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Der eigentlichen Schweinemast sind verschiedene Produktionsschritte vorgeschaltet: Vor allem der Ferkelerzeugung und der Ferkelaufzucht kommen hier eine besondere Bedeutung zu.
Die Schweinehaltung ist stark spezialisiert. Der Schweinemast, in der die Schweine auf ihr Endgewicht gebracht werden, sind verschiedene Produktionsschritte vorgelagert: Die Zucht, die Sauenvermehrung, die Ferkelerzeugung und die Ferkelaufzucht. Viele Betriebe konzentrieren sich auf einen dieser Produktionsabschnitte.
Zuchtbetriebe liefern Zucht- und Jungsauen sowie Zuchteber. Die Zuchtarbeit in der Schweinezucht konzentriert sich überwiegend auf die Kreuzungs- und Hybridzucht, bei der unterschiedliche Rassen und Hybride verpaart werden. Dabei sollen die Vatertierlinien eine hohe Fleischfülle im Schinken, Kotelett, Schulter und Bauch aufweisen und vererben. Bei den Müttern der Sauenlinien stehen Eigenschaften im Vordergrund, die sich auf die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung sowie Widerstandsfähigkeit und Fleischqualität beziehen.
Es ist nicht erforderlich, dass Ferkelerzeuger eigene weibliche Nachkommen zur Nachzucht verwenden. Diese Aufgabe übernehmen die Jungsauenvermehrer. Allerdings gibt es auch Betriebe, die die sogenannte Eigenremontierung betreiben. Diese Sauenhalter selektieren einen Teil ihrer weiblichen Ferkel für die eigene Vermehrung. Der Zukauf entfällt dann.
In rund 5 090 Betrieben (Mai 2024) werden in Deutschland rund 1.393 000 Sauen (Destatis Mai 2025) gehalten. Auf den Ferkelerzeugungsbetrieben werden diese Sauen mindestens zweimal im Jahr besamt. Durchgeführt wird diese Besamung im Deckzentrum. Um den Zuchterfolg zu erhöhen, werden die Sauen für die Besamung kurzzeitig in Kastenständen gehalten. Anschließend leben sie in Gruppen im Wartebereich. Zuchtsauen sind etwa 115 Tage trächtig. Rund eine Woche vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin wird die Muttersau in die Abferkelbucht gebracht, wo sie die Jungen zur Welt bringt und maximal fünf Tage fixiert werden darf. Nachdem sie ihre Ferkel drei bis vier Wochen gesäugt hat, kommt die Sau wieder zurück ins Deckzentrum.
Der wirtschaftliche Erfolg der Ferkelerzeugung hängt vor allem von der Aufzuchtleistung der Zuchtsauen ab – das heißt vor allem von der Zahl der je Sau und Jahr aufgezogenen Ferkel. Ein Wurf umfasst heute im Schnitt 13 Ferkel. Bei rechnerisch 2,3 Würfen pro Sau und Jahr liegt die Aufzuchtleistung damit bei rund 31 Ferkeln je Sau und Jahr.
Drei Wochen nach der Geburt werden die Ferkel abgesetzt und wachsen von da an in Gruppen in einem speziellen Ferkelstall heran, dem sogenannten Flatdeck. Diese Aufzuchtphase findet meist in spezialisierten Ferkelaufzuchtbetrieben statt und dauert sechs bis acht Wochen. Anschließend – mit einem Alter von neun bis zehn Wochen und einem Gewicht von 25 bis 30 Kilogramm – werden die Aufzuchtferkel schließlich zu den Mastbetrieben gebracht.
Gut ein Drittel der etwa 24,7 Millionen Schweine in Deutschland sind Ferkel (bis 20 kg LG) und Zuchtsauen. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Mai 2021 rund 7,3 Millionen Ferkel und 1,6 Millionen Zuchtsauen in Deutschland.
Die 1,6 Millionen Zuchtsauen in Deutschland verteilten sich auf 6.400 Betriebe. Pro Betrieb sind das im Durchschnitt 256 Tiere. Es gibt regional allerdings große Unterschiede bei den Betriebsgrößen. So hält ein durchschnittlicher Betrieb in den alten Bundesländern 206 Zuchtsauen, einer in den neuen Bundesländern im Schnitt 802 – also ungefähr viermal so viel. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt, wo im Schnitt 1.273 Zuchtsauen je Betrieb gehalten werden.
Ein Viertel aller Betriebe in Deutschland haben Bestände mit mehr als 2.000 Zuchtsauen. Diese Betriebe halten rund 59 Prozent aller deutschen Zuchtsauen.
