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Wer Masthühner hält, kann anhand vieler Indikatoren aus Management, Haltung, Fütterung und Gesundheit das Wohl der Tiere erfassen und bewerten.
Zur unternehmerischen Verantwortung gehört die Einschätzung des Tierwohls der eingestallten Tiere. Hierfür sind geeignete Indikatoren erforderlich, die mit vertretbarem Aufwand erhoben werden können. Durch die Minimierung von Stressfaktoren soll eine Umgebung geschaffen werden, in der die Masthühnchen bedarfsgerecht versorgt werden und ihr arteigenes Verhalten ausleben können. Das Ziel ist eine stetige Verbesserung der Haltungsumwelt.
Bestand, Stichprobe und Einzeltier
Indikatoren zur Überprüfung des Tierwohls, der Tiergesundheit und der Leistung können auf unterschiedliche Weise erfasst werden. Bei Mastgeflügel werden viele Parameter wie die täglichen Zunahmen, der Futter-und Wasserverbrauch oder die Tierverluste, als Bestandsdaten erhoben. Andere Indikatoren, wie zum Beispiel Fußballenveränderungen oder Lahmheiten, werden stichprobenmäßig an einigen zufällig ausgewählten Tieren erhoben. Das geschieht häufig nach einem bestimmten Schema. Wichtig bleibt aber auch in großen Beständen, das einzelne Tier im Blick zu haben. Deswegen sollten neben den täglichen Tierbeobachtungs-Durchgängen auch immer weitere Indikatoren in regelmäßigen Abständen im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle erfasst werden. Eine aufmerksame Tierbeobachtung ist die Basis für das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere und in der Folge für den betrieblichen Erfolg.
Bei den Indikatoren werden drei Gruppen unterschieden:
tierbezogene Indikatoren, ressourcenbezogene Indikatoren und managementbezogene Indikatoren. Jede dieser Indikatorengruppen hat unterschiedliche Stärken und Schwächen.
Mit tierbezogenen Indikatoren lassen sich Gesundheit und Verhalten der Tiere erfassen. Masthühnchen geben durch ihr Verhalten und ihren körperlichen Zustand Hinweise darauf, ob sie gesund sind und ob Haltung, Fütterung und Management in Ordnung sind. Indikatoren für mögliche Tierschutzprobleme bei Masthühnchen sind beispielsweise Lahmheiten als ein Indikator für eine eingeschränkte Gehfähigkeit durch Fersenhöckerveränderungen oder Fußballenveränderungen und Brusthautveränderungen als Indikatoren für entzündliche Hautveränderungen. Eine unzureichende Gewichtsentwicklung und fehlende Uniformität gilt zum Beispiel als Indikator für eine nicht bedarfsgerechte Fütterung. Verschmutzes Gefieder gibt Hinweise auf eine feuchte Eintreu, deren Ursache dann ermittelt werden müsste. Grundsätzlich gilt es, den Blick für das einzelne Tier schärfen.
Ressourcenbezogene Indikatoren beschreiben, welche Ressourcen der Tierhaltung zugrunde liegen. Dieses sind beispielsweise die Gestaltung der Haltungsumwelt im Stall und das Platzangebot.
Managementbezogene Indikatoren umfassen die kompletten Arbeits- und Managementabläufe in der Tierhaltung. Hierzu zählen zum Beispiel die Art und Häufigkeit der Einstreu, die Fütterungs- und Wassertechnik, das Lichtregime oder die Reinigung und Desinfektion.
Ressourcen- und managementbezogene Indikatoren werden im Allgemeinen durch die betriebliche Dokumentation erfasst und gemessen. Sie lassen sich daher leicht am PC auswerten und belegen.
Schwieriger ist allerdings der Rückschluss von den Managementdaten auf das Tierwohl des Einzeltieres. Deswegen empfiehlt es sich, die Erfassung von Managementmaßnahmen mit einem geeigneten tierbezogenen Indikator zu kombinieren Erst durch das Erfassen mehrerer Faktoren aus den unterschiedlichen Faktorengruppen ergibt sich ein ganzheitliches Bild des Tierwohls im Bestand.
