Hitzestress im Sauenstall vermeiden Hitzestress im Sauenstall vermeiden

Hitzestress im Sauenstall vermeiden

Es gibt verschiedene grundsätzliche Punkte, an denen Sauenhalter ansetzen können, um ihren Tieren heiße Sommertemperaturen zu erleichtern.

Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, stehen schweinehaltenden Betriebe regelmäßig vor der Herausforderung, dass sie ihre Tiere vor Hitzestress bewahren müssen. Denn bereits ab einer Außentemperatur von 25 Grad Celsius wird es für Schweine kritisch. Ihre Atemfrequenz steigt und sie benötigen Abkühlung. Außerdem saufen die Tiere dann mehr und fressen weniger. Länger anhaltende Hitze kann zu Kreislaufproblemen führen. Insbesondere in der Ferkelaufzucht besteht die Gefahr von Durchfall. Außerdem nehmen die Ferkel schlechter zu.

Bei Sauen und Ebern werden häufig schlechtere Reproduktionsleistungen beobachtet (verzögerte Rausche, Stillbrunst und Absterben von Embryonen bei Sauen, schlechtere Spermaqualität und verminderte Sprunglust bei Ebern). Umso wichtiger ist es bereits bei der Planung von Schweineställen an deren Kühlung zu denken und alle begleitenden Faktoren zu optimieren.

Sauenstall: Auswirkung der Hitze

Saugferkel

Erdrückungsverluste steigen

Reduzierte Absetzgewichte

Zuchtsauen

Futteraufnahme nimmt ab

Reduzierte Ovulation

Umrauschen

Kleine Würfe

Zuchteber

Spermaqualität sinkt

Quelle: Wilfried Brede, Vortrag "Hitzestress bei Scheinen vermeiden, eventuelle Probleme erkennen und zielorientiert lösen" am 2. Juni 2021, Online-Veranstaltung des Netzwerk Fokus Tierwohl

1. Beschattung des Stalles prüfen

Direkte Sonneneinstrahlung führt zu einer starken Aufheizung des Stalls. Mit folgenden Maßnahmen kann ein Großteil der Wärme draußen gehalten werden:

  • Stall in Nord/Süd-Richtung ausrichten - die Mittagssonne scheint dann nicht direkt auf eine Dachseite und das Gebäude heizt sich weniger stark auf.
  • Dachüberstand von 60 bis 80 Zentimetern einplanen – gerade bei großen Fensterflächen schützt er die Schweine vor direkter Sonneneinstrahlung.
  • Jalousien, Milchglas, dünne Isolierplatten oder Verdunklungsfolien vor den Fensterscheiben anbringen - sie lassen weniger Sonnenstrahlen hindurch.
  • Hecken oder Laubbäume entlang der Sonnenseite des Stalls spenden Schatten und halten direkte Sonneneinstrahlung vom Stall fern.
  • Auch die Stalltüren sollten im Sommer geschlossen bleiben, damit Außenwärme langsamer in den Stall eindringt.

2. Wärmedämmung verbessern

Die effektivste Maßnahme zur Kühlung eines Schweinestalles ist eine gute Wärmedämmung:

  • Dach und Decken sorgfältig isolieren. Dadurch erwärmt sich der Stall weniger stark. Der Wärmedurchgangskoeffizient (Wärmedämmwert, U-Wert) der Stalldecke sollte kleiner als 0,25 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K) sein.
  • Dicke Außenmauern setzen. Wände von mindestens zehn Zentimetern isolieren gut, das Gebäude bleibt deutlich länger kühl.
  • Folgende Mindestanforderungen zum Wärmeschutz (U-Wert) der Stallkonstruktionselemente gelten: Außenwände: 0,40 W/m²K, Stalldecke: 0,35 W/m²K 3), Außenfenster: 1,30 W/m²K, Außentüren: 1,00 W/m²K.
  • Dämmmaterial mit einer guten Wirksamkeit der Wärmedämmung verwenden. Gut geeignet sind Polyurethanschaum (WLG 0,25 – 0,28), Polystyrol (WLG 0,32- 0,35) und extrudierter Polystyrol-Hartschaum (WLG 0,30 -0,35) in einer ausreichenden Stärke.

