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Schwanzbeißen bei Schweinen ist eine multifaktoriell bedingte Verhaltensstörung. Trotz präventiver Maßnahmen kann sie in konventionellen und alternativen Haltungsverfahren auftreten. Frühes Erkennen hilft Schlimmeres zu verhindern.
Caudophagie, in der Praxis bekannt unter dem Begriff Schwanzbeißen, ist eine Verhaltensstörung, die von vielen verschiedenen Faktoren hervorgerufen wird. In der Regel resultiert sie aus einer Überforderung der Tiere durch einen oder mehrere Stressfaktoren. Diese können im gesamten Haltungsspektrum zu finden sein und sich gegenseitig verstärken.
Weil so viele Faktoren zum Schwanzbeißen führen können, ist jeder Betrieb gefordert, die relevanten Auslöser selbst zu identifizieren und individuelle Lösungen zu erarbeiten.
Das Halten von Schweine mit intakten Schwänzen erfordert tägliche Tierkontrolle und zwar mehrmals täglich. Dafür sollten sich die betreuenden Personen Zeit nehmen können und im Hinblick auf das Verhalten der Tiere gut geschult sein. Zum Beispiel ist ein aufgestellter Ringelschwanz als positives Zeichen zu werten, ein hängender oder eingezogener Schwanz deutet dagegen auf Unwohlsein hin.
Wichtig ist es auch, ausreichend freie Stallplätze vorzuhalten, um Täter- oder Opfertiere rechtzeitig separieren zu können und gegebenenfalls frühstmöglich zu behandeln.
Die Verhaltensstörung Schwanzbeißen zeigt sich in drei verschiedenen Formen:
Am häufigsten kommt das sogenannte zweistufige Beißen vor. Dabei wird die erste Stufe noch als spielerisch bezeichnet. Erste Verletzungen der Haut führen dann aber oft zu intensiveren Beißvorgängen.
Das plötzliche und gewaltsame Beißen, bei dem es bereits bei der ersten Attacke zu Verletzungen kommt, wird eher bei Kämpfen beobachtet. Das tritt zum Beispiel bei Rangeleien um die besten Plätze am Trog oder um bevorzugte Liegeplätze auf.
Als zwanghaft gilt das Beißen, wenn einzelne Tiere über einen längeren Zeitraum immer wieder andere benagen.
Die Erfahrung zeigt, dass sich Schwanzbeißen oft ankündigt. Auch wenn der blutige Schwanz oder Schwanzstummel das sichtbarste Zeichen ist, steht er doch am Ende einer Kette von Vorfällen.
Daher ist es wichtig, dass Tierbetreuende erste Anzeichen für Langeweile, Beschäftigungsmangel oder unzureichende Versorgung mit Nährstoffen früh erkennen. Hängende oder gar eingeklemmte Schwänze sind oft schon ein untrügliches Anzeichen dafür, dass die Schweine sich nicht wohlfühlen und ihre Schwänze bereits zum Ziel von Artgenossen wurden.
Auch sollte man alarmiert sein, wenn Schweine sich zunehmend unruhiger verhalten. Versuchen sie Gegenstände, Buchtenwände oder Personen, die die Bucht betreten, zu manipulieren? "Bewühlen“ sie ihre Buchtengenossen und beschäftigen sich mit deren Ringelschwänzen? Ein Schwein, das sich hierbei hervortut, ist oft künftiges Tätertier.
In der Folge nehmen die Beißaktivitäten untereinander in der Regel zu, wobei neben Schwänzen auch Ohren in Visier geraten. Auch an der Haut können sich kleine Beißpunkte und zunehmend Kratzspuren finden.
Ein blanker Schwanz ist ein Warnzeichen, das nicht mehr übersehen werden darf!
Gegenseitiges Besaugen ist mitunter auch ein Hinweis auf Nährstoffdefizite.
Als Ersatz für das Erkundungsverhalten gilt das sogenannte "Belly-Nosing“, ein relativ grobes Massieren von Bauch und Flanken der Buchtenkollegen. Es kann als Vorstufe für das Schwanzbeißen betrachtet werden.
Und schließlich können auch besonders aggressiv geführte Rangordnungskämpfe oder Auseinandersetzungen um mangelnde Ressourcen und dadurch entstehende Verletzungen dem Schwanzbeißen vorausgehen.
Entscheidend ist es, bei ersten Hinweisen auf ein mögliches Auftreten von Schwanzbeißen schnell zu reagieren. Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter müssen handeln, sobald sie kleinste Anzeichen von Stress bei ihren Tieren bemerken. Je früher Stressfaktoren ausgeschaltet werden oder Tiere separiert werden, desto wahrscheinlicher kann Schwanzbeißen verhindert werden.
Alle betreuenden Personen müssen Bewusstsein für Stresssituationen, die zum Beispiel durch das Absetzen, Futterumstellungen, Umstallungen oder bei Krankheitseinbrüchen entstehen, entwickeln und diese so weit wie möglich abmildern. Wann immer es möglich ist, sollte auch auf Neugruppierungen verzichtet werden.
Letzte Aktualisierung 06.10.2023