Fischerei und Aquakultur in DeutschlandFischerei und Aquakultur in Deutschland

Fischerei und Aquakultur in Deutschland

Die Eigenproduktion der deutschen See- und Binnenfischerei deckt einen Anteil von rund 11 Prozent der Inlandsnachfrage, Importe haben somit die größte Bedeutung für die Versorgung des deutschen Marktes. Dennoch ist die deutsche Fischereiwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Fast 37.000 Menschen sind hier beschäftigt – in der Fischerei selbst, vor allem aber im Handel und in der Fischverarbeitung; mit einem Umsatz von insgesamt 16,7 Milliarden Euro pro Jahr.

In der Seefischerei unterscheidet man hierzulande zwischen Großer und Kleiner Hochseefischerei sowie der Küstenfischerei. In der deutschen Großen Hochseefischerei sind seit dem Sommer 2021 noch zwölf Fang- und Verarbeitungsschiffe mit über 500 BRZ im Einsatz.

BRZ = Bruttoraumzahl: Die Bruttoraumzahl ist eine dimensionslose Zahl, die die Bruttoregistertonne als Maß für die Gesamtgröße von Schiffen in der Schiffsvermessung ersetzt hat. Die BRZ ergibt sich aus dem gesamten umbauten Raum, multipliziert mit einem je nach Schiffstyp variierenden Faktor.

Die Flotte der deutschen Kutter- und Küstenfischer besteht aus 1.238 Fahrzeugen, von denen 994 kleiner als 12 Meter sind. 31 Fahrzeuge sind Muschel- und Spezialfahrzeuge (Stand 2021). Die deutsche Flotte stellt damit insgesamt drei Prozent der EU-Flotte.

Die deutsche Binnenfischerei unterteilt sich in die Seen- und Flussfischerei, die Aquakultur sowie die Angelfischerei. Die Aquakultur ist dabei sowohl nach Produktionsmenge als auch nach erzielten Erlösen der ertragreichste Sektor.

Die deutsche Küstenfischerei

Die küstennahe Fischerei in der Nord- und Ostsee wird mit kleineren Booten oder Kuttern ausgeübt. In der Anlandestatistik wird nicht zwischen Kleiner Hochsee- und Küstenfischerei differenziert: 2021 wurden in Deutschland insgesamt rund 36.000 Tonnen Fisch, Krebs- und Weichtiere angelandet, mit einem Erlös von etwa 59,7 Millionen Euro.

Tabelle: EU- und deutsche Quoten 2022 bei wichtigen Nordseebeständen (Auszug)

Bestand EU-Quote (Angaben in Tonnen) Deutsche Quote (Angaben in Tonnen) Veränderung Deutsche Quote zum Vorjahr (Angaben in Prozent)
Hering 180.661 41.147 22
Scholle 56.280 4.539 -10
Seelachs 16.439 4.307 -25
Schellfisch 6.159 1.268 +1
Kabeljau 5.060 1.236 -2

Tabelle: EU- und deutsche Quoten 2022 bei wichtigen Ostseebeständen (Auszug)

Bestand EU-Quote (Angaben in Tonnen) Deutsche Quote (Angaben in Tonnen) Veränderung Deutsche Quote zum Vorjahr (Angaben in Prozent)
Hering, östl. Ostsee 53.653 313 -45
Hering, westl. Ostsee 788 435 -50
Scholle 9.050 720 +25
Dorsch, östl. Ostsee 595 54 0
Dorsch, westl. Ostsee 489 104 -88

Spannungsfeld Ökologie und Ökonomie

Ferner befindet sich die Fischerei im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie. Ein Schwerpunkt der künftigen Förderung wird in der Erforschung/Erprobung alternativer und Beifang ärmerer Fanggeräte sein sowie der Unterstützung von Vorhaben, die den Schutz von Meeresbiodiversität und Meeresökosystemen in Zusammenarbeit mit Fischern zum Ziel haben.

Die Lösung des Konfliktes zwischen Fischerei und Naturschutz ist insbesondere für die Küstenfischerei von besonderer Bedeutung, da ein großer Teil der deutschen Küstengewässer als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen ist und aufgrund des eingeschränkten Fahrtbereichs der Fahrzeuge keine Ausweichmöglichkeiten bestehen. Fischereiliche Maßnahmen in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) können allerdings nur auf europäischer Ebene realisiert werden, da hier die EU-Kommission alleinige Regelungskompetenz hat.

Die deutsche Fluss- und Seenfischerei

Die Seen- und Flussfischerei ist die erwerbsmäßig ausgeübte Fischerei in oberirdischen Binnengewässern. Wichtige Aufgaben sind die Hege und Nutzung der Fischbestände gemäß den Fischereigesetzgebungen der Bundesländer. Die Seen- und Flussfischerei hat hierzulande nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung.

Laut Jahresbericht zur Deutschen Binnenfischerei und Binnenaquakultur 2020 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) umfasst dieser Wirtschaftszweig etwa 350 Haupterwerbsbetriebe – mit rückläufiger Tendenz – und 330 Nebenerwerbsbetriebe. Sie bewirtschaften in Deutschland etwa 225.000 Hektar Seen, Talsperren, Flüsse und Kanäle. Das entspricht rund einem Viertel der in Deutschland vorhandenen Wasserflächen.