Bauliche Maßnahmen zur Vermeidung von Wärmeeinträgen

  • Beschattung des Stalles und der Zulufteinlässe
  • Dach- und Wandbegrünung
  • Helle Dacheindeckung
  • Dämmung von Dach und Decke
  • Wandflächen mit niedrigen Wärmedurchgangswerten
  • Ausrichtung des Stalles in Nord-Süd-Richtung
  • Dachüberstand
  • Planung der Zuluftführung
  • Möglichkeiten zur Verdunklung der Fensterfläche (zum Beispiel Jalousien)

3. Lüftungsanlage optimieren

Um die Auswirkungen von Hitzestress so gering wie möglich zu halten, ist eine penible Planung (und Umsetzung) der Stalllüftung notwendig:

  • Ausreichend dimensionierte Lüftungsanlage bereits beim Bau des Stalles planen.
  • Ansaugpunkt für die Frischluft in einen beschatteten Bereich legen, zum Beispiel an die Nord- oder Ostseite des Stalles. Dann wird kühlere Luft in den Stall gezogen.
  • Zur Verteilung der Luft ein für den jeweiligen Stall geeignetes Lüftungssystem wählen, damit die frische Luft auch wirklich am Kopf der Tiere ankommt.
  • Das Lüftungssystem gut planen und ausreichend groß dimensionieren, da sonst die Gefahr einer zu hohen Luftströmung im Stall besteht (Gefahr von Zugluft); Zugluft grundsätzlich vermeiden.
  • Fehlluftströmungen vermeiden
  • Einstellungen der Klimacomputer kontrollieren.
  • Lüfter regelmäßig auf ihr korrektes Arbeiten kontrollieren, jeden Ausfall sofort beheben.
  • Fehlerquellen und Fehllüftungen im Lüftungssystem aufspüren und beheben.
  • Fachberatung in Anspruch nehmen.

4. Zu- und Abluftkanäle sauber halten

Wichtig ist die regelmäßige Reinigung der Lüftungsanlage (Zu- und Abluftkanäle, Vorfilter). Denn durch abgelagerten Staub verengen sich die Querschnitte der Luftkanäle und die Gitter der Ventilatoren und die Lüftungsanlage büßt an Leistung ein.

5. Kühle Liegeflächen

Um ihre Körperwärme genügend ableiten zu können, benötigen Schweine vor allem kühle Liegeflächen. In der Natur nutzen sie hierzu alle Möglichkeiten einer Suhle; im Stall suchen die Tiere nach kühlenden Untergründen, auf die sie sich legen können, zum Beispiel Gussroste oder Beton. Deshalb sollten auch in Abteilen, die mit Stroh eingestreut werden, immer einige Bereiche ausgespart bleiben und den Schweinen der Kontakt zu kühlem Boden ermöglicht werden.

6. Schattenplätze in der Freilandhaltung

Werden Schweine im Freiland gehalten, benötigen sie zum Schutz vor Hitze ausreichend Schattenplätze. Diese Funktion übernehmen beispielsweise Bäume und Hecken oder auch Unterstände. Sie sollten aus Aluminium oder Stahl bestehen, damit sie das Sonnenlicht möglichst gut reflektieren. Bewährt haben sich ein weißer Anstrich und das Abdecken mit Ästen oder reflektierender Folie.

