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Viele Betriebe vermarkten ihre Lämmer sowohl über Markenprogramme als auch direkt ab Hof. So wird Risiko gestreut. Direktvermarktung ist und bleibt aber der Königsweg. Hier werden die höchsten Preise erzielt. Selbst zu vermarkten bedeutet, kreativ nach einzelbetrieblichen Lösungen zu suchen. Dabei lohnt es sich, auch über den eigenen Tellerrand zu blicken.
Idealerweise verfügt ein schafhaltender Betrieb über ein hofeigenes, EU-zugelassenes Schlachthaus. Da die Zahl der kleineren Schachthöfe in Deutschland immer mehr abnimmt und die Wege zum nächst gelegenen Schlachthof somit zunehmen, sind kurze Wege optimal. Außerdem verbleibt die gesamte Wertschöpfungskette in der eigenen Hand. Dem gegenüber stehen hohe Investitionskosten und strenge EU-Auflagen. Zudem ist ein EU-Schlachthaus sehr arbeitsintensiv. Nur wenige Schäfereien können oder wollen sich das leisten.
Damit das EU-Schlachthaus ausgelastet ist, sollten genug eigene Tiere und Aufträge anderer Direktvermarkter oder Hobbyhalter vorhanden sein. Schäfer, die bereits seit längerer Zeit ein eigenes Schlachthaus besitzen, berichten davon, dass gerade das Lohnschlachten durch verschärfte EU-Vorgaben erschwert werde. Außerdem würden verschärfte Richtlinien weitere Investitionskosten nach sich ziehen. Eine hofeigene Schlachtmöglichkeit sollte vorab also genau durchgerechnet werden. Für kleinere schafhaltende Betriebe sind Metzgereien mit eigener Schlachtung, so sie nahe gelegen sind, sicher eine gute Lösung.
Die traditionellen Absatzmöglichkeiten von Lammfleisch sind der Verkauf über einen Hofladen, auf Wochen- und Weihnachtsmärkten, an Metzgereien sowie in die örtliche Gastronomie. Dabei werden ganze Lämmer, Lämmerhälften, portioniertes Frischfleisch, verarbeitetes Fleisch sowie Wurst vermarktet. In der Direktvermarktung geht der regionale Absatz oft in einen lokalen über. Abseits der reinen Vermarktung von Lammfleisch gibt es noch andere Mittel und Wege, bei denen Kreativität, Eigeninitiative und Kommunikationsfreude gefragt sind. Der Fokus liegt hier nicht auf dem eigentlichen Fleischabsatz sondern auf öffentlichkeitswirksame Ideen, die die Lammfleischvermarktung indirekt ankurbeln. Einige Anregungen werden im Folgenden vorgestellt:
Schafhaltende Betriebe und Schäfereien, die Landschaftspflege betreiben sowie wertvolle Biotope und Naturschutzflächen beweiden, haben beste Voraussetzungen für ein Paten-Modell. Dabei übernehmen Menschen eine Patenschaft für ein Lamm oder Schaf und zahlen dafür einen jährlichen Geldbetrag, der etwa zwischen 30 und 60 Euro liegt. Sie wollen damit auch ihre heimische Schäferei und deren Arbeit für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege unterstützen. Für den Jahresbeitrag dürfen die Patinnen und Paten nicht nur einen Namen vergeben, sondern genießen, je nach Schäferei, noch weitere Vorteile:
Manchmal kombinieren Betriebe das Patenschaft-Modell noch mit anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie beispielsweise Lernort Bauernhof. In diesem Projekt lernen Kinder und Jugendliche woher Lebensmittel stammen und wie sie erzeugt und verarbeitet werden. Oder Schäferinnen absolvieren eine Ausbildung zur Bauernhofpädagogin und bieten dann Hofbesichtigungen, Kindergeburtstage oder Verköstigungen an. Auch die Aktion Gläserne Produktion, bei der Betriebe in Baden-Württemberg an einem Tag im Jahr ihre Tore für Groß und Klein öffnen, zielt darauf ab, die Herkunft von Lebensmitteln zu vermitteln und sie zudem mit der hiesigen Region und Landschaft zu verbinden.
