Klimacheck für den BetriebKlimacheck für den Betrieb

Klimacheck für den Betrieb

Schweinehalterinnen und Schweinehalter können mit einfachen Maßnahmenchecks oder komplexen Analysetools die Treibhausgasemissionen ihres Betriebes beziffern und geeignete Minderungsmaßnahmen auswählen. Doch welches Tool ist das richtige für den eigenen Betrieb und die eigenen Ziele?

Der Klimawandel stellt für die Landwirtschaft eine große Herausforderung dar. Sie ist gleichzeitig Verursacherin und unmittelbar negativ von den Auswirkungen betroffen. Besonders die landwirtschaftliche Tierhaltung steht neben vielen anderen Verursachern als Quelle klimarelevanter Schadgase oder CO2-Emissionen im Fokus von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft

Das Umweltbundesamt beziffert die Treibhausgasemissionen im Jahr 2022 auf insgesamt 61,7 Mio. t CO2e. Das entspricht 8,3 Prozent der Gesamtemissionen. Die wichtigsten Treibhausgase (THG) sind Methan (CH4) mit einer 32-fach stärkeren Wirkung als CO2 sowie Lachgas (N2O), das 280-mal so stark wirkt wie CO2. Methan entsteht im Zusammenhang mit der Schweinehaltung bei der anaeroben Vergärung von Schweinemist. N2O entsteht durch mikrobielle Umsetzung und Veränderungen der Stickstoffverbindungen aus Tierdung in der Atmosphäre, die aus Güllelagern oder bei der Ausbringung auf den Boden entweichen.

CO₂-Äquivalente (CO₂e) sind das Maß zur einheitlichen Darstellung der Klimawirkung von unterschiedlichen Treibhausgasen.

Verbraucher fragen immer häufiger nach Informationen, um den CO2-Fußabdruck ihres Fleischkonsums einordnen zu können. Erzeuger, Verarbeiter und der Lebensmittelhandel benötigen daher Daten aus der Tierhaltung, um die Klima- und Umweltvorteile ihrer Produkte darstellen und entsprechend bepreisen zu können. Erste Schlachtunternehmen folgen bereits  Wettbewerbern aus dem Ausland und planen die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion entlang der Wertschöpfungskette. Dazu benötigen sie von der Landwirtschaft Daten zu den THG-Emissionen auf Betriebsebene. Wer diese liefern kann, könnte zukünftig im Wettbewerbsvorteil sein.

Bilanzierungstools und Maßnahmenchecks

Klima-Tools sind Werkzeuge, mit denen Treibhausgasemissionen auf Betriebsebene quantifiziert, bilanziert oder die Wirkung von Einzelmaßnahmen in sogenannten Maßnahmen-Checks dargestellt werden können. Je nach Zielsetzung geht einer THG-Minderung eine umfangreiche quantitative Analyse des Ist-Zustandes voraus, in der die Gesamtemissionen erhoben werden. Die individuell ausgewählten Klimaschutzmaßnahmen werden dann in Relation zu den Gesamtemissionen gesetzt. So können Tierhalterinnen und Tierhalter die für ihren Betrieb am besten geeigneten Maßnahmen auswählen, um ein definiertes Einsparziel zu erreichen.

Maßnahmenchecks hingegen beschreiben lediglich, welche Einzelmaßnahmen auf dem Betrieb umgesetzt werden könnten oder bereits umgesetzt werden. Einfache Klimachecks sind geeignet, um für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. Sollen konkrete Klimaschutzmaßnahmen honoriert werden, ist eine umfassende quantitative Erhebung notwendig.

Klimatools für Schweinehalter – ein Überblick

Landwirte, die eine umfassende Klimabilanz für ihren Betrieb erstellen oder nur einzelne Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit checken möchten, können dies mit verschiedenen frei zugänglichen Tools im Internet tun. Je nach Umfang des Tools sind mehr oder weniger Vorkenntnisse zum Themenkomplex THG-Emissionen erforderlich. Alternativ bietet die Beratung Unterstützung bei der betriebsindividuellen Bilanzierung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen an. Die Beratungseinrichtungen der Länder und Landwirtschaftskammern setzen unterschiedliche, zum Teil kostenpflichtige Tools ein.

Das THeKla-Expertennetzwerk Klimaschutz in der Landwirtschaft hat eine umfangreiche Sammlung von Klimatools für Landwirtinnen und Landwirte zusammengestellt. Die Plattform ist übersichtlich aufgebaut und bietet Links zu verschiedenen Bilanzierungstools und Maßnahmenchecks für unterschiedliche Vorkenntnisse.