Die Schwerpunkte sowohl hinsichtlich der fischereilich genutzten Gewässerflächen als auch der Anzahl der Fischereibetriebe liegen in den seenreichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Hauptregion der erwerbsmäßigen Seen- und Flussfischerei Deutschlands ist Brandenburg. Mit 1.097 Tonnen kommt nahezu die Hälfte der gesamten Anlandungen aus diesem Bundesland (insgesamt rund 2.300 Tonnen, Stand 2020). Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass vom Gesamtfang aus Brandenburger Gewässern nur etwa ein Viertel als Speisefisch beziehungsweise Satzfisch, der weitaus überwiegende Teil jedoch als Futterfisch vermarktet wurden.

Der überwiegende Teil der durch Erwerbsfischer bewirtschafteten Flächen wird gleichzeitig auch angelfischereilich genutzt. Es gibt 1,6 Millionen Besitzer von Fischereischeinen, die damit die im überwiegenden Teil der Bundesländer erforderliche Voraussetzung zur Ausübung des Angelns in Binnengewässern besitzen.

Schwierige Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für die Erwerbsfischerei auf deutschen Seen und Flüssen werden seit längerem als problematisch beschrieben. Das hat zu einer wirtschaftlich sehr angespannten Situation der meisten Unternehmen sowie zu Betriebsaufgaben geführt. In den Ruhestand tretende Betriebsinhaber finden kaum nach Nachfolger.

Neben dem anhaltenden Kormoranproblem erschweren naturschutzrechtliche Regelungen und Einschränkungen wie zum Beispiel Bewirtschaftungs- oder Besatzverbote massiv die Fischerei. Konflikte treten speziell im Zusammenhang mit Managementplanungen in Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH-Richtlinie) auf, wo Einschränkungen in der fischereilichen Gewässernutzung zum Beispiel durch Ausgrenzung von Teilflächen oder Beschränkungen des Fanggeräteeinsatzes gefordert werden. Hinzu kommen Konflikte mit der intensiven Gewässernutzung anderer Interessenbereiche wie Schifffahrt, Freizeitaktivitäten/Tourismus, Energiegewinnung durch Wasserkraft und Entnahme von Kühlwasser.
Exemplarisch für die problematische Situation und Perspektive der Erwerbsfischerei ist auch die Entwicklung am größten deutschen Binnensee, dem Bodensee. In der Priorisierung verschiedener Schutz- und Nutzungsinteressen wie Tourismus, Trinkwasserbereitstellung oder Umweltschutz hat die Fischerei eine sehr schwache Position. Nach bereits länger andauernden starken Ertragsrückgängen in Folge des sinkenden Nährstoffgehalts sind die Fänge in den letzten Jahren nochmals stark abgesackt und haben den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren erreicht.

Aquakultur in Deutschland

Unter Aquakultur versteht man die Vermehrung und Aufzucht von im Wasser vorkommenden Organismen in einer kontrollierten oder besonders ausgewählten Umgebung. Die Ursprünge der Aquakultur sind in der Teichwirtschaft zu sehen, die in Deutschland eine lange Tradition hat, begünstigt durch geografische Gegebenheiten (Mittelgebirgslagen) und Wasserreichtum.

Auch heute dominieren hierzulande Teichwirtschaften, in denen überwiegend Regenbogenforellen und Karpfen erzeugt werden. Die Haltungssysteme in der Teichwirtschaft sind vielfältig und reichen von Natur- und Erdteichen bis hin zu künstlichen Rinnen und Beckenanlagen, in denen die Tiere mit ausreichend Sauerstoff und qualitativ hochwertigem Futter versorgt werden.

Die Fischzucht ist in Kreislaufanlagen auch Standort unabhängig möglich. Das für die Fischzucht genutzte Wasser wird biologisch und mechanisch aufbereitet und wiederverwendet, fehlende Stoffe, wie etwa Sauerstoff und Wärme, wieder hinzugefügt.

Diese technisch anspruchsvolle Haltungsform erlaubt eine ganzjährige Marktplatzierung von Frischfisch unter kontrollierten Bedingungen und gleichbleibender Qualität, kommt jedoch nur für hochpreisige Warmwasserfische, wie zum Beispiel Aal, Wels, Stör und Steinbutt, infrage.

Nach Angabe des Statistischen Bundesamts gab es 2021 in Deutschland 2.233 Betriebe der Aquakultur. Sie erzeugten 5.786 Tonnen Regenbogenforellen, 4.610 Tonnen vom Gemeinen Karpfen und 1.926 Tonnen Lachsforellen. Sowohl die Karpfen- als auch die Forellenproduktion ist in den letzten fünf Jahren relativ konstant geblieben. Darüber hinaus wurden unter anderem erzeugt: 1.714 Tonnen Elsässer Saibling, 1.160 Tonnen Europäischer Aal, 807 Tonnen Afrikanischer Raubwels und 85 Tonnen Rogen/Kaviar.

Aquakultur in Deutschland stagniert

Global betrachtet, hatte die Aquakultur in den letzten zehn Jahren zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen, hierzulande stagniert sie. Eine Reihe rechtlicher Bestimmungen, die die Ausübung der Binnenfischerei und der Fischaufzucht berühren, hemmen deren Entwicklung in Deutschland. Die EU-Vorschriften zum Natur- und Artenschutz und zur Wassernutzung besitzen eine hohe Komplexität und werden regional unterschiedlich ausgelegt. Sie erschweren und verhindern die Erweiterung und Neugründung von Betrieben ebenso wie nationale Bestimmungen. Zunehmender Bürokratieaufwand beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der zumeist relativ kleinen, handwerklich strukturierten Betriebe. Es ist aus Umweltschutzgründen nahezu unmöglich, eine Genehmigung für neue Teichanlagen zu erhalten.

Letzte Aktualisierung 24.02.2023

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