Neuerdings werden zudem Geldgeber nicht nur für Einzeltiere, sondern auch für kleinere Flächen oder ganze Schafherden, die von Unternehmen gefördert werden können, gesucht. Das Ganze soll über Crowdfunding-Kampagnen, also onlinebasiert schwarmfinanziert werden.
Lammfleisch in Dosen über Vesperkörbe oder –kisten zu verkaufen, ist ebenfalls eine Möglichkeit, neue Kundschaft auf lokaler Ebene zu gewinnen. Hier bietet sich verarbeitetes Lammfleisch in Form von Gulasch, Geschnetzeltes, Bolognese oder Chivapchichi an. Wer sich für diesen Vermarktungsweg entscheidet, sollte sich überlegen, mit benachbarten Landwirtinnen oder Landwirten zu kooperieren, um Vesperkörbe mit vielfältigen Produkten wie etwa Nudeln, Wein, Schinken, Brot oder Honig anbieten zu können.
Wenn kein Hofladen vorhanden ist oder eigene Erzeugnisse an jedem Tag rund um die Uhr verkauft werden sollen, sind Automaten eine gute Alternative. Einige schafhaltende Betriebe kombinieren auch Direktvermarktung über den Hofladen sowie zeit- und personalunabhängig über Verkaufsautomaten. Auch hier ist es ratsam, sich mit anderen Betrieben zusammen zu schließen, um ein möglichst breites Sortiment zu haben.
Was spricht dagegen, einen leeren Stall im Sommer in ein Kino zu verwandeln? Nur wenige Schäfereien machen das schon. Als Kinosessel dienen große in der Höhe gestaffelte Strohballen. Die Filme werden mit einem Beamer auf Leinwand projiziert. Das Angebot reicht über regionale Filme und schafaffine Dokumentationen hin zu Mainstream-Filmen. Kino im Schafstall hat einen entscheidenden Vorteil: Es können Verköstigungen mit Lammfleisch, zum Beispiel als Lamm-Burger, angeboten werden. Auch Schafschurtage, zu denen die Öffentlichkeit eingeladen wird, sind eine gute Gelegenheit, feine Lammfleisch-Leckerbissen zu verkaufen.
Der Albschäferweg ist bisher in Deutschland ein einzigartiges Verbundprojekt, das Tourismus, mehrere zusammenhängende Streckenwanderungen sowie Wissenswertes zur Schafhaltung bündelt. Er verläuft auf der Schwäbischen Alb, die schon immer eine Schäfer-Hochburg war. Die 160 Kilometer lange Rundwanderung ist in zehn Etappen aufgeteilt und führt an von Schafen geprägten charakteristischen Landschaften und größeren Schäfereien vorbei. Auf der Website des Albschäferweges listen sie ihre Erzeugnisse auf und profitieren gelegentlich von mehr Laufkundschaft.
Bundesweit gibt es zwar einige andere Schäferwege, allerdings nur in Form von Tageswanderungen. Auch sie liegen in traditionellen Schafzucht-Regionen, vermitteln Wissen, werben für die Schafhaltung und stellen Schäfereien vor. Beispiele sind der Schäferweg um die Stadt Hungen herum in Hessen, der Schäferweg in der Rhön oder eine Tagestour auf Schafspuren im baden-württembergischen Heckengäu.
Der Verkauf von Lammfleisch über Online-Shops erscheint auf den ersten Blick den Trends nach Regionalität und Lokalität entgegenzustehen. Trotzdem kann diese Vermarktungsform für manche schafhaltende Betriebe durchaus sinnvoll sein, wenn
Der Bundesverband Berufsschäfer e. V. betreibt bereits seit dem Jahr 2016 für seine Mitglieder die Online-Verkaufsplattform Genuss vom Schäfer. Derzeit nutzen sieben Schäfereien den Vorteil, nicht zwingend einen eigenen Web-Shop auf die Beine stellen zu müssen.
Bei der Online-Vermarktung von Lammfleisch besteht der Knackpunkt darin, dass Frischfleisch per Post verschickt werden muss. Mittlerweile gibt es auf dem Markt schon mehrere Verpackungsmöglichkeiten, die die notwendige, lückenlose Kühlung auf dem Versandweg garantieren. Die Schäfereien, die über "Genuss von Schäfer" Lammfleisch versenden, benutzen zum Beispiel eine Kühlbox von DHL.
Letzte Aktualisierung 16.05.2022