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Die Brunstsynchronisation der Sauen unter Einsatz des Hormons PMSG/eCG ist effektiv, steht aber in der Kritik. Geht es auch ohne PMSG?
Die Brunstsynchronisation ermöglicht das zeitnahe Abferkeln größerer Gruppen, die Lieferung großer Partien an Ferkeln an den Mastbetrieb und schließlich die Anlieferung einheitlicher Partien an die Schlachthöfe. In vielen großen Sauenbeständen hat daher eine hormonelle Brunstsynchronisation mit PMSG/eCG ihren festen Platz.
PMSG steht für Pregnant Mare Serum Gonadotropin, es bedeutet "Gonadotropin aus dem Blutserum trächtiger Stuten". Die neuere Bezeichnung lautet eCG (equines Chorion Gonadotropin).
PMSG/eCG ist ein Hormon, das eine Wirkung auf die Eierstöcke beim weiblichen Tier besitzt. Dieses Hormon ist Bestandteil eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels in der Brunstsynchronisation. Es dient der Stimulation des Follikelwachstums entweder nach dem Absetzen der Ferkel bei Altsauen oder bei Jungsauen im Anschluss an eine vorherige Zyklusblockade mit Altrenogest (ein Wirkstoff aus der Gruppe der Gestagene). Ziel ist das zeitgleiche Auftreten der Rausche und aller damit in Verbindung stehenden Vorgänge wie Eisprung, Besamung oder Geburt. Im Vergleich zu anderen Hormonpräparaten kann es nicht synthetisch hergestellt werden, weil die Struktur des Hormons kompliziert ist.
PMSG/eCG wird im Mutterkuchen bzw. der Plazenta produziert und aus dem Blut von trächtigen Stuten gewonnen. Hierfür sind wiederholte Blutentnahmen notwendig im Zeitraum vom 40. bis 140. Trächtigkeitstag.
Die wiederholte Blutentnahme stellt eine große körperliche und psychische Belastung für die trächtigen Stuten dar. Der Blutverlust schwächt die Stuten über ihre Grenzen. Außerdem findet die Gewinnung des Blutes oftmals in Ländern statt, in denen die Tierhaltung und der Umgang mit Tieren weniger gesetzlich geregelt ist als hierzulande. Süd- und Mittelamerika sind Hauptgebiete dieser Prozedur, aber auch in Europa gibt es diese Stutenfarmen. Der Umgang mit den Pferden ist meist tierschutzwidrig. Für die geborenen Fohlen gibt es keine Verwendung, weshalb die Trächtigkeit häufig abgebrochen wird, was mit zusätzlichen Schmerzen für die Stuten verbunden ist.
Die wiederholten Entnahmen sorgen bei den Stuten für Angst vor der Blutentnahme und können zu Schwäche bis hin zum Tod durch Erschöpfung führen. Das Hormon findet sich in sehr geringen Mengen auch im Urin, aber die Gewinnung ist unwirtschaftlich. Ein wichtiger Kritikpunkt ist auch, dass PMSG-Präparate nicht nach medizinischer Indikation eingesetzt werden, sondern der Optimierung des Betriebsablaufs dienen.
Der Verband der Schweizer Schweinezüchter Suisseporcs hat sich bereits Anfang 2022 zu einem Verbot des umstrittenen Hormonpräparats PMSG entschlossen.
Soll auf den umstrittenen Hormoneinsatz verzichtet werden, sind Alternativen gefragt. Sie kommen aus dem Bereich der Biotechnik und Zootechnik.
Unter Biotechnik versteht man die hormonelle Steuerung und Nutzung biologischer Systeme zur Beeinflussung des weiblichen Fortpflanzungsprozesses durch Brunst- oder Follikelstimulation. Hierfür gibt es synthetisch hergestellte Wirkstoffe wie Perforelin, Buserelin, Gonadorelin und Triptorelin. Diese Wirkstoffe stimulieren ebenfalls die Rausche und das Follikelwachstum und können den Eisprung auslösen. Behandlungs-und Besamungszeitpunkte sind unbedingt einzuhalten. Das betriebsindividuelle Vorgehen ist am besten mit dem Tierarzt zu besprechen.
Die Suche nach Alternativen zu PSMG/eCG und der Wissenstransfer zu diesem Thema ist auch Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz, die im Rahmen der Nutztierstrategie und hier im Bundesprogramm Nutztierhaltung gefördert werden. Arbeitsgruppen der Universitäten Gießen und Leipzig erforschen Alternativen zu PMSG/eCG und vermitteln ihr Wissen an die Praxis und Fachberatung. Die Ergebnisse dieser MuD Tierschutz-Vorhaben sind als Schulungsmaterialien erhältlich.
Auch zootechnische Maßnahmen wie Tierkontakt, Fütterung und eine optimierte Umgebung können Einfluss auf die Fruchtbarkeit nehmen.
Zu den zootechnischen Maßnahmen zählt beispielsweise die seit Anfang 2013 vorgeschriebene Gruppenhaltung von Sauen, die eine natürliche Angleichung der Sexualzyklen zwischen den Sauen begünstigt. Aber auch über die Fütterung kann Einfluss auf den Zyklus genommen werden. Außerdem können Lichtprogramme helfen, den Sexualzyklus der Sauen zu steuern.
Bei Jungsauen können zusätzlich Eingliederungsprogramme helfen. Die separate Aufstallung gibt den Jungsauen zunächst Zeit, sich an die neue Keimumgebung zu gewöhnen. Eine kurzfristige Umstallung mit Eberkontakt und Kontakt zu rauschenden Altsauen kann schließlich die Rausche bei den Jungsauen induzieren und synchronisieren.
Entscheidend für den Erfolg bei der Brunstsynchronisation bleiben die Beobachtungsgabe und die Erfahrung der Tierbetreuer und Tierbetreuerinnen.
Letzte Aktualisierung 09.09.2022