Rentable Schweinemast trotz hoher Futterkosten? Rentable Schweinemast trotz hoher Futterkosten?

Rentable Schweinemast trotz hoher Futterkosten?

Nicht nur die Energiepreise steigen, auch die Futterpreise haben sich drastisch erhöht. Die Futterkosten machen knapp 60 Prozent der Produktionskosten in der Schweinemast aus. Wie bleibt die Schweinemast unter diesen Bedingungen rentabel?

Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs waren die Futterpreise mit rund 25 Euro je Dezitonne Futter sehr hoch. Aktuell (Stand Sommer 2022) liegen die Kosten bei 35 Euro je Dezitonne Futter. Dieser Anstieg hat zur Folge, dass derzeit für ein Mastschwein Futterkosten von 100 Euro und mehr entstehen. Aufgrund der Dürre in Deutschland ist bei den Futterpreisen nicht mit einer deutlichen Entspannung aufgrund überdurchschnittlicher Ernten zu rechnen. Mit höheren Schlachterlösen können schweinehaltende Betriebe diesen Kostenanstieg auch nicht ausgleichen, denn der Schlachtschweinepreis steigt nicht analog zu den Futterkosten. Geringe Nachfrage durch die Pandemie-Folgen sowie die Afrikanische Schweinepest dämpfen derzeit noch den Absatz von Schweinefleisch.

Hohe Futterpreise: Wie bleibt die Schweinemast profitabel?

Die Mastställe einfach leer stehen zu lassen ist keine Lösung, denn der Ferkelerzeuger ist davon abhängig, dass der Mäster die anfallenden Ferkel auch abnimmt. In einer partnerschaftlichen Lieferbeziehung sollte es selbstverständlich sein, dass Mäster auch in schwierigen Zeiten Ferkel abnehmen, um den Sauenhalter zu stützen. Es gilt also, die Mast so ökonomisch wie möglich zu gestalten, damit sie auch in diesen schwierigen Zeiten rentabel ist.

Futterverwertung optimieren

Eine gute Futterverwertung gilt als maßgeblicher Erfolgsfaktor in der Schweinemast. Eine gute Futterverwertung erhöht zudem die Zahl der Umtriebe, Futter und Direktkosten je Schwein reduzieren sich. Hohe Tageszunahmen sind jetzt Pflicht, Mästerinnen und Mäster sollten das Leistungspotenzial der Schweine unbedingt ausschöpfen.

Ein einfaches Rechenbeispiel macht den Zusammenhang deutlich:

Benötigt ein Mastschwein 0,1 Kilogramm weniger Futter je Kilogramm Zuwachs, spart der Mäster rund 4 Euro je Tier, wenn das Futter 43 Euro je Dezitonne kostet.

Mit einer Mehrphasenfütterung gelingt eine optimale Anpassung der Energie- und Nährstoffversorgung an den eigentlichen Bedarf. So kann der Rohproteingehalt im Futter gegen Mastende gesenkt werden – auch das spart Geld. Abrupte Futterwechsel sind unbedingt zu vermeiden.

Eigenmischer sollten ihr Futter regelmäßig auf den Futterwert untersuchen lassen, um die Ration hinsichtlich Energie und Nährstoffzusammensetzung sicher berechnen zu können. Stichprobenartig ist dies auch bei zugekauftem Mischfutter sinnvoll. Auch die Sauenherkunft sowie die Eberauswahl haben einen Einfluss auf die Futterverwertung. Die Mästerinnen und Mäster sollten die Futterpläne auf die Herkünfte der Ferkel abstimmen, um abrupte Futterwechsel zu vermeiden.

Zu einer optimalen Fütterung zählt auch die bedarfsdeckende Wasserversorgung in guter Qualität.

Futterverluste reduzieren

Neben einer optimalen Futterzusammensetzung und -verwertung ist es auch wichtig, die Futterverluste so gering wie möglich zu halten. Eine große Rolle spielt hier die Futterhygiene. Es empfiehlt sich die gründliche und regelmäßige Reinigung der Futtertröge, damit sich keine schimmligen Futterreste oder gar ein Biofilm bilden. Die Schweine fressen das verdorbene Futter nicht und frisches Futter wird durch Kontakt mit den Resten verunreinigt.

Querstangen im Futtertrog hindern die Schweine daran, das Futter mit der Schnauze herauszuschaufeln. Sind Spalten unter den Futtertrögen, kann das Futter hindurchfallen und landet ungenutzt in der Gülle. Eine Gummimatte auf den Spalten schließt die Schlitze, genauso wie spezielle Leisten, die in die Schlitze gesteckt werden können.

