liegen zu ermöglichen. Futter kann dort hingegen angeboten werden.
Und nicht zuletzt können zur deutlichen Abgrenzung von Bereichen mittig in der Bucht Vorhänge aus Lamellen angebracht werden. Dabei wird der Kotbereich vom Liegebereich getrennt. Durch die optische Barriere, welche problemlos von den Tieren passiert werden kann, wird Zugluft aus dem Liegebereich fern gehalten und im Kotbereich, wo Zugluft sinnvoll ist, gehalten.
Welche Maßnahmen zur Strukturierung erfolgreich sind und welche nicht, sollte mithilfe einer sorgfältigen Tierbeobachtung überprüft werden. Beispiele für eine ungünstige Umsetzung einzelner Strukturierungen sind, wenn die Tiere zu verschmutzt sind, nur in einer Ecke oder aufeinander liegen. Dann könnte es zu warm oder zu kalt sein oder aber der Liegebereich ist nicht eindeutig abgegrenzt. Häufiges Husten spricht für Zugluft. Weiterhin muss bedacht werden, dass die Buchtenstruktur jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Was im Sommer gut funktioniert, kann im Winter schon wieder anders aussehen. Es empfiehlt sich, schrittweise vorzugehen und kontinuierlich zu beobachten.
Letzte Aktualisierung 16.02.2022