Klimacheck für Einsteiger – AgroCleanTech

Das Klimatool von AgroCleanTech ist ein Beratungsangebot verschiedener Träger der Schweizer Landwirtschaft. Das Angebot zeigt mit wenigen Zahlen zu Schweinehaltung, Stalltechnik, Dungmanagement und Energiemanagement des Betriebes auf, wo die größten Einsparpotenziale liegen. Die benötigten Daten können Tierhaltende meist direkt eingeben - ohne aufwändige Suche in der Betriebsbuchhaltung. Das Tool hilft beim Einstieg in das Thema Treibhausgasminderung in der Schweinehaltung und anderen Betriebszweigen.

LfL Klima-Check Landwirtschaft – Schweinemast

Der Klima-Check Landwirtschaft der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) basiert auf der Internetanwendung LfL-Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten. Es können der Ist- und der Soll-Betrieb eingegeben werden. Die Kalkulationsmasken enthalten typische Werte für Bayern. Individuelle Anpassungen sind möglich. Neben der Schweineproduktion können auch andere Betriebszweige ausgewertet werden.

TEKLa – Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft

Das Rechentool TEKLa (Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft) der LWK Niedersachsen ist kostenpflichtig und wird in der Beratung eingesetzt. Die Berechnung der Klimabilanz erfolgt auf Ebene des Produktionsverfahrens. Tierhaltende können aus diesen Informationen konkrete Maßnahmen ableiten, um die Klimabilanz in ihrem Betrieb zu verbessern. Das Programm bietet auch Vergleichsdaten von Betrieben mit dem gleichen Produktionszweig, um den eigenen Wert einordnen zu können.

TEKLa basiert auf einem deutschlandweit abgestimmten Berechnungsstandard für Klimabilanzen in der Landwirtschaft (BEK). Die Daten werden laufend aktualisiert. Eine Schulung oder Unterstützung durch die Beratung ist notwendig.

Komplexe Bilanzierungstools: RISE und REPRO

RISE ist eine kostenpflichtige Software, die von der Berner Fachhochschule BFH entwickelt wurde, um Beraterinnen und Berater bei der Nachhaltigkeitsanalyse von landwirtschaftlichen Betrieben zu unterstützen. Studierende können eine kostenlose Lizenz erhalten. Eine Demoversion, die einen fiktiven Betrieb zeigt, steht ebenfalls zur Verfügung. Für dieses komplexe Tool empfiehlt der Anbieter eine Schulung.

Das Umwelt- und Betriebsmanagementsystem REPRO wurde an der Martin-Luther-Universität Halle entwickelt. Der Dienstleister INL – Privates Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH entwickelt das Programm weiter und bietet eine Ausbildung sowie weitere Dienstleistungen dazu an. Das Programm erfasst den landwirtschaftlichen Betrieb als Gesamtsystem und bildet die komplexen Stoff- und Energieflüsse ab. Die Tierhaltung ist ein sogenanntes Subsystem und mit anderen Betriebszweigen vernetzt. Für die Berechnung müssen umfangreiche Daten zu Stallbau, Leistungsprüfungen und Futterrationen bereitgestellt werden.

Möglichkeiten und Grenzen der Klimatools

Einfache Klimatools bieten für den ersten Kontakt einen leichten Einstieg in das Thema Treibhausgase. Maßnahmenchecks sind vergleichsweise einfach, betrachten aber nur bereits umgesetzte oder auf dem Betrieb grundsätzlich umsetzbare Einzelmaßnahmen. Als einfache "Self-Checks" können sie von Tierhaltenden meist ohne Vorkenntnisse auf Basis weniger Daten selbst durchgeführt werden.  Sie werden nicht in Relation zu den Gesamtemissionen des Betriebes gesetzt. Die Betrachtung einzelner Maßnahmen birgt das Risiko von Emissionsverschiebungen innerhalb des Betriebes.

Quantitative Analysen berücksichtigen das Verhältnis von Minderungsmaßnahmen zu den Gesamtemissionen des Betriebes, sind aber insbesondere bei einer gesamtbetrieblichen Analyse deutlich aufwändiger als für einzelne Betriebszweige. Für eine solche Analyse gibt es sehr komplexe Tools, die oft kosten- und registrierungspflichtig sind und eine gründliche Schulung erfordern. Sie werden im Rahmen einer Beratung aber häufig als kostenfreie Dienstleistung angeboten.


Letzte Aktualisierung 28.11.2023

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