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Um Nutztiere optimal mit Nährstoffen und Energie versorgen zu können, müssen sowohl der Bedarf der Tiere als auch die Inhaltsstoffe des eingesetzten Futters und deren Verdaulichkeit genau bekannt sein. In einem Teilvorhaben des Projekts "GrainUp" wurde die Protein- und Stärkeverdaulichkeit verschiedener Weizensorten bei Masthühnern getestet.
Wie kann heimisches Getreide und dessen Verarbeitungsprodukte in der Tierernährung so eingesetzt werden, dass die Tiere optimal mit Nährstoffen und Energie versorgt sind, ihr Leistungspotenzial maximal ausgenutzt wird und die Ausscheidungen von so genannten "umweltrelevanten" Verbindungen – zum Beispiel Stickstoff und Phosphor – minimiert werden? Die Antwort liegt in einer exakt am Bedarf der Tiere ausgerichteten Fütterung, bei der auch der Futterwert des eingesetzten Getreides und dessen Verdaulichkeit genau bekannt sind, und zwar sowohl für die jeweilige Getreideart als auch für die Getreidesorte.
An Daten, die den Futterwert von Getreidearten und -sorten genau charakterisieren, mangelte es lange Zeit. Deshalb beschäftigten sich Forschende verschiedener Fachrichtungen in dem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung geförderten Verbundprojekt "GrainUP" intensiv mit dem Sammeln derselben. Sie generierten Daten zum Futterwert relevanter Futtergetreide bei verschiedenen Nutztierarten sowie zu deren Energie-, Protein- und Phosphorverdaulichkeit.
Ein Teilprojekt von "GrainUP" widmete sich der Fütterung von Weizen an Masthühner. Sein Ziel war es, zuverlässiges Wissen über die Verdaulichkeit des Proteins und der Stärke verschiedener Weizensorten für die Ernährung von Masthühnern zusammenzutragen. Denn es ist bekannt, dass die Inhaltsstoffe des Weizenkorns innerhalb der verschiedenen Sorten stärker variieren, als dies bei anderen Getreidearten der Fall ist; Weizensorten unterscheiden sich je nach Genotyp, Anbauregion, Witterungsbedingungen und Nährstoffversorgung des Bodens zum Teil sehr deutlich voneinander.
So schwankt beispielsweise der Rohprotein-Gehalt zwischen 121 Gramm bis 162 Gramm pro Kilogramm Weizen. Des Weiteren weiß man aus früheren Untersuchungen, dass sowohl die Verdaulichkeit des Rohproteins im Allgemeinen als auch diejenige der einzelnen Aminosäuren in weizenbetonten Rationen für Geflügel noch verbesserungswürdig ist.
Folgende zwölf Weizensorten wurden im Projekt untersucht: Akteur, Adler, Event, JB Asano, Tommi, Brilliant, Pamier, Hermann, Tabasco, Skalmeje, KWS Erasmus und Frument. Darüber stand das Enzym Xylanase im Fokus. Die Forschenden wollten herausfinden, ob sich der Zusatz des Enzymes positiv auf die Verdaulichkeit des Weizens beim Masthuhn auswirkt. Das Enzym spaltet die so genannten Arabinoxylane (unverdauliche Bestandteile in den Zellwänden von Weizen) und könnte dazu beitragen, dass diese Inhaltsstoffe von den Masthühnern besser verwertet werden. Auch das Alter der Tiere und die Struktur des Futters (Weizenkörner oder geschroteter Weizen) wurden in den Versuchen berücksichtigt.
Alle Messungen erfolgten an männlichen Masthühnern. Die Tiere erhielten in den ersten 13 bis 14 Tagen handelsübliches Starterfutter und anschließend – über vier bis sieben Tage hinweg – das jeweilige Versuchsfutter mit der entsprechenden Weizensorte. Am letzten Versuchstag wurden alle Tiere unblutig getötet, einzeln gewogen und der Bauchraum eröffnet. Dann erfolgten die für den Test notwendigen Behandlungen und Untersuchungen des Darms beziehungsweise einzelner Darmabschnitte. Die Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen:
Die Messungen ergaben – wie vorher schon vermutet – signifikante Unterschiede bei den Weizensorten, und zwar sowohl in Bezug auf die Verdaulichkeit von Rohprotein als auch von Stärke.
Die geringste Rohprotein-Verdaulichkeit wiesen die Sorten Pamier und Frument auf (74 Prozent beziehungsweise 76 Prozent). Sie unterschieden sich signifikant von den meisten anderen getesteten Sorten. Die durchschnittliche Rohproteinverdaulichkeit (über alle Sorten hinweg) betrug 85 Prozent (Schwankungsbreite 74 bis 91 Prozent). Bei der Betrachtung der Verdaulichkeit der einzelnen Aminosäuren schnitt Methionin am besten ab (92 Prozent). Tryptophan war am schlechtesten verdaulich (82 Prozent). Signifikante Unterschiede in der Aminosäuren-Verdaulichkeit wurden bei den Sorten Brilliant und Event festgestellt, und zwar für sieben essenzielle Aminosäuren. Die Verdaulichkeit der Stärke lag im Mittel aller Sorten bei 94 Prozent (Schwankungsbreite zwischen 89 und 98 Prozent).
Beim Zusatz des Enzymes Xylanase wurde kein signifikanter Effekt auf die Verdaulichkeit des Weizenproteins verzeichnet. Ausnahme waren einzelne, niedrig verdauliche Aminosäuren, deren Verdaubarkeit sich bei Xylanasezulage verbesserte. Bei Stärke wurde ein signifikanter Einfluss des Enzymeinsatzes bei der Sorte Tommi gemessen (Verbesserung der Verdaulichkeit um drei Prozent).
Ein signifikant negativer Effekt ergab sich bei der Betrachtung des Alters der Tiere. Dies traf insbesondere auf die Verdaulichkeit der Aminosäuren Isoleucin, Leucin, Lysin und Methionin zu. Diese wurden von älteren Tieren (35 Tage alt) um bis zu 3 Prozent schlechter verdaut als von jüngeren Tieren (20 Tage alt). Auch bei den anderen Aminosäuren und beim Rohprotein allgemein zeigte sich mit steigendem Alter der Tiere ein negativer Trend bei der Verdaulichkeit.
Betrachtet man die Futterstruktur, wies geschroteter Weizen eine bessere Rohproteinverdaulichkeit auf (92 Prozent) als ganzer Weizen (87 Prozent). Auch die mittlere Aminosäureverdaulichkeit war bei ganzem Weizen niedriger als bei geschrotetem Weizen (89 Prozent versus 92 Prozent). Bei den einzelnen Aminosäuren kam es zu einer tendenziellen Verschlechterung der Verdaulichkeit um bis zu sieben Prozent.
Wer mehr über die Hintergründe und die Vorhaben des Verbundprojekts "Innovationsforschung zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung – GrainUp" erfahren und detaillierte Daten zu einzelnen Getreidegenotypen studieren möchte, kann sich auf der Projektseite der Uni Hohenheim eine Zusammenstellung der Ergebnisse herunterladen. Diese Zusammenstellung ist frei verfügbar. Sie enthält übrigens nicht nur Ergebnisse zum Futterwert der verschiedenen Getreidearten und -sorten, sondern stellt auch dar, welche Effekte die Aufbereitung des Futters auf die Tiergesundheit haben kann und wie sich Klimaveränderungen auf die Getreidequalität auswirken können.
Letzte Aktualisierung 22.09.2021