Vermarktungsprogramme für Masthühner Vermarktungsprogramme für Masthühner

Vermarktungsprogramme für Masthühner

Tierwohl lässt sich als Qualitätskriterium in der Vermarktung nutzen. Die Teilnahme an speziellen Programmen und die Nutzung von Labels helfen dabei.

Lohnt sich der Einstieg in mehr Tierwohl für meinen Betrieb? Diese Frage stellen sich derzeit viele. Für die Entscheidungsfindung ist es wichtig, die Kriterien der verschiedenen Programme zu vergleichen. Abgewogen werden muss auch, ob eine Umstellung, zum Beispiel auf ökologischen Landbau, sinnvoll für den Betrieb ist oder der Fokus auf die Tierhaltung gelegt wird. Konkret heißt das: Welche Anforderungen an Haltung und Fütterung werden in den unterschiedlichen Programmen gestellt? Wie erfolgt die Vermarktung? Welche Mehrerlöse können erzielt werden?

Kriterien für die Haltung von Masthühnern sind zum Beispiel:

  • das Platzangebot je Tier
  • Gruppen- und Bestandsobergrenzen
  • Pick- und Beschäftigungsmöglichkeiten
  • Strukturierung und Möblierung des Stalles
  • Verbot von gentechnisch veränderten Futtermitteln, GVO,
    und von synthetischen Aminosäuren
    und Gebot der Fütterung von heimischen Eiweißfuttermitteln
  • Mast, Schlachtung und Vermarktung in der Region
  • Besondere Hygiene- und Gesundheitsstandards
  • Vermehrte Tierschutzkontrollen/Audits

Im Folgenden wird ein Überblick über die bekanntesten und am meisten verbreiteten Tierwohl-Programme für Masthühnchen gegeben.

Programme mit Tierwohl-Kriterien für Masthühner (Auswahl)

Besonderheit: Haltungsform.de

Mit "Haltungsform.de“ ordnet die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH bereits bestehende Tierwohl-Standards vier Haltungsstufen zu:

  • Stufe 1: "Stallhaltung" entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen für Masthühnern in Deutschland. Die Haltung muss QS-zertifiziert sein.
  • Stufe 2: "Stallhaltung plus" bietet den Hühnern mehr Platz und Beschäftigung als gesetzlich vorgeschrieben.
  • Stufe 3: "Stallhaltung mit Außenklimabereich" bei maximal 25 kg/m² bzw. max. 29 kg/m² bei einem Stall mit Kaltscharrraum und mindestens zwei organische Beschäftigungsmaterialien aus veränderbarem und sich verbrauchendem Material je angefangener 150 m². (Beispiele: Eingangsstufe des Deutschen Tierschutzlabels, Nature & Respekt, Bauernliebe)
  • Stufe 4: "Premium" Stallhaltung mit Zugang zu Freigelände während mindestens 1/3 der Lebenszeit mit überwiegend bewachsener Fläche bei maximal 21 kg/m² und zusätzlicher Einstreu auf mindestens 1/3 der Stallfläche. (Beispiel: TSL-Premiumstufe)

Diese Einordnung soll Kunden und Kundinnen helfen, die Kriterien der schon bestehenden Siegel, die auch weiterhin auf der Packung zu finden sind, besser bewerten zu können. Informationen zum Siegel Haltungsform.de und zu den Kriterien und Mindestanforderungen sind hier.

Staatliches Tierwohlkennzeichen, EU-Tierschutzlabel und Europäische Masthuhn-Initiative

Ein staatliches Tierwohlkennzeichen wird derzeit vorbereitet. Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, ein europaweites Label für tierische Produkte einzuführen, die mit erhöhten Anforderungen an den Tierschutz produziert werden. Die EU-Mitgliedstaaten befürworten ein solches Label für Fleisch. Es soll ein europäischer Rechtsrahmen mit verbindlichen Kriterien erarbeitet werden. Schrittweise sollen alle Tierarten und der gesamte Produktionszyklus inklusive Transport und Schlachtung mit einbezogen werden.

Europäische Masthuhn-Initiative

Parallel zu den Bestrebungen auf politischer Ebene hat sich die Europäische Masthuhn-Initiative (Better Chicken Commitment) gebildet. 30 Tierschutzorganisationen wollen bis 2026 u. a. folgende Kriterien umgesetzt wissen:

  • die Nutzung langsamer wachsender Herkünfte
  • eine Besatzdichte von maximal 30 kg/m² 
  • den Einsatz von Sitzstangen und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten

Die Initiative wird von zahlreichen namhaften Unternehmen und Konzernen unterstützt.

Fazit

Für die Vermarktung von Masthühnern gibt es eine Vielzahl an Programmen, unabhängigen Siegeln, Herstellermarken sowie Handelsmarken. Bei einigen wird nach gesetzlichem Standard produziert, andere setzen auf mehr Tierwohl. Die meisten können einer der vier Haltungsstufen von haltungsform.de zugeordnet werden.

Entscheidend für die Wahl ist sicherlich auch, ob der Betrieb als Ganzes auf ökologischen Landbau umstellen möchte oder ob der Fokus auf der Tierhaltung liegt, wie etwa bei Neuland, bei der Initiative Tierwohl oder beim Siegel des Deutschen Tierschutzbundes.

Ein Kriterium kann auch die Förderung und betriebliche Begleitung sein. Bei den ökologischen Anbauverbänden und bei Neuland werden die Betriebe kontinuierlich beraten. Die Initiative Tierwohl garantiert den Geflügelmästern einen Preisaufschlag für die Haltungsform ab Stallhaltung plus (Stufe 2). Auch Neuland rechnet den Mehraufwand an.
Dagegen geht die Nutzung des Logos des Deutschen Tierschutzbundes nicht unbedingt mit einer separaten Vermarktung in einer eigenständigen Organisation einher.

Es lohnt sich, die Kriterienkataloge gründlich zu vergleichen, um zu entscheiden, was am besten zum jeweiligen Betrieb passt.

Letzte Aktualisierung 15.06.2021

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