Wasserversorgung Wasserversorgung

Wasser als wichtigstes Futtermittel

Trinkwasser wird als das wichtigste Futtermittel bezeichnet. Die Qualität des Wassers und seine Verfügbarkeit haben entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mastschweine und müssen deshalb regelmäßig überprüft werden.

Mastschweine erbringen enorme Wachstumsleistungen. Für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden ist daher eine entsprechend bedarfsgerechte Fütterung notwendig. Genauso wichtig für den Stoffwechsel ist die Wasserversorgung. Qualitativ hochwertiges Wasser muss Mastschweinen zu jeder Zeit in uneingeschränkter Menge zur Verfügung stehen.

Durstige Tiere sind unruhig und neigen zu Verhaltensabweichungen.

Mängel in der Wasserversorgung führen zu Stress, der sich in Leistungseinbußen oder Verhaltensstörungen, wie zum Beispiel dem Schwanzbeißen, äußern kann. Doch auch ein Zuviel an Wasser sollte verhindert werden: In reizarmer Umgebung beschäftigen sich Schweine aufgrund ihres ausgeprägten Erkundungsverhalten oft spielerisch mit den Wassertränken. Das kann zu hohem Wasserverbrauch und rutschigen, nassen Böden rund um die Tränke führen. Spielgegenstände oder Futterraufen geben den Schweinen andere Beschäftigungsmöglichkeiten.

    Schweine sind Saugtrinker

    Anatomisch sind Schweine Saugtrinker. Sie tauchen ihre Schnauze so weit ins Wasser, dass die Nasenlöcher frei bleiben und saugen dann durchs Maul.

    Wassertröge und Beckentränken sind daher aus Verhaltenssicht zu bevorzugen. Schweine trinken im Gegensatz zu Rindern oder Pferden öfter und nur kleine Mengen Wasser.

    Trinkhäufigkeit und Trinkrhythmus hängen außerdem sehr davon ab, ob das Futter trocken, breiig oder flüssig angeboten wird und ob die Tiere frei zur Futterstelle gehen können oder rationiert gefüttert werden. Wenn Trockenfutter ad libitum gefüttert wird, dann wechseln die Schweine den Tag über häufig zwischen Futtertrog beziehungsweise Futterautomat und Tränke hin und her.

    Die Hauptfress- und Trinkzeiten liegen dabei morgens zwischen 6 und 9 Uhr und nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr. Bei rationierter Trocken- und Breifütterung folgt das Trinken der Futteraufnahme.

    Wasserbedarf ändert sich im Lauf der Mast

    Der freie Zugang zu Trinkwasser ist von großer ernährungsphysiologischer Bedeutung.

    Als Faustzahl gilt: Pro Kilo Trockensubstanz im Futter brauchen Schweine 4 Liter Wasser. Der Wasserbedarf für Schweine kann auf einen Liter Wasser je 10 kg Lebendgewicht grob veranschlagt werden.

    Aber: Jüngere Mastschweine unter 50 kg haben einen Wasserbedarf von 3 bis 6 Litern am Tag bei einer empfohlenen Durchflussmenge von 0,6 bis 1,0 Liter je Minute.

    Mastschweine zwischen 50 und 80 kg haben einen Wasserbedarf von 5 bis 8,5 Litern am Tag bei einer empfohlenen Durchflussmenge von 0,8 bis 1,2 Liter je Minute.

    Ältere Mastschweine zwischen 80 und 120 kg haben einen Wasserbedarf von 8,5 bis 11 Litern am Tag bei einer empfohlenen Durchflussmenge von 1,5 bis 1,8 Litern je min.

    Einfluss auf den Wasserverbrauch haben zusätzlich Temperatur, Luftfeuchte sowie Konstitution und Gesundheit der Tiere. Sommerhitze, Infektionskrankheiten oder Durchfall können den Wasserverbrauch also deutlich verändern.

    Einfluss von Stalleinrichtung und Tränketechnik

    In der Praxis sind sowohl Nippel- als auch Beckentränken verbreitet. Der Vorteil der Nippeltränken ist, dass es zu keiner Keimanreicherung kommt, weil überschüssiges Wasser abfließt. Beckentränken bieten den Schweinen dagegen das arttypische Trinken aus der offenen Wasserfläche.

    Für Großgruppen werden heute Tränkeinseln als Aktivitätspunkt empfohlen, die mehreren Schweinen gleichzeitig das Trinken ermöglichen.

    Schon beim Bau muss Augenmerk auf die Wahl von geeignetem Material für die Wasserrohre gelegt werden, alte Leitungen sollten ausgetauscht werden. Stichleitungen und blinde Ecken sind zu vermeiden.