7. Wasserversorgung – ausreichend frisches Wasser

Um bei Hitze die innere Temperatur halten zu können, erhöhen Schweine ihre Wasseraufnahme. Deshalb spielt der ständige uneingeschränkte Zugang zu frischem Wasser eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Schweinen die Hitze erträglich zu machen, unter anderem mit folgenden Maßnahmen:

  • Ausreichend Trinkwasser anbieten; der tägliche Wasserbedarf eines Schweines liegt bei circa 10 Prozent seines Körpergewichtes.
  • Auf optimale Wasserqualität achten, nur frisches und sauberes Trinkwasser reichen.
  • Kühles Wasser geben. Die Temperatur des Trinkwassers sollte wenigstens einige Grad unter der Umgebungstemperatur liegen. Die optimale Temperatur des Tränkwassers beträgt 10 bis 15 Grad Celsius. 
  • Durchflussrate der Tränken kontrollieren und gegebenenfalls optimieren. Tragende Sauen benötigen eine Durchflussrate von 2,0 bis 2,5 Litern pro Minute, bei säugenden Sauen beträgt sie 3,0 bis 3,5 Liter pro Minute. Für Saugferkel wird die Durchflussrate mit 0,3 bis 0,5 Litern pro Minute angegeben. Dabei soll der Wasserdruck maximal 2,5 bar betragen.
  • Zusätzliches Wasser zur Verfügung stellen, zum Beispiel mit einem Schlauch in den Trog geben.
  • Die Wasseraufnahme mit einer Wasseruhr regelmäßig überwachen.
  • Auf ein optimales Tier-Tränke-Verhältnis achten: In der Gruppenhaltung sollten sich maximal vier Sauen eine Tränke teilen. Bei Ferkeln sollte das Verhältnis maximal bei 7:1 liegen.
  • Bei Flüssigfütterung das Wasser-Futter-Verhältnis ausweiten und den Trockensubstanzgehalt um ein bis zwei Prozent senken.

8. Futterversorgung

Schweine vermindern die Verdauungswärme, indem sie die Futteraufnahme absenken. Damit die Tiere auch an heißen Sommertagen genügend Energie aufnehmen, helfen folgende Maßnahmen:

  • Fütterungszeiten an heißen Tagen intelligent anpassen: Um die Futteraufnahme der Tiere zu steigern (oder zu sichern), kann es sinnvoll sein, die Fütterungszeiten in die frühen Morgenstunden oder in die späten Abendstunden zu verlegen, wenn die Umgebungstemperatur niedriger ist.
  • Tagesration auf mehrere kleine Einzelportionen aufteilen, auch um das Verderben des Futters zu vermeiden.
  • Schmackhaftes, sauberes und gut verdauliches Futter anbieten. Futter gegebenenfalls anfeuchten.
  • Energiekonzentration der Ration erhöhen (um eine geringere Futteraufnahme energetisch auszugleichen).
  • Rohproteingehalt im Futter reduzieren, Stärkeanteil durch Fett als Energiequelle ersetzen und Rohfasergehalte absenken, um unnötige Verdauungswärme zu vermeiden.
  • Die Darmflora mit Hilfe von Futterzusätzen stabilisieren, für ein ausgeglichenes Troghygiene sehr ernst nehmen

Besonders in der warmen Jahreszeit ist die Troghygiene im Stall von entscheidender Bedeutung: 

  • Die Tröge täglich von Futterresten reinigen.
  • Flüssigfütterungen mehrmals täglich durchspülen, um das Wachstum von Hefen und Schimmel in den Leitungen zu verhindern.

9. Ruhe im Stall

Jede Aktivität, mit der die Ruhe der Schweine im unterbrochen wird, führt bei den Tieren zu einer zusätzlichen Wärmeproduktion. Deshalb sollten alle Routinearbeiten am Tier – zum Beispiel das Umstallen oder Impfen früh am Morgen oder spät abends erfolgen, wenn es draußen noch kühler ist. Vor allem in den frühen Nachmittagsstunden, wenn die Hitze am größten ist, sollte Aufregung im Stall vermieden werden, um die Schweine zu schonen.


Mehr zum Thema auf nutztierhaltung.de:

Letzte Aktualisierung 23.07.2021

Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf

Beratung & Wissenstransfer

Entwaldungsfreie Produkte

Abgeholzte Fläche. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.

EUDR: Infos & Regelungen

Netzwerk Fokus Tierwohl

Logo des Netzwerks Fokus Tierwohl

Zu den Veranstaltungen

Nach oben
Nach oben