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Mit Ziegen kann es zu Unfällen durch Hörner kommen. Ziegen verletzten Ziegen, Menschen oder sich selbst. Vorausschauende Planung bei Stallausstattung und Arbeitsabläufen beugt Unfällen in der Ziegenherde vor.
Kopf voran den Gegner rammen: das ist für Ziegen ein normales Verhalten, um Rangordnungen zu klären und Konflikte auszutragen. Doch nicht immer geht das glimpflich aus. Die Hörner sind nicht nur hart, sondern bei einigen Rassen auch spitz und gerade, so dass sie wie Dolche Stichverletzungen verursachen können. Wenn Ziegen ihre Hörner einsetzen, kann es zu Brüchen, Prellungen und Fleischwunden kommen. Ziegen können aber auch mit ihren Hörnern in Astgabeln oder an der Stallausstattung hängen bleiben und sich dadurch selbst verletzen. Für Arbeitskräfte wird es gefährlich, wenn sie zum Beispiel mit dem Kopf schlagen oder mit den Hörnern zu stoßen; zum Beispiel, wenn sie für bestimmte Arbeitsvorgänge festgehalten werden und sich befreien wollen.
Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) dokumentiert die gemeldeten Arbeitsunfälle. Verletzungen durch Ziegen kommen in der Statistik nur sehr selten vor. Von 61.578 meldepflichtigen Vorfällen im Jahr 2021, standen nur 21 im Zusammenhang mit Ziegenhaltung. 2020 waren es 23 Unfälle, 2019 immerhin 28, in den beiden Jahren davor 18 und 23; tödlich war keiner der Unfälle. Die Zahl der Unfälle mit Ziegen ist somit konstant niedrig, was auch damit begründbar ist, dass die Anzahl gehaltener Ziegen in Deutschland mit rund 150.000 gering ist.
In den Jahren 2020 und 2021 beinhaltet laut SVLG die Schilderung des Unfallhergangs für Arbeitsunfälle mit Ziegen nur jeweils in fünf Fällen das Horn der Tiere. Stoßen, Rempeln und Umrennen wurde häufiger genannt. Auch Ziegen unbehornter Rassen oder die hornlos gezüchtete Individuen behornter Rassen raufen und stoßen sich, Schädeldecke voran, den Weg frei.
Übrigens waren in den vergangenen Jahren weibliche Tiere etwa doppelt so oft die Verursacher wie männliche. Dies erklärt sich allerdings auch damit, dass Ziegenhalter über den Jahresverlauf betrachtet in der Regel auch mehr weibliche Tiere als männliche im Bestand haben.
Versichert sind bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft unter anderem Betriebsleitende, Angehörige und Angestellte von land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen im Haupt- und Nebenerwerb. Unfälle, die in reinen Ziegenhobbyhaltungen geschehen, sind in diesen Daten also nicht berücksichtigt.
Die Vorschriften für den Sicherheits- und Gesundheitsschutz (VSG) definieren die nötigen Maßnahmen zur Unfallverhütung. Sie sind für alle über die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Versicherten bindend. In der VSG 4.1 "Tierhaltung“ (VSG 4.1) sind auch die für Ziegenhalter wichtigen Punkte vermerkt.
In den Paragrafen 1 bis 5 ist unter anderem festgelegt, dass der Betrieb sicherstellen muss, dass die baulichen Anlagen und Einrichtungen so gestaltet sind, dass artgerechte und gefahrlose Tierhaltung möglich ist. Dem Zweck entsprechende Mittel zum Fixieren von Tieren müssen vorhanden sein; zum Beispiel ein Klauenpflege- oder ein Behandlungsstand. Kommt es zu Zwischenfällen mit Tieren, dann hat das Konsequenzen für den Verbleib dieses Tieres im Bestand:
VSG 4.1. §1 (2): Der Unternehmer hat Tiere, die sich aggressiv verhalten und damit eine potentielle Gefährdung darstellen, umgehend aus dem Bestand zu entfernen.
Den vorschriftsgemäßen Umgang mit Tieren beschreibt §6 (Auszüge):
Für einen sicheren Umgang mit Ziegen in einer professionellen, gewerblichen Tierhaltung wird manchmal unterschätzt wie wichtig fundierte Sachkunde für einen sicheren Umgang mit den Tieren ist. Tierbetreuer und -halterinnen sollten stets ruhig mit den Tieren umgehen. Sowohl in der mutterlosen als auch in der muttergebundenen Aufzucht gewöhnen sich Ziegen von klein auf an Menschen. Sie schauen sich von älteren Artgenossen das Verhalten gegenüber Menschen ab.
