Um die Gewässer-, Umwelt- und Klimaprobleme in den Griff zu bekommen, hat Deutschland dieses Jahr erneut die Düngeverordnung verschärft. Hinzu kommen strenge EU-Vorgaben zur Minderung der Ammoniak-Emissionen. Landwirtinnen und Landwirte müssen also ab jetzt noch stärker dafür sorgen, die Nährstoffüberschüsse zu reduzieren, wenn sie nicht Gefahr laufen möchten, den Tierbestand abzustocken oder zusätzliche Flächen für die Ausbringung der eigenen Wirtschaftsdünger zupachten zu müssen.
Rohproteinabsenkung ist machbar
In der Milchviehfütterung steckt großes Potenzial, um die Stickstoffausscheidungen zu senken. Zu dem Ergebnis kommen verschiedene Studien der letzten Jahre. Aus Praxisuntersuchungen ist bekannt, dass viele Milchviehhalterinnen und -halter den tatsächlichen Rohproteinbedarf der Tiere aus Sicherheitsgründen meist überschreiten. Der durchschnittliche Gehalt an Rohprotein in den Rationen liegt nach Schätzungen der Universität Kiel auf vielen Betrieben bei 17 bis 18 Prozent. Fütterungsversuche zeigen jedoch, dass auch Rationen mit 15 bis maximal 16 Prozent Rohprotein ausreichen, um bestehende Milchleistungen und Qualitätsparameter aufrechtzuerhalten. Selbst Höchstleistungen von bis zu 12.000 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr sind mit einer reduzierten Rohproteinversorgung möglich. Bei hochleistenden Kühen müssen dann aber zusätzlich pansengeschützte Aminosäuren zugefüttert werden (siehe Infokasten). Eine weitere Absenkung des Rohproteingehalts auf 14 Prozent – auch unter Zugabe limitierender Aminosäuren – wird von den Experten jedoch nicht empfohlen. Wie Untersuchungen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Bayern zeigen, führten solch niedrige Rohproteingehalte zu einer Minderung der Futteraufnahme der Milchleistung.