    Vor allem bei Nippeltränken ist es wichtig, die Durchflussrate regelmäßig zu kontrollieren. Dies kann einfach mit Hilfe eines Messbechers und einer Stoppuhr gemacht werden. Um den Wasserverbrauch der Schweine dauerhaft zu messen, empfiehlt sich der Einbau von Wasseruhren für jedes Abteil. Nur so lässt sich ermitteln, ob die Schweine auch genügend trinken.

    Positionierung der Tränken mitentscheidend für die Wasseraufnahme

    Schweine unterteilen ihre Bucht, wenn möglich, in Liege-, Aktivitäts- und Kotbereich. Die richtige Positionierung der Stalleinrichtung hilft bei der Einteilung der Funktionsbereiche in der Bucht:
    Die Tränken sollen nicht im Ruhebereich installiert werden, sondern im Aktivitätsbereich an der Grenze zum Kotbereich, denn Schweine koten und harnen gerne an Orten, die kühl und feucht sind.

    Die Tränke sollte möglichst von der Fütterungstechnik getrennt an einer geschlossenen Buchtenwand angebracht werden. Neben den Tränken können Spielzeuge aufgehängt werden, um den Aktivitätsbereich zu unterstreichen.

    Bei wachsenden Tieren wie Mastschweinen ist es wichtig, dass die Tiere mit der Tränke mitwachsen können. Buchten, in denen die Höhe der Tränken unterschiedlich ist, ermöglichen dies. Schutz vor Verletzungen bei Nippeltränken bieten Schutzbügel. Als ausreichendes Tier-Tränkeverhältnis sehen Fachleute eine Tränke für je 12 Schweine. Damit aber auch rangniedere Schweine zu jeder Zeit ungehindert an Wasser kommen, sollten auch in einer kleinen Tiergruppe mindestens zwei Tränken vorhanden sein und in größeren Gruppen mehr Tränken angeboten werden, als es der Gesetzgeber vorschreibt.

    Wasseruntersuchung gibt Klarheit

    Keimbelastetes Trinkwasser hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Schweine. Um die Wasserleitungen frei von Biofilm, Bakterien- und Toxinablagerung zu halten, sollte stehendes Wasser in den Leitungen vermieden werden. Hier helfen Umwälzpumpen. Mit Spülmäusen am Hochdruckreiniger lassen sich Leitungen reinigen.

    Vor jeder Neubelegung eines Abteils sollten die Leitungen einmal gespült werden, damit das in der Leitung stehende Wasser entfernt wird.

    Zum Tränkewassercheck gehört auch die jährliche Wasseruntersuchung auf Fäulnis und Fäkalbakterien, Pilze und Toxine sowie pH-Wert, Salz-Gehalt, Permanganat-Index und Leitfähigkeit im Labor.

    Bei Betrieben, die ihre Schweine mit Brunnenwasser versorgen, sind insbesondere noch der Eisen- und Mangan-Gehalt wichtig, da sie die Schmackhaftigkeit durch ihren metallischen Geschmack beeinträchtigen und damit die Aufnahmemenge des Wassers verringern können. Bei einem positiven bakteriellen Befund sollten eine Zeit lang hygienisierende Mittel eingesetzt werden.

    Fazit

    Die richtige Wasserversorgung leistet einen wertvollen Beitrag in der Ernährung der Mastschweine und unterstützt das Wohlbefinden, die Tiergesundheit, die Leistung und letztlich den Betriebserfolg im Schweinestall. Mastschweinehalterinnen und -halter sollten sich die Zeit nehmen und beobachten, wie oft und wie lange die Schweine trinken. Regelmäßige Messung der Durchflussmenge und des Wasserverbrauchs helfen, die Beobachtungen mit Zahlen zu untermauern. Auch eine jährliche Wasseruntersuchung gehört zum Tränkewassercheck dazu.

    Checkliste "Wasserversorgung"

    • Anbringung der Tränken in unterschiedlichen Höhen
    • Tränken an einer geschlossenen Buchtenwand im Aktivitätsbereich anbringen
    • Durchflussmenge regelmäßig prüfen, Wasserverbrauch mit Wasseruhren messen
    • Wenn möglich im Aufzuchtstall dasselbe Tränkesystem wie im Maststall nutzen
    • Beckentränken ermöglichen das arttypische Saugtrinken der Schweine
    • bei Verwendung von Beckentränken auf die Hygiene achten
    • jährliche Wasseruntersuchung auf biologische und chemische Parameter

    Letzte Aktualisierung 08.02.2021

    Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf

    Beratung & Wissenstransfer

    Entwaldungsfreie Produkte

    Abgeholzte Fläche. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.

    EUDR: Infos & Regelungen

    Netzwerk Fokus Tierwohl

    Logo des Netzwerks Fokus Tierwohl

    Zu den Veranstaltungen

    Nach oben
    Nach oben