Verständnis dafür, wie Ziegen handeln und mit welchen Reaktionen der Tiere zu rechnen ist, fehlt vielen Unerfahrenen. Mitunter wehren sich Ziegen gegen nett gemeintes Streicheln, indem sie zappeln - vor allem, wenn sie festgehalten werden. Sie schlagen dann beispielsweise mit dem Kopf nach oben und können dabei sich, Kinder oder Erwachsene mit den Hörnern verletzen. Besucher von Streichelzoos oder Familien, die Urlaub auf dem Bauernhof machen, müssen also auf korrekte Verhaltensweisen gegenüber Ziegen hingewiesen werden.
Rangordnung gehört zu einer stabilen Ziegenherde, was Auseinandersetzungen innerhalb der Herde unvermeidbar macht. Diese verlaufen aber gefahrloser, wenn bei der Stalleinrichtung die Verhaltensweisen der Ziegen berücksichtigt werden. Es ist notwendig, dass die Tiere genügend Raum haben, um sich gegenseitig ausweichen zu können. Ecken, aus denen es kein Entweichen gibt oder schmale Durchgänge sind potenziell problematische Stellen im Stall. Sie werden zur Falle, wenn einzelne Ziegen anderen zeigen wollen, wer wo in der Hierarchie steht. Ausweichmöglichkeiten ergeben sich für die Tiere auch durch mehrere Ebenen im Stall. Schon über Bretter an den Wänden können sie einander in Ecken ausweichen, um nur ein Beispiel zu nennen
Erhöht angebrachte Bretter oder Podeste bieten neben Ausweich- und Klettermöglichkeiten auch Sichtschutz. Sind Liegeflächen auf verschiedenen Ebenen angeordnet, gibt das den Tieren die Möglichkeit, andere zu ignorieren. Rangniedere Tiere bekommen dadurch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
Wenn es genügend Tränkemöglichkeiten und Fressplätze gibt, muss kein Tier lange auf Wasser oder Futter warten. Zusätzliche Heuraufen bieten ständig genügend Nahrung. Das mindert den Stress durch Konkurrenz. Wichtig ist außerdem, dass die Tiere ihren Kopf an Fressgittern mühelos hindurch stecken und wieder herausziehen können - auch wenn sie Hörner tragen. So können sie auch schneller den Platz freimachen, wenn eine ranghöhere Ziege ihn einfordert.
Defekte Stalleinrichtung sollte man immer schnell entfernen oder reparieren. Freiliegende Nägel, gesplitterte Bretter oder herausstehende Schraubenköpfe oder gebrochene Metallstangen bergen Verletzungsrisiken für Tier und Mensch.
Besonders sensibel ist die Eingewöhnungsphase zugekaufter Ziegen. Grundsätzlich sollte die Integration in eine bestehende Herde nie in engen Ställen erfolgen. Der Vorgang selbst dauert unter Umständen mehrere Tage. Das ist abhängig davon, welchen Rang das Tier in seiner Herkunftsgruppe hatte und wie schnell es seinen Platz in der neuen Gruppe findet. Ausweichmöglichkeiten und viel Raum sind wichtig, denn für alle beteiligten Tiere, vor allem die neu hinzu gekommenen, bedeutet die Situation großen Stress. Unter Umständen fressen die Tiere in den ersten Tagen weniger und liegen mehr als üblich.
Auch die Rückkehr einer Ziege in die Gruppe, nachdem sie für eine Weile separiert war, kann Konflikte in der Herde auslösen. Es erleichtert ihnen die Rückkehr in ihr bisheriges Sozialgefüge, wenn sie für die Herde nicht ganz abwesend sind. Es hilft, wenn sich die Herdenmitglieder einander sehen, hören und riechen können, während sie getrennt gehalten werden.
Was für den Stall gilt, hat auch draußen Berechtigung: Auch eine Weide sollte man vorausschauend einrichten. Ziegen sind neugierig, fressen gerne Blätter und klettern gut. Sie hangeln durch Zaungatter nach fressbarem Grün, das außerhalb der Weide ist. Sie steigen unter Umständen über Zäune und sie erklimmen Bäume, zumal sie sehr trittsicher sind. Sie können dabei aber mit den Hörnern in Maschendraht, Weidenetz oder Astgabeln hängen bleiben und sich schwer verletzten. Neben dem sicheren Zaun, der die Weide begrenzt, können Absperrungen gut sein, die Bäume vor Ziegen und Ziegen vor Unfällen schützen.
Letzte Aktualisierung 04.11.2022