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Schweine können eine Vielzahl von Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung oder der Industrie verwerten und so Nährstoffkreisläufe schließen. Zudem sind Nebenprodukte oft preisgünstige Alternativen in der Fütterung. Doch welche Nebenprodukte eignen sich und worauf muss man achten?
Nebenprodukte, die sich zur Fütterung eignen, fallen in großen Mengen bei der Herstellung von Lebensmitteln, Bioethanol und Papier an. Sie sind meist nicht für die menschliche Ernährung geeignet oder fallen in Mengen an, die der Lebensmittelmarkt nicht aufnehmen kann. Nicht alle Nebenprodukte sind für Schweine gut verträglich. Es gibt jedoch einige für Schweine passende Produkte wie etwa Apfeltrester, Molke, Kartoffeldampfschalen oder Brotmehl, die wertvolle und schmackhafte Rationskomponenten sein können.
Nebenprodukte fallen als Koppelprodukt der produzierten Haupterzeugnisse an. Einige gibt es nur zu bestimmten Zeiten im Jahr und müssen deshalb gelagert werden. Je nach Anzahl der Nebenprodukte sind mehrere Silos inklusive Rührwerk für die Lagerung notwendig. Handelt es sich um feste oder feuchte Nebenprodukte, sind Bodenplatten für Silier- und Schüttgut oder sogar Kühlmöglichkeiten erforderlich. Eine Lagerung als Schüttgut ist nur möglich, wenn der Trockensubstanzgehalt über 88 bis 90 Prozent beträgt. Bei geringerem Trockensubstanzgehalt muss eine Verfütterung innerhalb von zwei bis drei Tagen erfolgen, sofern keine Nachtrocknung erfolgt, sonst drohen Schimmel und weitere Qualitätsminderungen. Verschimmelte Partien sind für die Verfütterung ungeeignet.
Je nach Bedarf oder bei längerer Lagerdauer ist bei einigen Nebenprodukten, wie z. B. Backfutter, eine Silierung mit Propion- oder Ameisensäure erforderlich. Auch eine Milchsäuregärung wird für manche Nebenprodukte für die Lagerung praktiziert, da ein niedriger pH-Wert für Stabilität sorgt. Ein niedriger pH-Wert erfordert jedoch säurebeständige Silos. Insgesamt ist bei der Lagerung und späteren Fütterung auf eine hohe Hygiene zu achten.
Schweinehaltende Betriebe, die ihre Futterration selbst mischen, greifen schon länger gerne auf Nebenprodukte zurück. Mit dem allgemeinen Anstieg der Futterkosten wächst zudem die Nachfrage nach Nebenprodukten, da sie in der Schweinefütterung oft günstiger sind als herkömmliche Futtermittel.
Die Preise für Nebenprodukte orientieren sich häufig an den Börsennotierungen für Weizen, Soja- und Rapsschrot. Wenn diese Preise steigen, steigen in der Regel auch die Preise für Nebenprodukte.
Neben den Kosten für die Nebenprodukte selbst sind auch die Kosten für Transport, Verpackung und ggf. Verarbeitung zu berücksichtigen. So fallen zum Beispiel Energiekosten für Arbeitsgänge wie Zerkleinern oder Dämpfen an. Arbeitskosten, Arbeitsaufwand und Lagerkapazitäten sind ebenfalls in die Kalkulation einzubeziehen. Ein weiterer Kostenpunkt sind regelmäßige Futteranalysen, die beim Einsatz von Nebenprodukten aufgrund der zu erwartenden Nährstoffschwankungen notwendig werden.
Der Preisvorteil eines Nebenproduktes kann auch schwinden, wenn die Ration beispielsweise mit essenziellen Aminosäuren ergänzt werden muss. Daher ist es ratsam, die Kosten der Beschaffung und der Rationszusammenstellung sorgfältig zu berechnen. Landwirte berichten von Kostenvorteilen von bis zu 10 Euro pro Tier bei Verwendung von vier Nebenprodukten und von bis zu 5 Euro bei Verwendung von zwei Nebenprodukten. Der Kostenvorteil ist jedoch betriebsindividuell und hängt davon ab, wie viele und welche Nebenprodukte zum Einsatz kommen.