Die deutsche Ferkelerzeugung konzentriert sich – wie auch die Schweinemast – vor allem auf die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Hier werden 55 Prozent aller deutschen Ferkel gehalten. In Niedersachsen standen im Mai 2021 rund 30 Prozent der Ferkel, in Nordrhein-Westfalen rund 25 Prozent.
Von 2016 bis 2021 hat die Zahl der Zuchtsauen in Deutschland um etwa 280.000 bzw. 15 Prozent abgenommen. Die Zahl der sauenhaltenden Betriebe nahm im gleichen Zeitraum um 2.600 bzw. knapp 29 Prozent ab.
Diese Entwicklung verlief regional sehr unterschiedlich: Die stärksten Rückgänge gab es in den viehstarken Regionen Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. In den neuen Bundesländern hingegen gab es keine nennenswerten Veränderungen bei den Betriebszahlen und auch der Rückgang im Zuchtsauenbestand fiel in diesen Ländern vergleichsweise gering aus.
EU-weit gültige Vorschriften und Gesetze regeln, wie ein Stall in der Ferkelerzeugung ausgestaltet sein muss. In Deutschland werden diese Regelungen durch die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) mit dem entsprechenden Abschnitt über das Halten von Schweinen – die sogenannte Schweinehaltungsverordnung – umgesetzt. Die Verordnung regelt unter anderem, wie Ställe für Zuchtsauen und Ferkel in Deutschland einzurichten sind. Das heißt, wie viel Platz jedes Tier haben und wie der Boden beschaffen sein muss, welche Schadgaswerte maximal erreicht werden dürfen und wie viel Licht/Tageslicht in den Ställen vorhanden sein muss.
Der anhaltende Strukturwandel fordert die Ferkelerzeugungsbetriebe schon seit vielen Jahren. Der permanente Preisdruck sowie neue Auflagen erfordern eine regelmäßige Anpassung der Produktions- und Vermarktungsstrukturen. Hinzugekommen sind in den letzten Jahren neue gesellschaftliche Anforderungen. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher fordern zunehmend mehr Tier- und Umweltschutz in der Nutztierhaltung. So wurde beispielsweise die Haltung der Sauen in zu engen Kastenständen kritisiert und diskutiert. Um hier eine Verbesserung des Tierschutzes zu erreichen, hat der Bundesrat im Juli 2020 eine Neuregelung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verabschiedet. Die neuen Vorgaben werden bei zahlreichen Betrieben zu baulichen Veränderungen in den Ställen führen.
Zudem kamen in Sachen Ferkelkastration neue Herausforderungen auf die Landwirtinnen und Landwirte zu. Seit dem 1.1.2021 ist die betäubungslose Ferkelkastration verboten.
Viele Ferkelerzeugerinnen und -erzeuger stehen weiter vor der Herausforderung, ihre Haltungssysteme – und damit auch ihre Ställe – zu verändern. Und zwar so, dass sie auf der einen Seite tierfreundlich, umweltgerecht und klimaschonend sind, auf der anderen Seite jedoch wettbewerbsfähig bleiben.
Die ökologische Schweinehaltung in Deutschland ist noch eine Nische. Mit rund 31.100 Tonnen erreichte Öko-Schweinefleisch 2020 gerade mal einen Marktanteil von 0,6 Prozent. Es zeichnet sich im Öko-Bereich jedoch ein positiver Trend ab. Immer mehr große Lebensmittelketten steigen in die Vermarktung von Öko-Schweinefleisch ein, so dass sich auch die Preise in den letzten Jahren positiv entwickelten. Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Öko-Schweine nimmt daher seit 2016 zu und lag 2020 bei 163.000 Tieren. Die Anzahl ökologisch gehaltener Zuchtsauen hat im gleichen Zeitraum von 17.600 auf 21.000 Tier zugenommen. Das sind gut ein Prozent der Zuchtsauen insgesamt in Deutschland.
Die ökologische Schweinehaltung ist per Gesetz durch die EU-Öko-Verordnung geregelt. Öko-Ferkelerzeuger müssen weit höhere Anforderungen erfüllen als solche, die nach gesetzlichem Standard produzieren. So müssen die Sauen – außer während der Hochträchtigkeit und der Säugeperiode – in Gruppen gehalten werden. Außerdem ist ein Auslaufbereich vorgesehen. Das Halten von Ferkeln in Flatdecks oder Ferkelkäfigen ist verboten. Darüber hinaus ist eine Mindestsäugezeit von 40 Tagen vorgeschrieben.
Etwa die Hälfte aller Ökobetriebe ist Mitglied eines ökologischen Anbauverbands. Diese haben eigene Richtlinien mit zum Teil noch strengeren Anforderungen.
Mehr Infos zur ökologischen Schweinehaltung auf oekolandbau.de
Letzte Aktualisierung 11.04.2022