Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Atemwegserkrankungen zählen zu den bedeutendsten Krankheiten in der Rinderaufzucht und -mast. Nasenausfluss ist hierfür ein Signal. Durch Optimierung der Haltungsumwelt, Reduzierung von Stress und sorgfältige Tierbeobachtung lässt er sich vorbeugen.
Infektionen der Atemwege gehen mit Nasenausfluss, Tränenfluss, Speicheln und Fieber sowie einem Rückgang der Fresslust einher. Das Allgemeinbefinden ist gestört. Sichtbare Verhaltensweisen sind hängende Ohren und ausgestreckte Köpfe, um die Atmung zu erleichtern. In schweren Fällen zeigt das Rind eine erhöhte Atemfrequenz bis hin zu Maulatmung.
Genaue Beobachtung der Tiere hilft, erste Anzeichen schon früh zu erkennen. Der Nasenausfluss ist ein einfacher, in der Praxis leicht zu erhebender Indikator dafür, wie es um die Gesundheit von Nase, Rachen und Lunge steht. In der Beurteilung des Nasenausflusses sollten deshalb auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult werden.
Ein gesundes Rind hat ein leicht feuchtes, eher kühles Flotzmaul ohne deutlich sichtbare Sekretbildung. Normales Nasensekret ist klar und dünnflüssig. Rinder mit Atemwegsinfekten haben einen sichtbaren Nasenausfluss mit verändertem Sekret von klar und fadenziehend, über schleimig-mukös bis hin zu zähfließendem gelblichem Eiter bei bakteriellen Erkrankungen. Zeigt sich also Nasenausfluss, liegt eine Atemwegserkrankung vor.
Als rückwirkender Indikator für die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen im Rindermastbetrieb im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle dient die Behandlungsinzidenz, also die Anzahl der Erkrankungen in einem bestimmten Zeitraum.
Risikozeiten im Jahresverlauf können so entdeckt werden, denn anhand der Ausgaben für Behandlung und Medikamente lässt sich nachverfolgen, wann es zu Ausbrüchen von Rindergrippe kam. Dieser Verlauf kann helfen, kritische Zeiträume, etwa das Einstallen von Fressern, näher einzugrenzen und dann für die Zukunft geeignete Maßnahmen wie, in diesem Falle, das Separieren der zugekauften Kälber zu ergreifen.
Atemwegserkrankungen bei Rindern beginnen in der Kälberaufzucht und setzen sich oft jahreszeitenabhängig in der Rindermast fort.
Sie führen zu verringerten Gewichtszunahmen, einer verlängerten Mastdauer und oft bleibt die Lunge auch nach dem Abklingen der akuten Krankheitssymptome geschädigt und das Rind damit anfällig für weitere Krankheiten.
Die virale Erkrankung ebnet nicht selten den Weg für bakterielle Sekundärinfektionen mit bleibenden Schäden. Es gilt also, Symptome von Atemwegserkrankungen frühzeitig zu erkennen, um gezielt gegen das Krankheitsgeschehen vorgehen zu können.
Atemwegserkrankungen sind nicht nur ein Einzeltierproblem, sondern sie treten gehäuft bei mehreren Tieren einer Gruppe bis hin zum gesamten Bullen- oder Färsenmastbestand auf. Sie zählen zu den Faktorenkrankheiten.
Wenn viele Tiere der gleichen Art im gleichen Alter und in derselben Gewichtsklasse zusammengehalten werden, begünstigt dies das Auftreten von Faktorenerkrankungen.
Ungenügendes Stallklima mit zu geringer Frischluftrate und hoher Luftfeuchtigkeit begünstigen zusätzlich. Erschwerend kommt hinzu, dass Kälber mit einer unreifen Lunge geboren werden und die Lunge erst mit etwa einem Jahr ausgereift ist.
Die Stallhaltungsumwelt ist entscheidend für die Verbreitung von Atemwegserkrankungen. Eine hohe Besatzdichte und unzureichende Belüftung sind die größten Risikofaktoren für den Ausbruch von Atemwegserkrankungen, da Luftfeuchtigkeit ansteigt und die Keimdichte sich erhöht.
Im Umkehrschluss helfen eine moderate Belegung und eine gute Luftführung dabei, das Immunsystem und die Abwehrkräfte zu stärken. Erstrebenswert für den Mastbetrieb ist es auch, Aufzuchtkälber mit überprüftem Gesundheitsstatus zu kaufen. Möglichst gesunde Kälber aus möglichst wenigen Betrieben zuzukaufen, lautet das Motto. Es lohnt sich auch ein Gespräch mit dem Milchvieh- oder Mutterkuhbetrieb zu Impfungen gegen die Rindergrippe.
Auch sollte der Transport der Kälber möglichst schonend erfolgen, da Stress das Risiko für Infektionskrankheiten erhöht. Eine Rein-Raus-Belegung mindert den Infektionsdruck im Vergleich zur kontinuierlichen Stallbelegung. Neu zugekaufte Kälber für die Fresseraufzucht sollten zunächst in Quarantäne aufgestallt werden. Der Kontakt von jüngeren Kälbern mit älteren Mastrindern sollte vermeiden werden. Und: Kleine Gruppen vermindern das Infektionsrisiko zusätzlich.
Die Tierbeobachtung im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle auf Rindermastbetrieben ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme gegen Atemwegserkrankungen.
Wer es sich zur Routine macht, den Allgemeinzustand seiner Aufzuchtkälber, Mastfärsen und Mastbullen beim täglichen Kontrollgang auch auf Nasenausfluss und Atemfrequenz zu kontrollieren, wertet die wichtigsten Indikatoren für Atemwegserkrankungen aus.
Optimierung des Stallklimas und Reduzierung der Belegdichte tragen dazu bei, Infektionen der Atemwege weiter zu verringern.
Letzte Aktualisierung 18.07.2024