Wer Nebenprodukte verfüttert, muss flexibel sein und schnell reagieren können. Nicht immer haben die Reststoffe gleichbleibende Qualitäten oder es sind verschiedene Nebenprodukte eines Herstellers abzunehmen. Dadurch müssen Futtermischungen auch kurzfristig angepasst werden. Oft gibt es bestimmte Nebenprodukte nur zu bestimmten Zeiten, dann sind sie haltbar zu machen oder es müssen Lagermöglichkeiten geschaffen werden. Hersteller möchten sich darauf verlassen können, dass ihre Partnerbetriebe die Nebenprodukte zuverlässig und vor allem auch rechtzeitig abnehmen. Gerade bei höheren Einsatzmengen sind kontinuierliche Futtermittelanalysen erforderlich, da die Qualität der einzelnen Komponenten schwanken kann.
Landwirte, die weniger flexibel sind oder den Aufwand scheuen, können Mischfutter mit einem hohen Anteil an Nebenprodukten über Futtermittelunternehmen beziehen. Diese Mischfutter können aufgrund der konstanten Rationskomponenten als Allein- oder Ergänzungsfutter eingesetzt werden. Zusätzlich werden häufig betriebsindividuelle Ergänzungsfutter angeboten, um den Bedarf an energie- und eiweißbetonten Nebenprodukten auszugleichen.
Der Einsatz von Nebenprodukten in der Schweinefütterung ist nachhaltig, da sie ansonsten als Abfall entsorgt werden müssten. Für den CO2-Fußabdruck ist wichtig, dass Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion gemeinsam mit einem Ausgangsprodukt produziert werden. Bei Weizenmehl etwa fällt die Kleie ohne weiteren Aufwand einfach an, da sie die Schale des Getreides ist. Die CO2-Fracht verteilt sich hier auf Brotmehl und Kleie. Ein weiterer Pluspunkt: Trockene Nebenprodukte wie Kleie müssen nicht energieintensiv getrocknet werden. Fällt ein flüssiges Nebenprodukt an, das nicht mit Abwärme aus dem Produktionsprozess oder einer Biogasanlage getrocknet werden kann, ist die direkte Verwertung in einer Flüssigfütterung im landwirtschaftlichen Betrieb oft ökologisch sinnvoller.
Die Verfütterung von Nebenprodukten, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, reduzieren die Konkurrenz um wertvolle Rohstoffe wie Getreide. Damit kann die Schweinehaltung zur effizienten Kreislaufwirtschaft der Lebensmittelindustrie beitragen. Es ist zu erwarten, dass es in Zukunft weitere neue Nebenprodukte geben wird, da ständig neue Lebensmittel auf den Markt kommen, bei deren Herstellung Nebenprodukte anfallen. Es lohnt sich also für interessierte Betriebe, den Markt aufmerksam zu beobachten.
Selbstverständlich müssen alle Futtermittel für Bio-Schweine – und damit auch alle Nebenprodukte – aus zertifizierter Bio-Produktion stammen. Falls der Herstellungsbetrieb sowohl Bio- als auch konventionelle Produkte erzeugt, müssen die Nebenprodukte voneinander getrennt werden. Ein Bio-Zertifikat ist unerlässlich.
Nebenprodukte können direkt beim Hersteller gekauft werden, der Landwirt organisiert dann die Abholung. Es ist aber auch möglich, Nebenprodukte über die Futtermittelindustrie zu erwerben. Dabei handelt es sich meist um flüssige Futtermittel aus verschiedenen Nebenprodukten mit relativ konstanten Eigenschaften, wie zum Beispiel einem konstanten Trockensubstanzgehalt. Diese Futtermittel sind oft das ganze Jahr über verfügbar.
Trester fällt bei der Verarbeitung von Obst wie Äpfel, Birnen und Trauben zu Saft oder Wein an. Es ist ein Gemisch aus Schalen, Kerngehäusen, Kernen und Fruchtfleischresten. Aufgrund des hohen Fasergehalts können nur geringe Mengen an Schweine verfüttert werden.
Weizenstärke ist ein Nebenprodukt der Papier- und Verpackungsindustrie. Sie wird als energiereiches Flüssigfuttermittel verwendet und hat einen niedrigen pH-Wert.
Schlempe entsteht beim Vergärungsprozess von Getreide bei der Bioethanolerzeugung. Die genaue Zusammensetzung hängt vom verwendeten Ausgangsgetreide ab. Häufig verwendet man Mais, Weizen und Gerste, manchmal auch Roggen. Getrocknete Getreideschlempe ist reich an Protein, Fett und Fasern und wird deshalb gerne als Eiweißkomponente eingesetzt.
