Fachleute unterscheiden drei verschiedene Formen des Schwanzbeißens: das zweistufige Beißen, das plötzlich gewaltsame Beißen und das obsessive Beißen.
Am häufigsten kommt das sogenannte zweistufige Beißen vor, wobei die erste Stufe noch als spielerisch bezeichnet werden kann. Erst Verletzungen der Haut führen dann zu intensiveren Beißvorgängen. Das plötzliche und gewaltsame Beißen, bei dem es bereits bei der ersten Attacke zu Verletzungen kommt, wird eher bei Kämpfen beobachtet. Das tritt zum Beispiel bei Rangeleien um die besten Plätze am Trog oder um bevorzugte Liegeplätze auf. Als zwanghaft gilt das Beißen, wenn einzelne Tiere über einen längeren Zeitraum immer wieder andere benagen.
Die Verhaltensstörung kann auch auf Nährstoffdefiziten beruhen. Häufig mangelt es den Betroffenen an bestimmten Aminosäuren, Mineralstoffen oder Rohfasergehalten. Ebenso belasten Myko- und Endotoxine im Futter den Stoffwechsel. Als Sofortmaßnahme sollten die Rationen entsprechend angeglichen werden. Um Toxine zu binden, eignen sich Huminsäuren, die zum Beispiel in Torfen vorkommen.
Mängel in der Umwelt der Schweine sind häufig eine Ursache. Hierzu zählt beispielsweise Wassermangel, der zu Durst führt. Dazu kommt es, wenn die Anzahl der Tränken für die Anzahl der Tiere nicht ausreicht oder die Fließgeschwindigkeit des Wassers in den Tränken zu schwach ist.
Ebenfalls belastend für die Tiere sind zu hohe Schadgaskonzentration. Funktionierende Lüftungssysteme sind hier entscheidend. Auch die Temperatur im Stall und deren Schwankungen sowie die Luftgeschwindigkeit im Liegebereich spielen eine Rolle.
Unruhe und Verhaltensstörungen werden auch durch Überbelegung begünstigt. Und schließlich hat der Gesundheitsstatus der Tiere Einfluss auf das Auftreten von Schwanzbeißen.
Eine routinemäßige Dokumentation der Kontrolle bestimmter Tierschutz-Indikatoren hilft bei der Ursachenforschung. Dabei sollten auch besondere Ereignisse, wie technische Störungen, vermerkt werden, um diese als Ursachen erkennen zu können.