Sind Schweine zu verladen bzw. verlassen sie den Hof, sollte die Fütterung bereits einige Stunden vorher abgestellt werden. Sonst nehmen die Tiere derzeit bares Geld in ihren Mägen mit.

Futterkomponenten auf den Prüfstand

Schweinehaltende Betriebe sollten die Komponenten im Futter auf ihren Geschmack, ihre nutritiven Eigenschaften sowie ihre Kosten kontrollieren und gegebenenfalls austauschen.

Beim Getreide ist Weizen mit Abstand das teuerste Futtermittel. Als Alternative sei hier der noch deutlich günstigere Roggen genannt, der anstelle von Weizen gefüttert werden kann. Versuche mit bis zu 70 Prozent Roggen belegen, dass hohe Mengen ohne Leistungseinbußen möglich sind. Roggen hat zudem auch viele ernährungsphysiologische Vorteile. Er sorgt für eine stärkere Dickdarmverdauung und fördert durch seinen hohen Anteil an Ballaststoffen das Sättigungsgefühl der Schweine.

Bei den Eiweißkomponenten ist Sojaschrot aktuell sehr teuer. Als Alternativen bieten sich Rapsprodukte an, oder Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen. Betriebe mit eigenem Anbau von Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen können diese Eiweißergänzung sinnvoll in der Schweinemast verwerten. Allerdings enthalten die Körnerleguminosen im Vergleich zu Sojaschrot weniger Rohprotein und schwefelhaltige Aminosäuren, weshalb dies über Mineralfutter auszugleichen ist. Aber auch die Aminosäuren haben sich enorm verteuert. Kosten zu sparen durch eine sehr proteinreduzierte Fütterung ist deshalb auch nicht möglich.

Hoher Gesundheitsstatus

Die Tiergesundheit ist ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor. In gesunden Beständen wachsen die Tiere weniger stark auseinander, dementsprechend gleichmäßiger sind die einzelnen Partien. Es gibt weniger Ausstallungstermine und die Ställe können eher wiederbelegt werden.

Gesunde Schweine verursachen auch weniger Tierarzt- und Arzneimittelkosten, die Tierverluste sind geringer und die Tiere entwickeln sich besser. Deshalb gilt es hier nicht an der falschen Stelle zu sparen, sondern eng mit dem Tierarzt zusammenzuarbeiten. Ein gesunder Schweinebestand hat auch weniger Tierverluste, was sich ebenfalls positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Impfungen gegen die relevantesten Schweinekrankheiten wie das Porzine respiratorische und reproduktive Syndrom (PRRS), das Porzine Circovirus (PCV2), Mykoplasmen sowie weitere wichtige Erreger tragen zu einer besseren Tiergesundheit bei.

Auch das Stallklima spielt eine wichtige Rolle: Ist es zu warm, fressen die Schweine nicht genug. Ist es zu kalt, benötigen die Schweine mehr Futter, um ihre Körpertemperatur zu halten.

Vermarktung optimieren

In der Vermarktung der Schlachtschweine liegt ebenfalls viel Optimierungspotenzial. Der Anteil übergewichtiger Tiere sollte möglichst klein sein, denn diese weisen eine schlechtere Futterverwertung und steigende Futterkosten auf, da sie einen höheren Erhaltungsbedarf haben. Speziell zum Mastende hin verwerten die Tiere das Futter schlechter.

Schweinehaltende Betriebe sollten den optimalen Gewichtskorridor je Vermarktungsschema so gut wie möglich treffen. Das Wiegen der Tiere ist daher jetzt umso wichtiger. Das dient der Zuwachskontrolle und auch dem Optimieren der Futterkurve. Als grobe Orientierung sollte ein Schlachtgewicht zwischen 88 bis 96 kg angepeilt werden. Über 100 kg Schlachtgewicht sollte derzeit niemand füttern. Bei einer Vermarktung nach Muskelfleischanteil sollten die Mästerinnen und Mäster unbedingt die Gewichtsgrenzen der Masken einhalten. Die Erlössituation ist allerdings betriebsindividuell zu sehen, da die Kosten für Ferkel und Futter für jeden Betrieb unterschiedlich sind. Zudem gibt es Unterschiede im Süden und Norden Deutschlands: Während im Süden traditionell schwerer gemästet wird, ist dies im Norden nicht der Fall.

    Letzte Aktualisierung 18.08.2022

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