Trockenschnitzel sind meist Zuckerrübenschnitzel, die als Nebenprodukt bei der Zuckerherstellung anfallen. Aufgrund ihres hohen Fasergehalts eignen sie sich gut für Wiederkäuer und Pferde. Auch tragende Sauen können damit gefüttert werden, weil die Trockenschnitzel durch ihren hohen Pektingehalt im Verdauungstrakt aufquellen und ein Sättigungsgefühl erzeugen.
Biertreber ist ein Nebenprodukt der Bierherstellung und wegen seines hohen Fasergehaltes für Wiederkäuer besser geeignet als für Schweine. Wer jedoch in der Nähe einer Brauerei wirtschaftet und mit feucht-warmen Futtermitteln maschinell umgehen kann, kann dieses Nebenprodukt an Schweine verfüttern.
Nebenprodukte aus der Backwarenherstellung, wie Kuchen, Kleingebäck und Altbrot, können wie Getreide als Energielieferanten betrachtet werden. Sie enthalten zum Teil einen sehr hohen Zuckergehalt, sind sehr energiereich und können daher zu Verfettung der Tiere führen. Trockene Backwaren werden geschreddert und über den Trockenfutterautomaten gefüttert. Zu feuchtes Brot muss wegen der Schimmelgefahr nachgetrocknet werden.
Der Rohprotein- und Aminosäuregehalt entspricht in etwa dem von Getreide. Wichtig ist, dass das Mineralfutter in der Ration kein Natrium enthält, da Backfutter bereits einen hohen Salzgehalt aufweist.
Ölkuchen fallen bei der Ölherstellung an. Soja-, Mohn-, Lein- oder Kürbiskernkuchen haben einen hohen Fettgehalt von bis zu 15 Prozent. Werden solche fettreichen Kuchen mit Mais oder Hafer kombiniert, entsteht ein Überhang an Energie im Vergleich zum Eiweiß, was zu einem geringeren Magerfleischanteil führt. Diese Ölkuchen schmecken Schweinen sehr gut und enthalten hohe Eiweißgehalte von etwa 30 Prozent, Sojakuchen sogar noch mehr. Das macht sie einerseits zu einem sehr guten Schweinefuttermittel, andererseits führt der hohe Fettgehalt mit vielen ungesättigten Fettsäuren zur Verfettung der Schweine und zu weichem Speck.
In Mühlen fällt Überschussgetreide wie Schmacht- und Bruchkörner, Futtermehle, Futtergrießkleien und Kleien als Nebenprodukt an. Je nach Getreideart, Rohfasergehalt und Feinheit sind sie für die Schweinefütterung sehr gut bis mäßig geeignet.
Kartoffeln und Kartoffeldampfschalen: Nicht verkehrsfähige Kartoffeln, die wegen äußerer Fehler oder ihrer Größe aussortiert werden, können an Schweine verfüttert werden. Mit diesem Energiefuttermittel kann viel Futtergetreide eingespart werden. Allerdings müssen die Kartoffeln gedämpft werden, da Schweine rohe Kartoffeln nicht verdauen können. Das Dämpfen reduziert schädliche Inhaltsstoffe und verbessert die Nährstoffverfügbarkeit. Gekeimte oder grüne Kartoffeln gehören nicht ins Futter. Kartoffeldampfschalen entstehen während des Dämpfungsprozesses. Nach sorgfältiger Sortierung und Reinigung werden die Kartoffeln mit Dampf geschält. Anschließend werden die Schalen der Kartoffel beispielsweise mit Bürsten entfernt.
Nachdem der Milch das Eiweiß in Form von Käse entzogen wurde, bleibt Molke übrig. Sie enthält viel Energie, ähnlich wie Getreide, sowie viel verdaulichen Phosphor und Salz, so dass auf die Zugabe von Viehsalz verzichtet werden kann. Neben Molke sind auch Quarkabfälle, Fehlgärungen bei Käse oder auch Fehlchargen bei der Herstellung von Babymilchprodukten wertvolle Nebenprodukte.
Sonstige Nebenprodukte: Sojabohnen und Lupinen werden immer häufiger für die Herstellung von Tofu, Knabberkernen und Drinks verwendet. Dabei fallen eiweißreiche Schweinefuttermittel wie Okara, Bruchkörner oder Fehlchargen an. Okara, ein geschmacksneutrales Nebenprodukt, entsteht bei der Herstellung von Sojamilch oder Tofu. Wer solche Unternehmen in seiner Nähe hat, kann sich nach Nebenprodukten erkundigen. Das gilt auch für Nachbarn von Legehennenbetrieben, da Brucheier sehr eiweißreich und bei Schweinen beliebte Futtermittel sind.
Letzte Aktualisierung 13.06.2024