Für Praktikerinnen und Praktiker gibt es mittlerweile mehrere konkrete Handlungsempfehlungen und Leitfäden für die Beurteilung des Tierwohls im eigenen Betrieb. Im Rahmen des Projekts Eigenkontrolle Tiergerechtheit (EikoTiGer) wurden unter Federführung des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) Indikatoren in 120 landwirtschaftlichen Betrieben auf ihre Praxistauglichkeit hin untersucht. Die Ergebnisse flossen in die KTBL-Publikation "Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis - Geflügel“ ein. Die folgenden Beispiele orientieren sich an dieser Publikation.
Beispiel: Lahmheiten
Lahmheiten weisen auf verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Gelenken hin. Auch eine zuchtbedingte veränderte Beinstellung kann hierzu führen. Lahmheiten sind in der Regel schmerzhaft für das Tier. Durch Schonung kommt es außerdem zu Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit und damit des Bewegungsradius, so dass mangelnde Futter-und Wasseraufnahme die Folge ist. Das vermehrte Liegen kann wiederum zu Schäden an der Brusthaut führen und damit zu weiteren Schmerzen und Einschränkungen. Mögliche Ursachen für Lahmheiten sind eine ungenügende Einstreu-, Luft- und Futterqualität. Lahmheiten geben darum eine gute Auskunft über die Haltungsumwelt von Mastgeflügel.
Lahmheiten sollten fortlaufend bei der täglichen Tierbeobachtung der Herde erfasst und am Ende des Durchgangs ausgewertet werden. Zusätzlich empfiehlt sich die Beurteilung einer Stichprobe von 50 Tieren in der letzten Lebenswoche. Bei der täglichen Kontrolle sollte der Stall mindestens vier Mal längs durchlaufen und alle Stallbereiche durchschritten werden. Erfasst werden alle Tiere, die in ihrer Fortbewegung stark eingeschränkt sind oder sich auf die Flügel stützen und separiert oder gemerzt werden. Das Ergebnis ergibt sich aus der Zahl der aufgrund von Lahmheit separierten oder gemerzten Tiere mal 100 geteilt durch die Gesamtzahl der untersuchten Tiere.
Beispiel: Fußballenveränderungen
Wenn die Fußballenhaut durch ungenügende, ungeeignete oder feuchte Einstreu ständig überbeansprucht wird, verhornen die Fuß- und Zehenballen der Masthühnchen. Im weiteren Verlauf können tiefe Hautschäden (Läsionen) entstehen. Solche Hautschäden sind Eintrittspforten für Keime. Wenn sie sich entzünden, bilden sich schmerzhafte Geschwüre. In diesem Stadium bewegen sich die Masthähnchen nur noch wenig, sitzen oder liegen auf der Brust, wo es dann ebenso zu Geschwüren kommen kann. Die Einstreuqualität ist also ein entscheidender Faktor für die Entstehung von Fußballenveränderungen und Pododermatitis. Beeinflusst wird sie durch die Einstreuart, die Besatzdichte, die Fütterung und das Mikroklima im Stall. Aber auch der Genetik, dem Geschlecht und dem Alter der Tiere wird ein Einfluss nachgesagt. Das Beurteilen der Fußballen ist demnach ein guter Indikator für die Haltungsumwelt.
Zur Früherkennung sollte eine Überprüfung am Ende der zweiten Lebenswoche auf dem Praxisbetrieb erfolgen. Schlachttierbefunde ergänzen die eigene Erhebung. Falls am Schlachthof keine Fußballenveränderungen erfasst werden, sollte eine weitere Überprüfung im Betrieb am Ende der Mast erfolgen. Für die Untersuchungen werden 50 Masthühnchen je Herde möglichst zufällig aus dem vorderen, mittleren und hinteren Stallbereich entnommen. Dann werden beide Füße auf Veränderungen der Fußballen untersucht. Die Bonitur erfolgt nach Abstufungen der Veränderung durch Verhornung, Läsionen und Geschwüre. Das Ergebnis ergibt sich aus der Zahl der Tiere von erster oder zweiter Bonitur mal 100, geteilt durch die Gesamtzahl der untersuchten Tiere.
Letzte Aktualisierung 09.07.2021